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Mit 30, 40 oder gar 50 Jahren und älter noch ein Musikinstrument lernen – das soll funktionieren? Warum nicht?! Mit der Musik ist es nicht wie mit dem Sport. Ab einem gewissen Alter sind extreme Bewegungen vielleicht nicht mehr so leicht möglich wie in der Jugend – oder sie werden schlichtweg zu gefährlich. Die Bewegungen und Griffe, die Musikinstrumente erfordern, lassen sich hingegen auch noch im hohen Alter erlernen und ausführen. Wichtig ist nur, dass man einige Dinge beachtet und sich nicht Hals über Kopf ins Lernen irgendeines Instrumentes stürzt, ohne vorher gut darüber nachgedacht zu haben.
Warum jeder ein Instrument lernen kann
Gary Marcus, Professor für Psychologie an der New York University, wagte mit Beginn seines vierzigsten Lebensjahres ein Experiment: Er wollte sein Gehirn auf die Probe stellen und Gitarre lernen. Und das, obwohl er sich als Erwachsenen ohne musikalisches Talent betrachtete. Der Versuch gelang ihm und er schrieb ein Buch darüber. Es trägt den Titel „Guitar Zero –The New Musician and The Science of Learning“. In einem Interview mit der Zeit antwortete Marcus auf die Frage, ob es einen Unterschied mache, ob man als Kind oder als Erwachsener ein Instrument lernt, folgendes:
„Eines ist ziemlich sicher: Kinder haben ein besseres Gehör, sie reagieren sensibler auf feine Tonlagen- und Tempounterschiede, und diese Fähigkeit ist sehr wichtig. Kinder sind also im Vorteil beim Hören.“
Dennoch könne man diese Fähigkeiten auch als Erwachsener noch erwerben. Außerdem haben Erwachsene sogar einen Vorteil beim Lernen eines Instrumentes:
„Erwachsene sind zwar weniger sensibel für feine Details. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass sie das große Ganze besser verstehen können. […] Das Interesse von Erwachsenen kann ein Vorteil sein. Kinder konzentrieren sich auf die kleinen Dinge. Wenn sie in einer Gruppenstunde sitzen, üben sie dasselbe Riff immer und immer wieder, ohne auch nur zu versuchen, miteinander zu spielen. Erwachsene fragen da eher: Hey, wie machen wir daraus einen Song?“
Selbst die unmusikalischsten Menschen können nach Ansicht Marcus ein Musikinstrument lernen. Wichtig ist offensichtlich nur, dass mehrere Faktoren zusammenkommen. Neben Freude am Spielen, ein wenig Disziplin und Geduld, sollte man auch das individuell richtige Instrument finden.
Das „richtige“ Instrument finden
Steht der Entschluss, als Erwachsener noch ein Instrument zu lernen, muss natürlich als erstes geklärt werden, welches Instrument es denn eigentlich sein soll. Die Frage, welches das individuell am besten passende Instrument ist, lässt sich gar nicht so einfach beantworten.
Zunächst einmal macht es sicherlich Sinn, sich einmal einen großen Überblick über alle möglichen Instrumente zu verschaffen, die es überhaupt so gibt. Man mag zu Wikipedia denken, was man möchte, aber die Liste von Musikinstrumenten, die sich in der gigantischen Internet-Enzyklopädie findet, dürfte konkurrenzlos sein. Es macht Spaß, sich hier durch die teils exotisch und wie aus Fantasybüchern stammend klingenden Instrumente zu klicken und langsam eine Interessensrichtung herauszuarbeiten.
Die mitunter beste Methode, das passende Instrument zu finden, ist aber wohl die Frage nach etwa schon in der Kindheit aufgekommenen Musikwünschen. Viele Kinder wollten schon immer einmal Schlagzeug spielen oder am Klavier sitzen, haben aber nie die Möglichkeit oder die Zeit dazu gehabt. Diese ersten Bedürfnisse könnten der richtige Riecher gewesen sein. Wer also eine Erinnerung daran hat, welches Instrument er schon immer einmal ausprobieren wollte, sollte dieses priorisieren.
Ansonsten spielen weitere Fragen in die Wahl des Instruments hinein. Man sollte sie sich ehrlich beantworten, um letztlich eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen. Einige dieser Fragen sind folgende:
Freude am Spielen haben
Ein ganz entscheidender Punkt, der nicht zu vergessen ist, ist der Spaß an der Musik. Schon bei der Musikalischen Früherziehung für kleine Kinder geht es vor allem darum, dass der Nachwuchs Freude an Musik entdecken kann. Diese Freude und der Spaß am Ausprobieren sollte natürlich bei der Wahl des Instrumentes auch als Erwachsener berücksichtigt werden.
Wer sich beispielsweise als eher unmusikalisch bezeichnen würde, sollte vielleicht eher mit Klavier, Schlagzeug oder Gitarre beginnen als mit Cello oder Geige. Denn Streicher sind schwer zu erlernende Instrumente, die vor allem auch ein gutes, musikalisches Gehör erfordern. Ist dieses nicht vorhanden, kann es zermürbend sein, die unsauberen Töne wochen- oder gar monatelang zu ertragen, um nach und nach die eigenen Fehler im Spiel ausmerzen zu können. Kinder machen hierbei schneller Fortschritte – Erwachsene aber verzweifeln mitunter recht bald.
