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Panorama

Glauber verspricht Aufklärung des Umweltskandals in Oberstdorf

today23. November 2022 12

Hintergrund
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Wie konnte es zu dem Umweltskandal im Rappenalptal bei Oberstdorf im Allgäu kommen, wo ein Wildbach ohne Genehmigung kanalisiert wurde? Die Klärung dieser Frage liegt nun bei der Regierung von Schwaben und bei der Staatsanwaltschaft. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber war am Mittwochvormittag vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen.

"Der Rappenalpbach und das Rappenalptal sind natürlich ein Juwel!", sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber in Anschluss an die Besichtigung des Rappenalpbaches bei Oberstdorf. Mit dabei waren neben Oberstdorfs Bürgermeister Klaus King und der Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller auch Vertreter der Regierung von Schwaben, der Unteren Naturschutzbehörde und des Wasserwirtschaftsamtes. 

Ein Juwel, das aktuell kein Juwel mehr ist: Ohne Genehmigung hat eine Alpgenossenschaft den Wildbach im Rappenalptal begradigt und kanalisiert. "Jeder, der mit Wanderschuhen im Tal unterwegs ist der wird sehen, dass er vor einer Landschaft steht, die kanalisiert ist, die am Ende eher einer Kraterlandschaft ähnelt als einem mäandernden Fluss, der eigentlich hier sein sollte", beschrieb Glauber die aktuelle Situation vor Ort. Und das in einer Gegend, die man in seinen Augen schützen muss als "den besondersten Lebensraum, den es überhaupt gibt!"

Der Rappenalpbach ist Wildbach und liegt inmitten des Naturschutzgebietes Allgäuer Hochalpen. Erst vor knapp vier Wochen war der Umweltminister im Oberallgäu, um hier das 30-jährige Jubiläum des Naturschutzgebietes Allgäuer Hochalpen zu feiern. Das Rappenalptal liegt außerdem in einem europäischen Vogelschutzgebiet und steht als "Flora Fauna Habitat"-Gebiet unter dem besonderen Schutz der EU. Dennoch wurde der Wildbach nun ohne Genehmigung auf einer Länge von rund 1,6 Kilometern begradigt und vertieft. Nach einem Schlagwetterereignis im August, bei dem es auch Kieseinträge in den Bach gab, hatte dem Landratsamt ein Bauantrag vorgelegen. Allerdings in weitaus kleinerem Ausmaß als die Bauarbeiten nun erledigt wurden, betont die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller. 

Mit den Baumaßnahmen, die den Flusslauf völlig verändert, gar kanalisiert haben, wurde viel Natur zerstört. Lebensraum für zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen. Minister Glauber verspricht die Aufarbeitung des Skandals, "wer für diese Veränderungen in diesem wunderbaren Naturraum verantwortlich ist, wer der Natur hier Schäden zugefügt hat, das muss aus meiner Sicht umfänglich geklärt werden!" 

Glauber richtet seinen Dank an die Regierung von Schwaben, die inzwischen mit Hochdruck an der Aufklärung arbeite, wie auch an die nachgelagerten Behörden wie Landkreis und Kommune. Auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich inzwischen mit der Sache. "Das Umweltschadensrecht ist ein gut ausgestattetes", so Glauber weiter. "Bei Schutzgebietsschädigungen sprechen wir von bis zu 50.000 Euro Strafen", erläutert der er. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft werden sich die Behörden mit aller Kraft dafür einsetzen, dass letztendlich derjenige zur Rechenschaft gezogen werde, der für die Schäden an der Natur verantwortlich ist.

Parallel zur Ursachenforschung werde bereits an einem Gutachten gearbeitet, "Ob die Schäden, die jetzt hier entstanden sind, in Sole und Biodiversität, wieder herzustellen sind", wie lange das dauern wird und wie vorgegangen werden muss, erläutert Glauber. Das Tal sei jetzt bereits mit Schnee bedeckt, bis zum Frühjahr solle jedoch ein Sanierungskonzept stehen, wie die zerstörten Lebensräume wieder belebt werden können.

Hochwasserschutz gewährleisten

Neben der Wiederherstellung der Lebensräume ist auch wichtig, dass der Hochwasserschutz im Bereich des Rappenalpbaches gewährleistet wird. Auch hier werden Arbeiten nötig sein. Schließlich, so der Minister, reagiert ein mäandernder Fluss oder Bach völlig anders auf große Wassermassen wie ein Fluss oder Bach, der in ein starres Kanalbett gezwängt ist, wie es dem Rappenalpbach in diesem Gebiet nun angetan wurde.

Die große Frage nach dem "Warum"

Auf die Frage nach dem "Warum?" hat der Minister keine Antwort: "Wenn man diese Kraterlandschaft sieht muss man sich schon fragen, was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben!" Auch die Landrätin hat auf diese Frage keine Antwort. Sie ist nach der Besichtigung vor Ort sichtlich erschüttert. "Es ist schon sehr beeindruckend, was dort oben in den vergangenen Wochen passiert ist – beeindruckend im negativen Sinne", sagt sie. Weiter erzählt Baier-Müller von zum Teil meterhohen Wällen, die dort aufgeschüttet wurden. 

Es habe nach dem Schlagwetterereignis im August einen Bauantrag gegeben für kleinere Arbeiten. "Allerdings wussten wir nicht in diesem Umfang, dass da solche Eingriffe vorgenommen wurden", so die Landrätin. "In dem Moment, in dem wir die Meldung erhalten haben, da wird was verändert, und in dem wir Fotos vorgelegt bekamen, haben wir Rücksprache gehalten und sofort die Einstellung der Arbeiten veranlasst!", betont sie. Aktuell habe das Landratsamt keinen Kontakt und auch keinen Austausch zur Alpgenossenschaft. "Wir ziehen uns auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zurück, das muss jetzt erst einmal geklärt werden!"

Auch wenn nun die Regierung von Schwaben die federführenden Ermittlungen übernommen habe, steht das Landratsamt immer für Vor-Ort-Termine zur Verfügung. Auch werden nun möglichst schnell erste Maßnahmen veranlasst, wie beispielsweise das Aufbrechen der "Deiche" im Rappenalptal.

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Geschrieben von: Redaktion

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