Zwischen hohen Fichten wächst eine kleine, kniehohe Tanne mit dunkelgrünen Nadeln. Försterin Anna Notz betrachtet zufrieden das Bäumchen – ein Zeichen für den Erfolg der gezielten Waldverjüngung bei Familie Diepolder in Oy-Mittelberg. Stefan Diepolder ist mit ihr vor Ort, um sich beraten zu lassen, wie der Familienwald klimafit und zukunftsfähig gestaltet werden kann.

Der Klimawandel stellt auch die Wälder vor große Herausforderungen. Traditionelle Baumarten wie die Fichte, einst der „Brotbaum“ im Allgäu, leiden unter Hitze, Trockenheit und Schädlingen. Geschwächte Wälder sind anfälliger für Stürme oder Erdrutsche – mit gravierenden Folgen. Doch Wälder sind mehr als nur Wirtschaftsfaktor: Sie reinigen die Luft, schützen vor Naturgefahren und liefern nachhaltiges Holz. Deshalb arbeiten Waldbesitzende und Försterinnen intensiv am Umbau hin zu widerstandsfähigen Mischwäldern, die den klimatischen Veränderungen trotzen.
Unterstützung erhalten sie dabei von der Bayerischen Forstverwaltung. Neben der regulären waldbaulichen Beratung durch Revierförster gibt es in Bayern 50 Projektgebiete der „Initiative Zukunftswald“ (IZW). Im Oberallgäu sind Försterinnen Anna Notz und Sabine Sandholz in den Gebieten Sulzberg, Oy-Mittelberg sowie Probstried und Wiggensbach aktiv. Seit Jahresbeginn beraten sie Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer zur Naturverjüngung und zum Erhalt der Weißtanne – einer Baumart, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Rund 40 Interessierte im Oberallgäu haben bereits Beratungen wahrgenommen und Fördermittel beantragt. Gemeinsame Waldbegänge und Informationsveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Im Familienwald der Diepolders zeigt sich Försterin Notz zufrieden mit der Naturverjüngung auf einer Fläche: „Hier kommt schon eine gute Mischung nach. Mit etwas Unterstützung können die jungen Tannen zusammen mit Buchen und Fichten gut wachsen.“ Diepolders bewirtschaften ihren Wald nachhaltig, wie der kürzliche Holzschlag für einen Dachstuhl beweist. „Uns ist wichtig, dass die nächsten Generationen auch noch etwas vom Wald haben“, sagt Stefan Diepolder.
An einer anderen Stelle im Wald, einem Steilhang mit dichtem Fichtendach, fehlt es noch an Licht für eine natürliche Verjüngung. Notz rät zu einer vorsichtigen Durchforstung, um das Sonnenlicht wieder an den Boden zu lassen. „Dann braucht es nur noch Zeit, bis sich die Naturverjüngung von selbst entwickelt.“ Gemeinsam planen Diepolder und Notz die nächsten Schritte.
Viele Waldbesitzende stehen vor ähnlichen Fragen: Sie wollen ihren Wald zukunftsfähig machen, benötigen aber fachkundige Beratung zu den konkreten Maßnahmen. „Die Beratung ist super, weil ich gezielt Antworten auf meine Fragen bekomme“, betont Diepolder.
Für die Försterinnen Notz und Sandholz ist die Arbeit in den Beratungsterminen eine Herzensangelegenheit. Denn der Wald der Zukunft ist ein Gemeinschaftswerk, das nur durch das Engagement von Waldbesitzern, Fachleuten und der Gesellschaft gelingt.
Infokasten: Initiative Zukunftswald (IZW)
Die Bayerische Forstverwaltung hat die Initiative Zukunftswald ins Leben gerufen, um klimastabile Wälder zu fördern und die Vielfalt der Wälder für kommende Generationen zu erhalten. Regionale Projekte informieren und unterstützen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer dabei, ihre Wälder an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Im Landkreis Oberallgäu sind Anna Notz und Sabine Sandholz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten Ansprechpartnerinnen. Weitere Informationen erhalten Waldbesitzende über die zuständigen Revierförster oder direkt bei den IZW-Försterinnen.