AD
play_arrow

keyboard_arrow_right

Listeners:

Top listeners:

skip_previous skip_next
00:00 00:00
playlist_play chevron_left
volume_up
  • play_arrow

    AllgäuHIT

  • cover play_arrow

    AllgäuHIT-Kaffeeklatsch: mit Rebecca Simoneit-Barum vom Zirkus Charles Knie

  • cover play_arrow

    „Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger

  • cover play_arrow

    „Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger

Aktuelles

2024 rund 12 Prozent mehr politisch motivierte Straftaten im Bereich des Polizeipräsidium Schwaben Süd/West

today16. April 2025 141

Hintergrund
share close
AD

2024 hat es im Bereich des Polizeipräsidium Schwaben Süd/West rund 12 Prozent mehr politisch motivierte Straftaten gegeben als im Vorjahr. Das geht aus dem Jahresbericht zur politisch motivierten Kriminalität im Schutzbereich hervor, der jetzt veröffentlicht wurde.

 

Symbolbild Polizei im Einsatz; Foto: Pixabay

Die politisch motivierte Kriminalität umfasst die „klassischen“ Staatsschutzdelikte und sonstige Straftaten, wenn nach Würdigung der Gesamtumstände eine politische Tatmotivation vorliegt.
Der Anteil der politisch motivierten Straftaten betrug 2024 1,48 Prozent (oder 571 Fälle) an der Gesamtkriminalität. Damit steigerten sich die Zahlen um rund 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den größten Anteil an den Straftaten stellt der Bereich der sonstigen Zuordnung mit 256 erfassten Delikten dar. Darunter fallen beispielsweise Beschädigungen von Wahlplakaten, die keiner der anderen Phänomenbereiche zuzuordnen waren, aber auch Propaganda- oder Gewaltdelikte. Der zweitgrößte Bereich sind die Straftaten aus dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität –rechts – mit rund 250 erfassten Delikten.

Die Auswirkungen internationaler Auseinandersetzungen zeigen sich auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums, so Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner:

„Die anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen in der ganzen Welt und insbesondere die Anschläge in den vergangenen 12 Monaten im gesamten Bundesgebiet haben uns gezeigt, welche Auswirkungen politisch oder ideologisch motivierte Taten auf unseren Lebensalltag haben.

Auch beim Blick auf verschiedene Länder in der Welt sehen wir, dass eine stabile Demokratie inzwischen leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Aus diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, etwaigen Bedrohungen gegen unsere Demokratie mit Überzeugung und Entschlossenheit entgegenzutreten.“

Zugleich ordnet sie die Zahlen zur Politisch motivierten Kriminalität aus dem Phänomenbereich rechts ein:

„Äußerungen und Handlungen, die sich gezielt gegen unsere freiheitlich-demokratischen Grundordnung richten, werden wir konsequent verfolgen. Gerade vor dem Hintergrund gestiegener Fallzahlen im Bereich rechtsmotivierter und ideologischer Straftaten, richten wir unseren Fokus auch weiterhin intensiv auf diesen Bereich“

 

Der Bericht im Detail:

Für das Tatjahr 2024 wurden insgesamt 571 PMK-Delikte (2023: 512) im Zuständigkeitsbereich des PP Schwaben Süd/West erfasst. Dies ergibt eine Steigerung um 11,5 % im Vergleich zum Vorjahr (2023: 16,9 % Steigerung). Der Anteil der politisch motivierten Straftaten beträgt dabei 1,48 % an der (unbereinigten) Gesamtkriminalität (2023: 1,28 %).

Ursächlich für die erneute Steigerung ist im Wesentlichen die Zunahme der Fallzahlen aus den Phänomenbereichen -Rechts- und -Sonstige Zuordnung. Bei den PMK-Gewaltdelikten erhöhten sich die Fallzahlen im Vergleichszeitraum im Gegensatz zum Vorjahr auf 45 Straftaten (2023: 28); darunter 32 (2023: 12) Körperverletzungen und 5 (2023: 11) Widerstandshandlungen.

