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Auch die Allgäuer Festkultur leidet unter der Coronapandemie. Zahlreiche Veranstaltungen mussten 2020 abgesagt werden, auch in diesem Jahr hagelte es oftmals auch kurzfristige Absagen. Viele Veranstalter sind verunsichert, wie es 2022 weitergeht, haben geplante Feste zum Teil auch bereits wieder abgesagt. AllgäuHIT hat mit Dominic Schorer gesprochen, er ist beim Allgäu-Schwäbischen-Musikbund Ansprechpartner für die Mitgliedsvereine, wenn es um die Organisation der – eigentlich jährlich stattfindenden – Bezirksmusikfeste geht.
Große, teils lange geplante Feste mussten im vergangenen Jahr auch im Allgäu zum Teil sehr kurzfristig abgesagt werden. „Darunter auch die Bezirksmusikfeste“, erzählt Dominic Schorer, der beim Allgäu-Schwäbischen-Musikbund als Ansprechpartner für die Vereine bei der Organisation der Feste fungiert. „Das war natürlich für die Veranstalter, für die Festausschüsse, die schon so viel Zeit und Organisation investiert hatten, ein herber Schlag. Manche haben dann gesagt Okay, wir verschieben insofern natürlich möglich, auf das Folgejahr, also auf dieses Jahr. Aber auch dann wurde die Corona Situation natürlich nicht viel besser“, erzählt Schorer im Gespräch mit AllgäuHIT. Zwar sei genau vor einem Jahr die Situation auch schlecht gewesen, „aber wir haben leider auch von Seitens der Staatsregierung keine klaren Botschaften bekommen, inwiefern wir mit Veranstaltungen dieses Jahr rechnen können. "Und so wurden also auch die Bezirksmusikfeste dieses Jahr komplett abgesagt, was natürlich für die gesamte Festkultur im Allgäu eine ganz schlechte Entwicklung darstellt“, so Schorer weiter.
Bei den Vereinen sei eine große Unsicherheit da, dies spiegle sich auch dadurch wieder, „dass wir jetzt in 17 Bezirken des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes gerade mal zwei neue Vergaben dieses Jahr, verbuchen konnten, obwohl es bestenfalls 17 sein sollten. Das heißt, der Ausfall von Bezirksmusikfesten wird sich jetzt nicht nur auf letztes und dieses Jahr beziehen, sondern auch auf die Folgejahre.“ Schließlich, so erklärt er, seien die Veranstalter ja alles gemeinnützige und ehrenamtlich handelnde Vereine. Durch die derzeitige Unsicherheit, wie sich die Lage weiter entwickeln wird, sei für viele das Risiko, jetzt eine Großveranstaltung zu planen, einfach zu groß.
Eine Gefahr für die Allgäuer Festkultur?
Befürchtet Schorer, dass das Allgäu ein Stück weit seine Festkultur, seine Kultur verliert? „Ja, das kann natürlich schon passieren. Ich hoffe es natürlich nicht und ich arbeite ganz intensiv daran, dass das eben nicht passiert. Ich trete immer wieder mit potenziellen Veranstaltern, die in den nächsten Jahren so ein Fest durchführen könnten, in Kontakt und versuche da Überzeugungsarbeit zu leisten. Wir vom Allgäu-Schwäbischen-Musikbund arbeiten Hand in Hand miteinander, um die Kultur im Allgäu auch für die Zukunft stabil zu gestalten und aufrechtzuerhalten.“
Die vergangenen Jahre waren sehr positiv für die Festkultur und auch für die Blasmusikszene, so Schorers Einschätzung. Die Heimatverbundenheit der Menschen in der Region sei deutlich gewachsen: „Wenn man sich mal zurückerinnert über die letzten Jahre und Jahrzehnte eigentlich auch, was zum Beispiel die Trachten wieder ausgelöst haben, haben wir eine große Heimatverbundenheit der Menschen hier im Allgäu. Und von dem her finde ich, dass es in den letzten Jahren eine sehr positive Entwicklung war, was die Kultur bei uns genommen hat. Wir müssen jetzt aber aufpassen, dass uns Corona hier nicht langfristig einen Strich durch die Rechnung macht und wir hier viel, was wir uns über die letzten Jahre erarbeitet haben, wieder verlieren. Ich arbeite intensiv daran, dass das eben nicht passiert!“
Ein Fest schweißt ein ganzes Dorf zusammen
Die Ausrichtung großer Feste wie eines Bezirksmusikfestes habe für die Veranstalter viele positive Aspekte. So holen die Vereine bei der Organisation teilweise das ganze Dorf mit ins Boot, schließlich braucht man ja für ein großes Fest auch viele Helfer. „Das ist dann ein großes Integrationsfest für das ganze Dorf, wo sich ganz viele Einwohner kennenlernen und miteinander arbeiten und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Das ganze Dorf putzt sich raus, der Gartenzaun wird neu gemacht. Es ist wie eine kleine Dorferneuerung. Ein ganz tolles Gemeinschaftserlebnis!“, schwärmt Dominic Schorer. Solche Feste seien auch eine gute Jugendwerbung, schließlich sei Blasmusik eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, die in der Gemeinschaft auch viel Spaß mache. „Aber auch für ältere Generationen, es gibt auch Menschen, die einfach mit 30, 40, 50 Jahren sagen Mensch, das ist so eine tolle Gemeinschaft, die ihr da habt und so tolle Kultur, da möchte ich auch Teil davon sein!“ Schließlich, so Schorer, sei es nie zu spät, um ein Instrument zu lernen.
