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Gefühlt treten aktuell immer mehr Leute aus der Kirche aus und auch die Zahlen im Allgäu belegen das: seit den Missbrauchsfällen 2019 steigen die Austritte. Im südlichen Ostallgäu zählt man alleine jetzt 2021 schon mehr als in den letzten fünf Jahren. In Füssen, Lechbruck und Schwangau haben sich knapp 200 Menschen alleine in diesem Jahr entschieden, aus der Kirche auszutreten, so der Standesamt-Leiter, Wolfgang Rösel.
Obwohl die Menschen keine Gründe angeben müssen, schütten sie den Standesbeamten regelmäßig ihr Herz aus und rechtfertigen ihre Austritte aus der Kirche, unabhängig von der Konfession. Egal ob evangelisch oder katholisch, die Gründe sind häufig dieselben: anhaltende Missbrauchsvorwürfe und deren schlechte oder fehlende Aufklärung, die Schlechterstellung der Frau in der Kirche (zumindest bei den Katholiken) aber auch monetäre Gründe spielen bei den Austritten eine Rolle, das sagt zumindest der Standesamtsleiter von Füssen, Andreas Rösel.
Hierbei ist er sich auch sicher, dass die vergleichsweise niedrige Austrittsrate im letzten Jahr auf die Coronalage zurückzuführen sei. Der Lockdown und die schlechtere Erreichbarkeit der Behörden haben auf jeden Fall dazu beigetragen, dass weniger Leute sich gegen die Kirche entschieden haben. Dafür ist die Rate in diesem Jahr umso höher.
Die meisten Austritte stellt der Standesbeamte bei der Altersgruppe zwischen 35 und 50 Jahren fest, aber auch junge Leute nach der Beendigung ihrer Ausbildung entscheiden sich immer häufiger für einen Austritt. Die Altersgruppe der über 70-Jährigen ist laut Rösel davon kaum betroffen.
Ein Kirchenaustritt ist auch im Jahre 2021 ein bürokratischer Aufwand. Die Personen müssen persönlich bei dem zugehörigen Standesamt vor Ort sein. Natürlich müssen hierbei keinerlei Gründe für die Entscheidung genannt werden. Aber der Akt gilt bayernweit als „persönliche Beurkundung“ und gilt somit gleich wie eine Namensänderung oder eine Hochzeit. Sollten sich Jugendliche unter 14 Jahren für einen Austritt entscheiden müssen hierbei die Erziehungsberechtigten mit anwesend sein, so der Standesamt-Leiter.
Ebenfalls wichtig zu wissen: meist braucht man hierfür einen Termin, da die Standesämter im Allgäu gerade jetzt, nach Corona, häufig etwas überlastet sind. Und es sollte das Portemonnaie eingepackt werden, da die behördliche Beurkundung nicht umsonst ist. Das hat allerdings nichts mit der Kirche zu tun, diese Verwaltungsgebühr hat der Freistaat Bayern festgelegt und das Geld bleibt auch in der Stadt und fließt nicht weiter an die Kirche.
Der Kirchenaustritt kostet einmalig 25 Euro und die Bescheinigung nochmals zehn Euro. Diese Bescheinigung sollte übrigens gut aufbewahrt werden, sie könnte bei der Steuererklärung nochmals relevant werden.
Zahlen der Austritte der Stadt Füssen, Gemeinde Lechbruck und Gemeinde Schwangau:
2016 141 Austritte
2017 108 Austritte
2018 141 Austritte
2019 188 Austritte
2020 142 Austritte
2020 196 Austritte (Stand 20.10.21)
Geschrieben von: Redaktion