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Wirtschaft

Fachkräftemangel bei Handwerksbetrieben im Allgäu

today24. Mai 2022 16

Hintergrund
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Ein Bericht von Norbert Kolz

Bundesweit fehlen derzeit ca. 250.000 Facharbeiter. Im Handwerksbereich dauert es im Schnitt ca. 9 Monate bis ein Auftrag ausgeführt werden kann. Vor Ort, z.B. im Landkreis Lindau, sind derzeit 150 bis 200 Stellen unbesetzt. Genaue Zahlen gibt es dazu weder von der Arbeitsagentur noch von der Handwerkskammer Schwaben, so Kreishandwerksmeister Jan Coenen.

Coenen ist Geschäftsführer der Firma Würschinger in Lindau, einem Fachhandwerksbetrieb für Heizung, Sanitär und Anlagen für die Nutzung regenerativer Energien. Seit 2020 ist er der „Neue“ an der Spitze der Kreishandwerkerschaft Lindau.

Coenen bedauert, dass es für den Landkreis Lindau keine exakte Ermittlung der offenen Stellen für die Handwerksbetriebe gibt. Weder über die Arbeitsagentur noch über die Handwerkskammer Schwaben seien hier aktuelle Zahlen zu erfahren. Das läge daran, dass viele Handwerksbetriebe offene Stellen nicht direkt melden, sondern versuchen würden diese direkt durch persönliche Kontakte und Werbung um unmittelbaren Umfeld zu besetzen.

Aufgrund der aktuellen Herausforderungen im Bereich Materialdisposition mit hohen Preisen und Lieferzeiten, seien viele Betriebe bei Ihrem zusätzlichen Personalbedarf etwas zurückhaltender geworden. Coenen: „Wir können aber konservativ davon ausgehen, dass es im Landkreis Lindau im Bereich des Handwerks (rund 1200 Betriebe) aktuell 150 – 200 offene Stellen gibt.

Auch wenn bundesweit Auszubildende fehlen, so kann er für das eigene Unternehmen diese Entwicklung nicht bestätigen. Im Gegenteil, die Bewerbungseingänge steigen und nach seiner Erfahrung sei beim Handwerk in den letzten Jahren eher ein Imagegewinn zu verzeichnen, besonders bei den system relevanten Unternehmen. Lag sicher auch daran, dass der Heizungs- und Sanitärbereich während der Coronazeit arbeiten durfte. Diese Signale kämen draußen an und so hätte sein eigenes Unternehmen so viele Bewerbungen bekommen wie lange nicht die letzten zwei Jahre. Dies gilt jedoch nicht für ausgebildete Fachkräfte, hier hätten sich Handwerksbetriebe schon verabschiedet und die Hoffnung aufgegeben am Markt ausgebildete Fachkräfte zu bekommen. Das läge daran, dass ausgebildete Handwerker alle bereits bei Betrieben arbeiten würden, ein Wechsel käme selten vor. Coenen verkennt nicht, dass das Problem auch bei den Handwerksbetrieben selbst läge. Hier herrschte lange Zeit, das Prinzip Hoffnung, nach dem Motto, es werden auf dem Arbeitsmarkt schon genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Betont werden müsse aber, dass die Ausbildungsquote im Handwerk gut sei, es würde überproportional ausreichend ausgebildet. Dennoch, in der Fläche gäbe es Betriebe, die das anders sehen. Läge auch daran dass, gerade kleine Unternehmen, mit den bürokratischen und administrativen Anforderungen, gerade im Ausbildungsbereich, zum Teil überfordert seien.

Elektriker, Anlagenmechaniker, Zimmerer sind beliebte Berufe, im Gegensatz dazu haben es Betriebe bei denen Maler und Maurer gebraucht werden zurzeit sehr schwer qualifiziertes Personal zu finden. Den Vorwurf, es gäbe zu wenig Bereitschaft bei den jungen Leuten in den Handwerksberuf einzusteigen, lässt der Kreishandwerksmeister nicht gelten. Vielmehr hält er nichts vom Abgesang, dass die Jugendlichen zu wenig mitbringen würden. Er hält mehr davon, dass sich die Betriebe auch auf die veränderten Gegebenheiten einlassen müssen und in die Ausbildung mehr investieren. Dazu gehört auch, dass die Betriebe als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb attraktiver werden und sich Gedanken machen, wie man sich auf die Jugendlichen einstellen muss. Für Coenen selbst sind Disziplin und Regeln eine Grundvoraussetzung, auf der anderen Seite sei aber Motivation für ihn wichtiger, als ein Portfolio an Talenten und Fähigkeiten. Ein Ausbildungsbetrieb sei dazu da auszubilden und zu fördern.

Der Mangel an Fachkräften reduziert die Kapazitäten in den Betrieben und es kann dadurch passieren, dass ein Unternehmen in ein Ungleichgewicht fällt. Insgesamt macht sich Jan Coenen nicht nur als Kreishandwerksmeister, sondern auch als Unternehmer Gedanken über die Situation. Wenn bei Zimmerern, Maurern und anderen Gewerken die an einem Bauprozess beteiligt sind Kapazitäten fehlen, dann nützt es ihm trotz guter Mannschaft nichts, weil eben das Haus jetzt gebaut werden sollte. Das die Unternehmen an der Situation arbeiten, lässt sich auch daran erkennen, dass viele Betriebe familienfreundliche Arbeitsbedingungen eingeführt hätten, denn ohne diese neuen Ideen kämen Handwerksbetrieben heute nicht mehr an Fachkräfte.

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Geschrieben von: Redaktion

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