Ein leichter Anstieg ist auch bei der Anzahl der politisch motivierten Propagandadelikte, überwiegend unter Nutzung der Informationstechnik, festzustellen. Im Vergleich zum Vorjahr (149 Fälle) erhöhte sich die Anzahl der Taten um 16,9 % auf 166 Delikte. Die Aufklärungsquote blieb nahezu unverändert und liegt im Jahr 2024 bei 58,14 % (332 geklärte Delikte, 2023: 58,59 %, 300 Fälle).

 

1. Gesamtzahlen im Bereich des PP Schwaben Süd/West

1.1 Reichsbürgerbewegung

  • Nach statistischen Angaben des „Lagebildes Reichsbürgerbewegung“ waren im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West mit Stand 31.12.2024
    insgesamt 353 Personen als Reichsbürger erfasst. Gegenüber dem Vorjahr mit 389 identifizierten Reichsbürgern, ist damit eine Reduktion um 9,25 % zu verzeichnen.
  • Reichsbürger fallen zumeist erstmals mit Schreiben an Behörden (Finanzamt, Bürgerbüro, Gemeindeverwaltungen, selten Polizei) auf, um sich gegen Forderungen (u. a. GEZ, Steuern, Erteilung Personalausweis) auszusprechen. Hierzu werden meist vorgefertigte, im Netz erhältliche und individuell ausfüllbare „Akzeptanzschreiben“ verwendet. Die Szene tritt dabei nach außen größtenteils nicht homogen auf.
  •  Im Jahr 2024 wurden insgesamt nur 21 Delikte Reichsbürgern zugeordnet. (Vorjahr 39, Reduktion um 46,15 %). Dabei handelte es sich zumeist um Nötigungs- und Erpressungsschreiben an Behörden.

1.2 „Bauernproteste“

Aufgrund der Entscheidung des BVerfG zur Verfassungswidrigkeit des Nachtragshaushalts 2021 kündigte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir Ende 2023 die Erhebung von Steuern für Agrardiesel analog zum herkömmlichen Dieselkraftstoff und die Einführung einer Kraftfahrzeugsteuer an. Dies führte zu Jahresbeginn 2024 zu teilweise erheblichen Protesten von Landwirten.

Der Deutsche Bauernverband rief dabei u. a. zu einer „Aktionswoche zu Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung“ ab dem 8. Januar 2024 auf. Darüber hinaus hatten sich eine Reihe weiterer Organisationen, darunter Spediteure, Handwerker, Fischer und Jäger, dem Aufruf angeschlossen.

Im Bereich des PP Schwaben Süd/West lagen die Schwerpunkte der Protestaktion vor allem in Kempten (Blockade des Medienzentrums der Allgäuer Zeitung) sowie in Mindelheim (Blockade von mehreren Zufahrtsstraßen).

Bei insgesamt 263 für das Jahr 2024 bekannt gewordenen Versammlungen wurden 113 polizeiliche Vorgänge erfasst.

In 27 Fallen wurden Strafverfahren eingeleitet, die als politisch motiviert bewertet wurden.

1.3 Hasskriminalität

Die Anzahl der politisch motivierten Delikte des Oberthemenfelds Hasskriminalität erhöhte sich im Jahr 2024 von 124 auf 161 (+29,8 %); dabei stieg auch der Anteil der fremdenfeindlichen Straftaten im Vergleichszeitraum von 2023 zu 2024 signifikant um 25,4 % von 114 auf 143 Delikte an.

  • In den meisten Fällen handelt es sich nach wie vor um Hasspostings in sozialen Netzwerken, gefolgt von WhatsApp-Gruppenchats. Dabei werden regelmäßig die Tatbestände der Volksverhetzung sowie des Paragraph 86a StGB erfüllt. Es handelt sich oftmals um „virale“ Schriften, welche meist unreflektiert zur bloßen Erzeugung von Aufmerksamkeit über die sozialen Medien geteilt werden.
  • Die Taten waren dabei im Wesentlichen 103 (2023: 96) dem Phänomenbereich der PMK-Rechts- zuzuordnen.
  •  Der Anteil der Hasskriminalität an der Gesamtzahl der politisch motivierten Taten lag bei 161 von 571 Taten (28,2 %) und ist damit im Vergleich zum Vorjahr mit 24,22 % (124 von 512 Delikten) leicht gestiegen. Der Anteil antisemitischer Delikte blieb nahezu unverändert bei 5,2 % (30 Delikte von 571).

