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Panorama

Facebook verzichtet auf Glücksspiel-Werbung

today20. Dezember 2021 13

Hintergrund
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Fast alle Welt tummelt sich auf der gigantischen Plattform Facebook. Die Nutzer bekommen dort nicht nur die Haustiere, Erlebnisse und das Essen ihrer Freunde zu sehen, sondern auch jede Menge Werbung. Sportwetten- und Casinowerbung ist auch darunter, und zwar unabhängig davon, ob es den Betrachter interessiert oder nicht. Das wird als problematisch angesehen, denn ein einziger Hinweis auf einen 400% Casino Bonus kann bei der richtigen Zielgruppe zwar ein helfender Wink zum Sparen sein, für andere Menschen aber völlig unpassend. So kann man beispielsweise nicht ausschließen, dass versehentlich auch Minderjährige auf das Gambling aufmerksam gemacht werden. Das ist ein Ärgernis für alle, die für den guten Ruf der Branche kämpfen. In diesem Kampf wurde nun allem Anschein nach ein weiterer Teilsieg errungen: Facebook hat zugesagt, eine Funktion zu integrieren, mit der sich die Gambling-Werbeanzeigen ausschalten lassen.

Großes Aufatmen im Betting und Gaming Council
Es ist anzunehmen, dass es nicht Mark Zuckerberg war, der ganz von allein auf diese vernünftige Idee kam. Vielmehr steckt hinter der Zusicherung viel Überzeugungskraft des Betting and Gaming Councils, eines Glücksspielverbandes aus Großbritannien. Als solcher kümmert sich der Verband um die Rahmenbedingungen, in denen seriöses und verantwortungsvolles Glücksspiel ermöglicht wird. Ein Like dafür! Anstatt schwammiger Aussagen zählen Ergebnisse. Eines davon ist der Code for Socially Responsible Advertising. In diesen Richtlinien wurden Werberichtlinien beschlossen, um beispielsweise den Jugendschutz zu verbessern und dem Suchtrisiko zu begegnen, das den Ruf der Glücksspielbranche in Gefahr bringt. Im Marketing-Code wurde verankert, dass sich Reklame für Glücksspiel grundsätzlich an die Generation 25+ richten soll, da erst im Erwachsenenalter von der notwendigen geistigen Reife ausgegangen wird, die man zum verantwortungsbewussten Spielen um Geld benötigt. Die technische Umsetzung solcher Regeln stellt hohe Anforderungen an die Plattform-Betreiber, aber Facebook ist ein Imperium, bei dem man mit dem richtigen Willen die entsprechenden Lösungen findet. Im Fall der neuen Ausschalt-Option für die glücksspielbezogenen Werbeanzeigen wird es eine Opt-Out-Option sein, die es dem Facebook-Teilnehmer erlaubt, mit einem Klick das Erscheinen der entsprechenden Werbung zu unterbinden.

Das Thema Glücksspielwerbung sorgt immer wieder für Unmut
Immer wieder kocht das Thema "Werbung" auf Facebook hoch und ruft Jugendschützer auf den Plan. So wurde vor einigen Jahren scharf kritisiert, dass die Facebook-Algorithmen sogar Kinder erfassten und als "interessiert an Glücksspiel und Alkohol" deklarierten. Außerdem wurde es werbetreibenden Unternehmen sogar erlaubt, Werbung für extreme Diäten und das Rauchen an Jugendliche zu richten. Dieser Vorwurf wiegt schwer und dürfte der Glücksspielbranche ein Dorn im Auge sein, was letztlich natürlich auch dazu geführt hat, dass nach Lösungen gesucht wurde. Es ist weder schmeichelhaft, noch förderlich, in einer Reihe mit Alkohol, Zigaretten und Diät-Wunderpillen genannt zu werden, während man hervorheben möchte, dass man das Spielen in einem gesunden und angemessenen Maß fördern und die Risiken unterbinden möchte. Zum Glück wurde mit der Nachricht, dass Nutzer nun die Möglichkeit der Deaktivierung von Werbung bekommen, ein richtiges Zeichen gesetzt.

