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Viele Restaurants sind in der Pandemie auf To-Go-Essen umgestiegen. Die Menge an Einwegverpackungen ist dadurch extrem angestiegen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die Stadt Kempten vor einigen Monaten ein Mehrweg-To-Go-Projekt angestossen.
Deutschland produziert rund 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr. Davon etwa 155.000 Tonnen Müll durch Einweg-Essensbehälter. Das entspricht 1 Million Verpackungen pro Stunde. Heruntergerechnet auf die Stadt Kempten entspricht das zwischen 290 und 300 Tonnen jedes Jahr.
"Was für verrückte Zahlen und große Mengen an Müll! Eine große Belastung für Stadt und Umwelt. Und dazu total unnötig!", sagte Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle in einem Pressegespräch über die Einführung des Mehrweg-To-Go-Systems "Relevo" in Kempten.
Im vergangenen Jahr sind die Müllberge, die durch Einwegverpackungen für Mahlzeiten entstanden sind, noch größer geworden. Die pandemiebedingten Schließungen von Gastro-Betrieben hat dazu geführt, dass viele Menschen ihr Essen bestellt und abgeholt haben – in absolut nicht umweltfreundlichen Einwegverpackungen.
Die Stadt Kempten hat in Zusammenarbeit mit dem Citymanagement Kempten und dem ZAK ein Projekt zur Reduzierung des Einwegmülls auf den Weg gebracht. Der Anstoß zum Projekt kam in der zweiten Jahreshälfte 2020. Neben der pandemiebedingten Müllzunahme waren auch künftige rechtliche Vorgaben ausschlaggebend, das Problem anzugehen: Das eu-weite Verbot von Einwegplastik – dazu gehören beispielsweise auch die Deckel von To-Go-Bechern, außerdem müssen ab dem Jahr 2023 Gastro-Betriebe mit Straßenverkauf neben Einwegverpackungen auch alternative Mehrwegverpackungen anbieten.
"Der beste Müll ist der, der nicht entsteht!", so Kemptens OB Kiechle. Der Weg für Kempten sei klar: "Weg von Einweg, hin zu Mehrweg". Wichtig war der Stadt Kempten, eine einfache und problemlose Lösung für Kunden und die anbietenden Gastro-Betriebe anzubieten. Nach einer Marktanalyse erschien den Verantwortlichen die Firma Relevo am versprechendsten. Das Münchner Start-Up wurde Anfang 2020 gegründet und bietet Mehrwegverpackung für Essen und Trinken To-Go.
"Relevo funktioniert eigentlich wie die Ausleihe eines Buches in einer Bücherei", erklärt Matthias Potthast, Mitbegründer und Geschäftsführer von Relevo und geborener Kemptener. Die Kunden können sich die kostenlose App herunterladen und sich bei Relevo registrieren. Gastrobetriebe, die mitmachen wollen, erhalten von der Firma das entsprechende Mehrweggeschirr in unterschiedlichen Größen und Formen. Wenn nun ein Kunde den Mehrwegservice nutzen will, muss er lediglich den Code am Mehrwegbehälter einscannen und im die Scanbestätigung im Laden vorzeigen. Er nimmt sein Essen mit und hat dann 14 Tage Zeit, die Verpackung in einem der teilnehmenden Betriebe zurückzugeben. Sollte er dies vergessen, bekommt er eine Erinnerungsmail und muss das Geschirr zunächst zahlen, gibt er es später zurück bekommt er auch sein Geld zurück. Der Gastronom zahlt einen geringen Betrag pro ausgeliehenem Geschirr – allerdings kann er seine Speisen in hochwertiger Verpackung anbieten und spart sich das Geld für Einwegbehälter.
In Kempten haben sich bislang schon acht Gastrobetriebe dem System angeschlossen. Seit Einführung von Relevo wurden so bislang zwischen 4000 und 5000 Verpackungen eingespart! Die angeschlossenen Betriebe bieten sowohl Einweg- als auch Mehrwegverpackungen an. Je besser der Betrieb die Mehrwegvariante anbietet, desto besser wird sie auch angenommen. "Wichtig ist eine Verhaltensänderung der Nutzer und ein dichtes Rückgabenetzwerk!", so Potthast weiter. Dann könne in Kempten noch mehr Müll eingespart werden. Für die Imbissstände auf dem Wochenmarkt gibt es bislang noch keine Lösung. Denkbar wäre eine Art "Spülstand" für die Mehrwegbehälter, erzählt die Klimaschutzmanagerin der Stadt Kempten, Dr. Nina Kriegisch, im Pressegespräch.
Die Allgäuer Werkstätten nutzen das Relevo-Mehrwegsystem bereits seit einiger Zeit in ihrem öffentlichen Bistro "WerkShop". Gerade zur Mittagszeit ist das Bistro gut besucht, viele Gäste nehmen ihr Essen auch mit – knapp 3000 Relevos wurden dort bislang ausgeliehen, das Konzept werde gut angenommen, so Silvio Markus von den Allgäuer Werkstätten.
Wie Klimaschutzmanagerin Kriegisch erzählt, haben die Kommunen Füssen und Altusried bereits Interesse an dem System bekundet.
Geschrieben von: Redaktion