Die Aufklarungsquote sank im Vergleichszeitraum leicht von 73,4 % auf 70,8 %.

Übersicht Hasskriminalität

1.4 Gewaltkriminalität

  • In Bereich des PP Schwaben Süd/West wurden im Vergleich zum Vorjahr (28) 45 politisch motivierte Gewaltdelikte erfasst (Steigerung um 60,7 %). Größten Anteil daran haben Körperverletzungen mit 32 Fällen.
  • 17 Delikte sind dabei dem Phänomenbereich der PMK/R und 19 dem Phänomenbereich PMK/SZ zuzuordnen.
  • Die Anzahl der Delikte des Phänomenbereichs PMK -Rechts-stieg im Schutzbereich erneut an. Der Zuwachs beträgt gegenüber dem Vorjahr 16,9 % (2024: 249 Fälle – 2023: 213 Fälle). Ein Großteil der Delikte wurde weiterhin unter Nutzung des Tatmittels Internet durch Weitergabe unreflektierter Posts in sozialen Netzwerken begangen. Dabei handelt es sich überwiegend um Propagandadelikte mit 142 (2023: 117) und Volksverhetzungen mit 50 Fällen (2023: 47). Die Anzahl an Gewaltdelikten stieg von 9 (2023) auf 17 Fälle (2024) und liegt somit deutlich über dem 10-Jahresmittel von 9,2 Delikten. Gewaltdelikte werden zumeist im Zusammenhang mit Streitsituationen begangen, in deren Verlauf neben Tätlichkeiten auch politisch motivierte Äußerungen und Beleidigungen fielen.
  •  Die Aufklarungsquote lag bei 61,4 % (2023: 62 %).

 

2. Entwicklung der Fallzahlen des PP Schwaben Süd/west in den einzelnen Phänomenbereichen

2.1 Politisch motivierte Kriminalität – Recht –

• Die Anzahl der Delikte des Phänomenbereichs PMK -Rechts-stieg im Schutzbereich erneut an.

Der Zuwachs beträgt gegenüber dem Vorjahr 16,9 % (2024: 249 Fälle – 2023: 213 Fälle). Ein Großteil der Delikte wurde weiterhin unter Nutzung des Tatmittels Internet durch Weitergabe unreflektierter Posts in sozialen Netzwerken begangen. Dabei handelt es sich überwiegend um Propagandadelikte mit 142 (2023: 117) und Volksverhetzungen mit 50 Fällen (2023: 47).

Die Anzahl an Gewaltdelikten stieg von 9 (2023) auf 17 Fälle (2024) und liegt somit deutlich über dem 10-Jahresmittel von 9,2 Delikten. Gewaltdelikte werden zumeist im Zusammenhang mit Streitsituationen begangen, in deren Verlauf neben Tätlichkeiten auch politisch motivierte Äußerungen und Beleidigungen fielen.

• Die Aufklärungsquote lag bei 61,4 % (2023: 62 %).

 

2.2 Politisch motivierte Kriminalität -Links-

• Mit 22 Fällen in 2024 blieb die Anzahl der Delikte im Bereich der PMK -Links-(2023: 19 Fälle) auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre. Bei 12 der 19 Delikte handelte es sich um Sachbeschädigungen. Der Anteil der PMK-Links beträgt 3,85 % an der gesamten PMK.

• Die Anzahl an Gewaltdelikten ist im Schutzbereich des PP SWS seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Für 2024 wurden zwei linksmotivierte Körper-verletzungen erfasst. Die Aufklärungsquote lag bei 36,4 % (2023: 57,9 %).

 

2.3 Politisch motivierte Kriminalität -Ausländische Ideologie-

  • Die Anzahl der Straftaten aus dem Phänomenbereich -Ausländische Ideologie-nahm mit 31 erfassten Delikten im Jahr 2024 nochmals deutlich zu (2023: 21 Fälle). Der sprunghafte Anstieg ab 2023 ist durch die phänomenbezogene Einstufung von Taten der nach wie vor andauernden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten zu erklären.
  • Wesentlichen Anteil hatten dabei Sachbeschädigungen und Volksverhetzungen mit jeweils 7 Delikten.
  • Die Aufklärungsquote lag bei 54,8 % (2023: 42,9 %).

