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Im Rahmen der 7. Allgäuer Lungentage veranstaltet das Klinikum Kempten in Kooperation mit den Fachkliniken Wangen drei online Patientenvorträge zum Thema Post-Covid. Das Post-Covid Syndrom kann nach überstandener Covid-19 Erkrankung auftreten. Bisher ist das Beschwerdebild der Betroffenen vielschichtig und komplex und immer noch zu wenig verstanden. AllgäuHIT hat mit Prof. Dr. Christian Schumann, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin im Klinikverbund Allgäu, gesprochen.
In drei Patientenvorträgen widmen sich Allgäuer Mediziner dem Thema Post Covid und bieten die Möglichkeit zur Information und Diskussion im virtuellen Raum. Zum Auftakt am 28.03.2022 wird Dr. Lutz Menthel über seine Erfahrungen aus der hausärztlichen Praxis berichten. Am 30.03.22 berichtet die Lungenfachärztin Dr. Kim Husemann (MVZ Klinikum Kempten) über die Ansätze und Ideen im Bereich der speziellen Diagnostik zu Post-Covid und über den notwendigen Forschungsbedarf. Im letzten Vortrag am 01.04.2022 werden die Rehabilitationsmediziner Dr. Andreas Wagner (Allgäu Klinik, Pfronten) und Chefarzt Prof. Dr. Josef Rosenecker (Rehabilitionsklinik für Kinder- und Jugendliche, Wangen) über die möglichen Auswirkungen von Post-Covid und über ihre Erfahrungen in der Unterscheidung zwischen Post-Covid und long lockdown berich-ten.
Die Vorträge beginnen jeweils um 19 Uhr. Die Teilnahme an den Vorträgen erfolgt hier. Nach den Vorträgen besteht die Möglichkeit im Live-Chat mit den Referenten in Kontakt zu kommen und Fragen zu stellen.
Wie Prof. Dr. Schumann im Gespräch mit AllgäuHIT erläutert spricht man von einer Post-Covid-Erkrankung, wenn Menschen auch 12 Wochen nach einer Infektion mit dem Corona-Virus unter anhaltenden Beschwerden leiden. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, anhaltender Geschmacks- oder Geruchsverlust sind nur einige der Symptome. Verschiedene Studien zeigen laut Prof. Schumann, dass Post Covid bei zwischen 40 und 70 Prozent der Patienten vorkommt. "Bei Patienten, die so schwer erkrankt waren, dass sie in einem Krankenhaus behandelt werden mussten oder sogar auf der Intensivstation, ist die Häufigkeit offenbar niedriger", erläutert Prof. Schumann.
Da die Krankheit nach wie vor sehr "jung" ist, liegen noch nicht ausreichend Studien und Forschungsergebnisse vor, um ein umfangreiches Bild einer Post Covid Erkrankung zu erhalten. Bislang lassen sich hinsichtlich der Gruppen, die besonders von Post Covid betroffen sind, deshalb auch kaum Aussagen treffen. Allerdings, so Prof. Schumann, sind Frauen scheinbar häufiger davon betroffen als Männer. Je schwerer der Verlauf war und je älter die Patienten sind bzw. je mehr Vorerkrankungen an Herz, Lungen oder Nieren sie haben, umso schwerer seien auch die Post Covid Symptome.
Generell sei die Gefahr für Kinder, an Post Covid zu leiden, niedriger, sie liege je nach Studie zwischen 1 und 2 bzw. 4 Prozent. Aber auch hier sei der Forschungsbedarf noch hoch. Dazu komme bei Kindern, dass Beschwerden schwerer zu erfassen seien, es sei schwieriger zu unterscheiden, ob Abgeschlagenheit und Müdigkeit eine Folge der Corona-Infektion seien oder ob sie von den Allgemeinumständen der Pandemie herrühren.
Therapiemöglichkeiten
Was die Möglichkeiten einer Therapie bei Post Covid angeht, muss zunächst einmal geschaut werden, welche Symptome vorherrschen. Eine spezifische Therapie sei noch nicht entwickelt. "Die meisten Patienten leiden unter Müdigkeit oder Antriebslosigkeit, fühlen sich körperlich eingeschränkt oder weniger belastbar, haben noch Geschmacks- oder Geruchsverlust, da ist es natürlich schwer zu behandeln", so Prof. Schumann. Die Medizin habe noch nicht wirklich verstanden, wie es zu Post Covid kommt, ob es noch Teil der Viruserkrankung sei, ob es eine Imbalance, wie das Immunsystem mit dem Virus umgehe sei, oder etwas anderes.
Die bestmögliche Behandlung ist nach Meinung des Professors, dass sich die Patienten in einer speziellen Sprechstunde vorstellen, wo ihre Beschwerden erfasst werden. Dann müsste eine spezielle, auf den Patienten zugeschnittene Behandlung starten – neurologisch, kardiologisch, pneumologisch, je nachdem, welche Symptome vorherrschen. Leider, so der Professor, sond spezielle Covidambulanzen rar gesät. Die KVB habe eine Initiative ins Leben gerufen, ein Post Covid Netzwerk zu entwickeln mit ambulanten Behandlungsmöglichkeiten.
Der beste Weg sei aktuell, sich zunächst an den Hausarzt zu wenden. Der Hausarzt untersucht den Patienten, prüft die Laborwerte und schickt den Patienten dann an den jeweiligen Spezialisten.
Prof. Christian Schumann hat in seinem Klinikalltag bereits viele Post-Covid-Patienten erlebt. Zum einen seien dies Patienten, die einen schweren Infektionsverlauf hatten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten und deren Lungen angegriffen sind – diese seien auch jetzt noch eingeschränkt und hätten einen klaren Bedarf an Rehabilitation. Aber auch im ambulanten Bereich sehe er immer wieder Patienten, die sich nach einem milden Verlauf mit Post Covid vorstellen. Hier überwiegten Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Abgeschlagenheit, die Patienten seien zum Teil nur noch begrenzt in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen, hätten teils lange Fehlzeiten im Beruf. Eine spezielle Therapie gibt es hier nicht.
Geschrieben von: Redaktion