Die Situation in Deutschland und Europa
In Deutschland ergab sich parallel zu dieser erfreulichen Entwicklung auch noch der Fakt, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag gilt. Auch dieser bringt einige Vorschriften mit sich, was die Werbung für das Spielgeschäft betrifft. Diese haben es ganz schön in sich, denn zwischen 6 und 23 Uhr ist sie komplett verboten. Was vernünftig klingt, da generell nur wenige Kinder zur Nachtzeit mit der einschlägigen Werbung in Berührung kommen dürften, stellt die Entwickler wieder vor eine große Herausforderung. Diese müssten nun nämlich dafür Sorge tragen, dass die Aktivierung von Werbeanzeigen nur im erlaubten Zeitraum möglich ist, unabhängig vom Willen der Nutzer. Diese Vorschriften sind natürlich weitaus schwieriger im Internet umzusetzen, als im Rundfunk und Fernsehen. In Spanien beispielsweise hat man im Zuge der Corona-Pandemie beschlossen, Glücksspiel-Werbespots nur noch nachts auszustrahlen. Viel zu viele Kinder saßen nämlich im Lockdown vor den TV-Geräten und hatten die Möglichkeit, sich die Spots anzusehen.

Die Umsetzung: Kann man sich auf die Ankündigung verlassen?
Wer Kinder hat, sollte sich vielleicht nicht fragen, ob man sich auf die Versprechen von Facebook verlassen kann, sondern, ob man das überhaupt sollte. Vielleicht ist das Aufkommen der Thematik ein Fingerzeig, dass man genauer auf den Internetkonsum seiner Kinder achten sollte. Jeder Erziehungsberechtigte kann sich die Frage stellen: Weiß ich überhaupt, auf welchen Seiten mein Sohn oder meine Tochter online unterwegs ist? Schließlich muss das Opt-Out aktiv veranlasst werden, wenn es dann wirklich soweit ist. Dazu gehört ein bewusster Umgang mit dem Medium Internet. Vielleicht ist es eine gute Gelegenheit, dieses Thema mit dem Nachwuchs zu besprechen und anschließend zu helfen, das Facebook-Profil anzupassen. Dabei sollte es nicht nur um die Dauerberieselung durch Werbung gehen, sondern auch um die Grundsatzfragen: Welche Rolle spielen die sozialen Netzwerke für das Kind, wieviel Zeit verbringt es im Internet, sind die gesehenen Inhalte geeignet? Um es einmal ganz direkt auszusprechen: Es gibt weit größere Gefahren für Minderjährige im Internet als die eine oder andere Casino-Werbung. Damit sollen nicht die Risiken dieser Problematik heruntergespielt werden. Es ist lediglich der Hinweis darauf, in die Eigenverantwortung zu gehen und aufmerksam zu sein, wenn es um den Schutz der Kinder geht.

Die Folgen für die Glücksspiel-Branche
Werden nun die Umsätze der Online Casinos einbrechen, da ein Marketing-Kanal eingeschränkt wird? Das ist nicht anzunehmen. Wer sich für Spiele interessiert, wird sich weiterhin, und vor allem bewusst, die Werbung ansehen und sich sogar darüber freuen. Wen die Werbung nervt, der schaltet sie kurzerhand aus. Im Prinzip handelt es sich lediglich um eine optimierende Maßnahme, denn das Ziel besteht ohnehin darin, die Werbung möglichst zielgerichtet der passenden Zielgruppe zu präsentieren. Wer auf Opt-Out klickt, ist in Wirklichkeit kein verlorener Kunde, sondern er wäre niemals ein Kunde geworden. Keine Werbung könnte daran etwas ändern. Casino-Fans werden ihre Cookies hingegen so anpassen, dass sie die besten Angebote zu sehen bekommen. So ist die Entscheidung, den Facebook-Nutzern ein Mitspracherecht einzuräumen, eine sehr gute. Da sie vor allem dem Jugendschutz dient und genau auf eine Zeit fällt, in denen das Internet als Freizeitbeschäftigung für Kinder an Bedeutung gewinnt, ist es der beste Weg. Hoffentlich geben die Entwickler Vollgas und lassen den Worten auch sehr bald Taten folgen.

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Geschrieben von: Redaktion

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