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Zu zwei erfolgreichen Callcenterbetrügen kam es am vergangenen Mittwoch, 17. Mai, im Allgäu, wie die Polizei erst jetzt mitteilt. Die Geschädigten übergaben insgesamt Bargeld und Wertgegenstände im Gesamtwert von fast 100.000 Euro an die bislang unbekannten Täter.
Die sogenannten „Schockanrufe“ setzen darauf, die Opfer zu unüberlegten Handlungen aufgrund des erzeugten Schockmoments zu bewegen. Durch geschickte Gesprächsführung der Täter werden die Opfer psychisch unter Druck gesetzt und so zu unreflektierten Geldzahlungen gedrängt. Den Geschädigten wird vorgetäuscht, dass sich Verwandter oder naher Bekannter in einer Notlage oder Gefahr befände, die nur durch finanzielle Hilfe der Opfer abgewendet werden kann.
Oft wird hier die Geschichte von einem durch den Angehörigen verursachten tödlichen Verkehrsunfall erzählt. Ein vermeintlicher Polizist oder Staatsanwalt gibt vor, dass eine Haftstrafe nur durch die Zahlung einer hohen Kaution abgewendet werden könne.
Der Fall aus dem Landkreis Oberallgäu
Zu einer Serie von Schockanrufen kam es am Mittwoch im südlichen Landkreis Oberallgäu. Callcenter-Betrüger nahmen dabei auch ein Oberallgäuer Ehepaar (80 und 82 Jahre) ins Visier. Auch in diesem Fall täuschten die Täter einen vorangegangenen Unfall vor, bei dem ein Familienangehöriger involviert sei. Ein vermeintlicher Staatsanwalt forderte den Senioren auf, eine sofortige Kaution zu zahlen. So könne er die U-Haft des Familienmitglieds abwenden. Unter Anleitung des Betrügers sammelte das Ehepaar die zu Hause verwahrten Wertgegenstände im Wert von etwa 75.000 Euro zusammen. Im guten Glauben, dem Familienangehörigen aus der Notlage zu helfen, übergab der ältere Herr diese gegen 14:30 Uhr bis 15:30 Uhr in Burgberg, Ortsteil Ortwang auf der Straße an einen unbekannten Mann.
Den Abholer der Wertgegenstände konnte der 82-Jährige wie folgt beschreiben:
Wer hat am Mittwoch in Burgberg, Ortsteil Ortwang verdächtige Wahrnehmungen gemacht? Wer hat einen Mann, auf den die Beschreibung passt, gesehen? Ist ein Pkw mit auswärtigem Kennzeichen in dem Bereich aufgefallen?
Da der Mann sich zu Fuß vom Übergabeort entfernte, könnte ein Pkw in unmittelbarer Nähe auf den Abholer gewartet haben. Zeugenhinweise werden an die Kriminalpolizei Kempten unter der Rufnummer 0831 9909-0 gebeten.
Der Fall aus Memmingen
Eine 66-jährige Frau wurde bereits am zurückliegenden Mittwoch durch professionelle Betrugstäter getäuscht und damit Opfer eines Schockanrufs. Die Täter gaben sich am Telefon teils als Polizeibeamte, teils als Staatsanwälte aus und täuschten der Geschädigten vor, ihre Tochter habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht und könne nur durch die Zahlung einer Kaution vor der Untersuchungshaft bewahrt werden. Unter ständiger telefonischer Überwachung fuhr die Frau nach Memmingen und übergab dort auf offener Straße einen mittleren fünfstelligen Geldbetrag an ein Mitglied der Betrügerbande, das sich als Justizangestellter ausgab. Die Kriminalpolizei Memmingen nahm die Ermittlungen wegen Betrugs auf.
Die Zahlen
Im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West wurden im letzten Jahr fast 800 Fälle mittels der Betrugsmasche „Schockanruf“ zur Anzeige gebracht. Die meisten Fälle endeten im Versuchsstadium, in 27 davon waren die Täter allerdings erfolgreich und erbeuteten Geld- und Vermögenswerte im Gesamtwert von fast zwei Millionen Euro.
In diesem Jahr wurden bereits fünf erfolgreiche Fälle im gesamten Präsidium mit einer Schadenssumme von über 200.000 Euro angezeigt.
Die Hinweise der Polizei
Geschrieben von: Redaktion