Aussicht auf 2022
Trotz aller Widrigkeiten sind für das kommende Jahr auch einige Feste geplant. Im Kemptener Bezirk wird die Musikkapelle Durach 2022 ein Bezirksmusikfest ausrichten, im Bezirk Füssen ,die Musikkapelle Rückholz, in Kaufbeuren die Musikkapelle Osterzell, im Bezirk Memmingen die Musikkapelle Oberopfingen, im Bezirk Lindau die Musikkapelle Heimenkirch und im Bezirk Mindelheim der Musikverein Haidershofen. Leider musste der ASM auch schon zwei Absagen verbuchen , die Musikgesellschaft Altdorf sowie die Musikkapelle Bihlerdorf-Ofterschwang hätten sich jetzt schon dazu entschieden, auf Grund der unklaren Situation ihre Bezirksmusikfeste für 2022 abzusagen.
Schorer befürchtet allerdings noch weitere Absagen, da die Veranstalter einfach Planungssicherheit brauchen. „Ab einem halben Jahr vor Festbeginn fallen einfach wahnsinnig viele Kosten an. Man muss dann in die Werbung gehen, gewisse Ausgaben tätigen. Und am Ende will natürlich auch kein Vorstand sich in der nächsten Generalversammlung dafür rechtfertigen müssen, dass er für ein Fest geworben hat, welches dann nicht stattfinden konnte und Gelder ausgegeben hat, die im Endeffekt sinnlos waren.“ Deshalb appelliert er an die Politik, bis Ende des Jahres, spätestens bis Januar, Planungssicherheit zu schaffen.
Was derzeit fehlt ist der Erfahrungsaustausch, so Schorer. „Wenn zwei Jahre keine Bezirksmusikfeste stattfinden, dann können sich die Veranstalter nichts abschauen. Man kann nicht schauen, wie laufen die Großveranstaltungen im Jahr davor ab und was für Prozesse sind da vorhanden? Wie läuft zum Beispiel die Küche ab? Wie ist das strukturiert? Wie läuft es mit den Bedienungen? Man muss sich einfach wahnsinnig viel abschauen. Wir machen das alles ehrenamtlich und wir machen das in der Regel als Vorstände immer nur einmal im Leben. Und da gilt es jedes Mal, das Rad neu zu erfinden.“ Deshalb sei auch sein – ebenfalls ehrenamtlicher – Posten beim Allgäu-Schwäbischen-Musikbund geschaffen worden. Um eben für den Erfahrungsaustausch zwischen den Veranstaltern zu sorgen. Da werden Dateien ausgetauscht oder To-Do-Listen.
Ein kurzer Blick in die Zukunft
Denkt Schorer, dass die Auflagen und Regularien in Zukunft für Veranstaltungen noch strenger werden? „Wenn man in die Vergangenheit blickt muss man natürlich feststellen: Einfacher ist es selten geworden. In der Regel kommen natürlich immer neue Sachen hinzu die man mit einfließen lassen muss.“ Allerdings seien die allermeisten Behörden im Allgäu sehr kooperativ, weshalb er den Veranstaltern immer rate, die zuständigen Behörden rechtzeitig mit ins Boot zu holen, in die Planungen zu integrieren und am Ende ein sauberes Konzept zu erstellen, das von Seiten der Behörden freigegeben werde. Wenn so gut wie alle Eventualitäten, so gut wie alle Haftungsfragen vorher geklärt seien, und dies auch schriftlich fixiert sei, ist es für die Veranstalter einfach einfacher. „Und dann ist auch dieser Spruch, als Vorsitzender des Vereins steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis, widerlegt.“ Mit einer guten Planung und einer guten Fixierung stehe einer erfolgreichen Ausführung des Festes nichts mehr im Wege.
Er selbst blicke positiv in die Zukunft und versuche immer, das Beste aus allem zu machen. Es sei jedoch wichtig über Probleme zu sprechen – und hierzu gehörten derzeit die Planungssicherheiten für nächstes Jahr. „Weil nunmal kein Bezirksmusikfest und auch kein größeres Fest im Allgäu vorstellbar ist, wenn Auflagen bestehen wie zum Beispiel 1,5 Meter Abstand und FFP2 Maske und nur 25% Prozent Auslastung.“
Info:
Der Allgäu-Schwäbische Musikbund ist der Dachverband der Blasmusikvereine in unserer Region. Er umfasst 816 Musikvereine mit 39.000 Musikerinnen und Musikern, 48.000 fördernde Mitglieder
Geschrieben von: Redaktion