 

2.4 Politisch motivierte Kriminalität -Religiöse Ideologie-

  • Der Phänomenbereich PMK -Religiöse Ideologie- wird seit dem 2. Quartal im Jahr 2017
    gesondert ausgewiesen.
  • Während es von 2020 bis 2022 im Phänomenbereich PMK/RI kaum Vorgänge gab, stiegen die Zahlen Ende 2023 mit dem beginnenden Nahost-Konflikt deutlich an. Für das Jahr 2024 wurden 13 Fälle statistisch erfasst (2023: 17 Fälle).

 

2.5 Politisch motivierte Kriminalität -Sonstige Zuordnung-

  • Diesem Phänomenbereich werden seit 2019 u. a. durch Reichsbürger sowie seit
    2020 durch sog. „Querdenker“ und Impfgegner verübte Delikte zugerechnet.
    Zudem beinhaltet der Bereich Delikte, die keinem der vorgenannten PMK-Bereiche gesichert zugeordnet werden können.
  • Der Anteil der Delikte im Phänomenbereich -Sonstige Zuordnung- stieg im Vergleich zum Vorjahr nochmals leicht um 5,7 % an (2024: 256 Fälle, 2023: 242 Fälle). Der Anstieg ist vor allem durch eine Vielzahl von Sachbeschädigungen u. a. an Wahlplakaten (49 Fälle) sowie von Nötigungen bzw. Bedrohungen (36) zu erklären.
  • Die PMK/SZ ist damit anteilsmäßig seit 2023 stärkster Phänomenbereich (44,8 %
    Anteil der PMK-Delikte).
  • Die Anzahl der Gewalttaten blieb mit 18 auf dem Niveau des Vorjahres (2023: 18)
    an. Dabei handelte es u.a. um Widerstands-(3), Erpressungs-(4) und Körperverletzungsdelikte (10).
  • Die Aufklärungsquote lag bei 57,4 % (2023: 55,8 %).

3. Bewertung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West

Auch im vergangenen Jahr verzeichnete das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West eine Steigerung der Fallzahlen im Bereich der Politisch motivierten Kriminalität. Diese Entwicklung gibt gerade vor dem Hintergrund des Krieges im Nahen Osten und der Ukraine weiter Anlass zur Sorge. Gerade die in den vergangenen Monaten vollübten Anschläge unter Nutzung von Fahrzeugen gegen Menschenmengen haben gezeigt, dass wir weiterhin konsequent und intensiv gegen politisch motivierte und ideologische Straftaten vorgehen müssen.

Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner hebt hervor, dass die Ermittler weiterhin mit Nachdruck und Konsequenz gegen politisch motivierte Straftaten vorgehen:

„Die anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen in der ganzen Welt und insbesondere die Anschläge in den vergangenen 12 Monaten im gesamten Bundesgebiet haben uns gezeigt, welche Auswirkungen politisch oder ideologisch motivierte Taten auf unseren Lebensalltag haben. Auch beim Blick auf verschiedene Länder in der Welt sehen wir, dass eine stabile Demokratie inzwischen leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Aus diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, etwaigen Bedrohungen gegen unsere Demokratie mit Überzeugung und Entschlossenheit entgegenzutreten. Politisch motivierten Aggressionen und Straftaten begegnen wir – unabhängig von der individuellen Motivation – mit aller Konsequenz. Äußerungen und Handlungen, die sich gezielt gegen unsere freiheitlich-demokratischen Grundordnung richten, werden wir konsequent verfolgen. Gerade vor dem Hintergrund gestiegener Fallzahlen im Bereich rechtsmotivierter und ideologischer Straftaten, richten wir unseren Fokus auch weiterhin intensiv auf diesen Bereich.“

Leitender Kriminaldirektor Michael Haber zur Entwicklung der Fallzahlen:

„Die Zahl der politisch motivierten Straftaten erreicht einen neuen Höchststand seit Beginn der Erfassung. Der Phänomenbereich politisch rechts motivierter Kriminalität machte dabei fast die Hälfte der Straftaten aus. Rechtsextremismus bleibt die größte Bedrohung für die Sicherheit in unserem Lande.“

AD

Geschrieben von: Uschi Binkert

Rate it
AD
AD
AD
AD