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Ein sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) in Kempten: Darauf hoffen im südlichen Allgäu zahlreiche Familien mit schwer oder chronisch kranken und behinderten Kindern. Denn in einem SPZ arbeiten Mediziner und Spezialisten der verschiedenen Fachrichtungen zusammen, um Kinder und Jugendliche ambulant zu untersuchen und zu behandeln. Das erspart den Eltern u.a. zeitaufwendige Besuche von Ärzten und Therapeuten an verschiedenen Orten. Für die Allgäuer Familien kommt hinzu, dass es in ganz Schwaben nur zwei Zentren gibt: in Memmingen und Augsburg. Abgesehen von den langen Fahrzeiten, müssen die Betroffenen in Memmingen bis zu 16 Monate auf einen Ersttermin warten.
Gründe genug für den Klinikverbund Allgäu schon im Jahr 2018, an die Kassenärztliche Vereinigung Bayern und die Arbeitsgemeinschaften der Krankenkassen einen Antrag auf die Schaffung eines SPZ zu stellen. Der Strandort Kempten bietet sich an, weil die Klinik für Kinderheilkunde, Jugendmedizin und Neonatologie am Klinikum Kempten als „Perinatalzentrum Level 1“ gilt, so Chefarzt Dr. Hendrik Jünger. „Es ist einfach von Vorteil, wenn es Synergien zwischen ambulanter und stationärer Versorgung gibt.“ Außerdem sei mit einem SPZ die Nachsorgemöglichkeit gewährleistet. Darüber hinaus gebe es in Kempten bereits eine Reihe von zentralen Einrichtungen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit einer Erkrankung oder Behinderung.
Der Antrag von 2018 und ein zweiter im Jahr 2019 wurden jedoch abgelehnt mit der Begründung, es bestehe kein Bedarf. Das kann Jünger nicht verstehen. „Gemessen an der Einwohnerzahl, bräuchten wir in Schwaben eigentlich sogar vier sozialpädiatrische Zentren.“ Er verweist auf Gerichtsurteile, wonach pro 450.000 Einwohner ein SPZ zur Verfügung stehen muss. „In Schwaben leben rund 1,9 Millionen Menschen.“ Deswegen hat der Klinikverbund im Juli 2019 Widerspruch beim Berufungsausschuss für Ärzte Bayern eingelegt. Auch der Widerspruch wurde abgelehnt.
Im Januar 2020 reichte der Verbund eine Klage beim Sozialgericht München ein. Eine Verhandlung hat bis jetzt noch nicht stattgefunden. Vor wenigen Monaten haben der Verbund, niedergelassene Kinderärzte, die Lebenshilfe Kempten sowie der Verein „Körperbehinderte Allgäu“ dem Landtag eine Petition übergeben. „Wir unterstützen das Vorhaben, in Kempten ein SPZ zu errichten, in jeder Hinsicht“, betont Dr. Michael Knauth. Geschäftsführer „Körperbehinderte Allgäu“. „Aus unserer Region besuchen viele Kinder und Jugendliche mit teils schweren Körper- und Mehrfachbehinderungen unsere Einrichtungen. Die Kinder werden hier von 35 erfahrenen und spezialisierten Therapeuten behandelt, die häufig eine schnelle und direkte Abstimmung mit den Ärzten vornehmen müssen.“
Aber auch für die hiesigen Eltern sei es ein großer Zugewinn an Lebensqualität, wenn der ohnehin sehr aufwendige Alltag mit ihren Kindern, die eine verlässliche Tagesstruktur und auch Erholungspausen brauchten, durch eine zentrale medizinische Versorgung und kurze Wege erleichtert würde. Die Petition hat der Landtagsausschuss für Gesundheit und Pflege zunächst einmal zurückgestellt. Man wolle erst die Entscheidung des Gerichts abwarten, hieß es im Juni. „Von Anfang an war uns leider klar, dass wir einen sehr langen Atem haben müssen“, sagt Chefarzt Jünger. Aber er gebe die Hoffnung nicht auf. Notfalls gehe der Klinikverbund bis zum Bundessozialgericht. „Ein SPZ in Kempten kann vor allem eines bieten: eine bessere Entwicklung der betroffenen Kinder bei uns im Allgäu“, bekräftigt Dr. Knauth.
Geschrieben von: Redaktion