Bei einer Gitarre, einem Schlagzeug oder einem Klavier hingegen, geht das Lernen deutlich schneller. Die Handgriffe und Bewegungen erzeugen hier deutlich schneller schöne Klänge, sodass auch bald Freude entsteht, weil man sieht, wie viel in so kurzer Zeit möglich ist. Danach kann auch als Erwachsener immer noch zu einem „komplizierteren“ Instrument gewechselt werden.
Es gibt auch spezielle Varianten einiger Instrumente, die den Zugang noch einmal erleichtern. An vorderster Stelle stehen hier sicherlich Digitalpianos. Sie sind meist mit vielen praktischen Funktionen ausgestattet, wie einem Metronom, einer Aufnahmefunktion oder dem Twin Piano-Modus. All diese Funktionen richten sich gerade auch an Klavierschüler:innen und sorgen dafür, dass man beim Lernen schneller vorankommt.
Die Freude am Spiel sollte im Grunde nicht nur bei der Wahl des Instruments eine Rolle spielen, sondern den gesamten Lernprozess begleiten. Sicher – manchmal ist das Lernen eines Musikinstrumentes auch anstrengend. Doch wer merkt, dass das Lernen irgendwann nur noch zwanghaft passiert und eher einer Anstrengung als einem Vergnügen gleicht, der kann auch noch einmal über einen Wechsel des Instruments nachdenken.
Besonders sinnvoll ist bei Unsicherheiten daher der Leihservice, den manche Instrumentengeschäfte oder Musikschulen anbieten. Hier können diverse Instrumente über mehrere Wochen ausprobiert werden – das spart Geld und ist eine wunderbare Möglichkeit, die Vielfalt der Musik zu entdecken.
Üben als Gewohnheit
Zwar sollte das Üben und Lernen eines Musikinstrumentes kein Zwang sein, es sollte aber dennoch nicht nur sporadisch ab und zu stattfinden. Vielmehr ist gerade für Erwachsene wichtig, dass das Spiel zur Gewohnheit wird. Dadurch prägen sich etwa Handgriffe und feine Bewegungen besser ein und gehen nicht wieder so schnell verloren.
Zur Gewohnheit werden bedeutet, dass das Spielen des Musikinstrumentes ein Teil des Lebens wird. Es sollte also durchaus eine gewisse Bedeutsamkeit im Alltag einnehmen. Einfach mal nebenher ein Instrument lernen – das klappt vermutlich eher nicht. Dann entstehen vielleicht ein paar nette Töne, von einem Verstehen und Beherrschen eines Instruments wird dann aber nicht die Rede sein können.
Wie viel Übung zum Erfolg führt ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich, da es auch vollkommen verschiedene Lerntypen gibt. Dem einen reichen vielleicht sogar ein paar Minuten am Tag, der andere muss täglich ein oder zwei Stunden üben. Grundsätzlich sollten Anfänger:innen, die vorher auch noch nie wirklich viel mit dem Musikmachen zu tun hatten, schon mindestens drei Mal pro Woche für etwa eine Stunde üben.
Wichtig ist beim Üben auch, sich an Aufgaben zu wagen, die vielleicht noch etwas zu schwer erscheinen. Wer immer nur Töne und Melodien spielt, die er bereits verinnerlicht hat, hat vielleicht eine Zeit lang Spaß, wird sich aber kaum verbessern. Ständige Selbstkritik und mitunter auch eine musikalische Person, die einem noch etwas beibringen oder einen verbessern kann, können auch nicht schaden. Diese Person kann, wenn musikalisch bereits gebildet und fortgeschritten, durchaus auch ein Kind sein.
Passende Ziele setze
Letztlich lernt sich ein Musikinstrument dauerhaft auch besser, wenn man sich realistische Ziele setzt. Ein ganz entscheidender Bestandteil dieser Maßnahme ist der Anspruch an sich selbst. Es ist förderlich, vorankommen und besser werden zu wollen. Ein Perfektionismus, der danach strebt, ein Virtuose mit einem Instrument zu werden, kann allerdings nach hinten losgehen. Gerade Anfänger:innen sollten nicht sofort alles fehlerfrei spielen wollen. Stattdessen ist es wichtiger, etwa eine Strophe eines Liedes durchspielen zu können und dabei den Überblick zu behalten. Einzelne Fehler lassen sich nach und nach immer noch ausmerzen.
Sogenannte Etappenziele sind eine gute Möglichkeit, die Motivation hochzuhalten und Fortschritte natürlich zu registrieren. Ein solches Etappenziel kann etwa die genannte erste Strophe eines Liedes sein. Als nächstes kommt dann der Refrain hinzu und schließlich die zweite Strophe sowie das Ende des Songs.
Ein anderes Etappenziel kann es etwa sein, ein Musikstück rhythmisch zu verstehen und beispielsweise sehr langsam spielen zu können. Irgendwann wird dann das Tempo erhöht, bis es im Original umgesetzt werden kann.
Alternativ kann man sich immer auch zeitliche Ziele setzen: „In einem Monat möchte ich diese und jene Akkorde spielen und quasi blind greifen können.“ Oder auch: „Nächste Woche möchte ich meinen Lieblingssong langsam auf dem Klavier spielen können“.
Jeder wird individuell passende Etappenziele für sich festlegen können. Nach und nach lernt sich ein Instrument gerade als Erwachsener auf diese Weise besser, als wenn man den Anspruch hat, sofort zum Halbprofi zu werden. Denn wie bereits gesagt, geht es in erster Linie ja darum, Freude an der Musik zu haben.
Geschrieben von: Redaktion