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„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
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Im Allgäu hat die Konjunktur eine positive Entwicklung genommen. Die Stimmung hat sich aufgehellt, strukturelle Probleme bleiben jedoch ungelöst. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der für die Region sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die künftigen Erwartungen abbildet, ist im Vergleich zur Vorumfrage aus dem Herbst 2022 um 20 Punkte auf einen aktuellen Wert von 110 gestiegen.
Damit liegt er unter dem langjährigen regionalen Mittel von 120 Punkten, aber wieder auf dem Niveau aus dem Frühjahr 2022. Peter Leo Dobler, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Kaufbeuren und Ostallgäu, dazu: „Die Allgäuer Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren als sehr robust erwiesen. Entscheidend ist nun, neben der akuten Krisenbewältigung auch die strukturellen Herausforderungen in Deutschland anzupacken. Die Wirtschaft trägt mit großer Verantwortung ihren Teil zur Lösung bei, der Staat muss dafür aber die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.“
Lage bleibt konstant, Erwartungen verbessern sich
44 Prozent der regionalen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut. Das ist ein leichter Rückgang um zwei Prozentpunkte im Vergleich zur Vorumfrage. Der Anteil der negativen Bewertungen ist um drei Prozentpunkte auf 10 Prozent zurückgegangen. Bezüglich der Erwartungen rechnet die Mehrheit mit keiner Veränderung in den kommenden Monaten. 14 Prozent der Unternehmen erwarten in diesem Zeitraum eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation. Dies sind acht Prozentpunkte mehr als noch im Herbst. Thomas Holderried, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Lindau-Bodensee: „Der Stimmungsblues des letzten Jahres ist vorläufig gestoppt, auch wenn der IHK-Konjunkturindex noch immer deutlich hinter seinem zehnjährigen Durchschnitt zurückbleibt. Der Energieverbrauch der Wirtschaft sinkt und es gelingt den Unternehmen zunehmend, Lieferketten mehr und mehr zu schließen. Das sind zwei Beispiele, die zeigen, wie sich die Unternehmen erfolgreich gegen die Krisen stemmen.“
Diffuses Bild im Reise- und Gastgewerbe
Im Allgäu lohnt sich auch ein Blick in die Branchen. Konjunkturmotor zwischen Buchloe und Oberstdorf ist der Einzelhandel. Der branchenspezifische regionale Index ist um 40 Punkte auf 119 Punkte gestiegen. Damit liegt er über dem mehrjährigen regionalen Branchendurchschnitt von 102 Punkten. Im Reise- und Gastgewerbe zeigt sich ein diffuses Bild. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hat sich verschlechtert. Berichteten im Herbst noch 44 Prozent von einer guten Lage, so sind es zu Jahresbeginn nur noch 26 Prozent. Die Erwartungen haben sich jedoch spürbar verbessert. 18 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Situation – ein Anstieg um 14 Prozentpunkte im Vergleich zum Herbst.
Insgesamt ist der Branchenindex im Vergleich zur Vorumfrage um 31 Punkte auf 99 Punkte angestiegen. Somit liegt deutlich über dem regionalen Mittel von 73 Punkten. „Die Hotellerie und Gastronomie im Allgäu leidet nach wie vor unter dem anhaltenden Fachkräftemangel, den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie der reduzierten Inlandsnachfrage. Hoffnung machen die gestiegenen Ausbildungszahlen, vor allem im Oberallgäu. Die Tourismusbranche, die insbesondere im Alpenraum im Wandel ist, gewinnt wieder an Attraktivität“, kommentiert Markus Brehm, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Kempten und Oberallgäu die Lage und die Perspektive der Allgäuer Leitbranche.
Hohe Energiekosten, fehlende Arbeitskräfte und hohe Arbeitskosten belasten die Investitionsbereitschaft im Inland
Die strukturellen Probleme bleiben ungelöst. Im Allgäu sind die hohen Energie- und Rohstoffpreise (70 Prozent) wie in den anderen Regionen Bayerisch-Schwabens aus Sicht der Unternehmen das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Es folgen der Arbeits- und Fachkräftemangel (62 Prozent) sowie die Arbeitskosten (50 Prozent). Die weiterhin hohe Inflationsrate drückt auf die Kauflaune der Endverbraucher und auf die laufenden Tarifverhandlungen, was wiederum die Arbeitskosten nach oben treibt. Die Folge dieses Risikoszenarios: Die Unternehmen möchten weniger im Inland investieren als im Vorjahr. 22 Prozent der Unternehmen im Allgäu möchten ihre Inlandsinvestitionen senken. Zum Jahresbeginn 2022 lag dieser Anteil lediglich bei 13 Prozent.
Wettbewerbsfähigkeit erhalten: Energiekrise meistern, Fachkräfte sichern und Bürokratie abbauen
„Vordinglichste Aufgabe der Politik bleibt es, die Energiepreise auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen. Die Preisbremsen für Gas und Strom sind kurzfristig richtig, mittel- und langfristig allerdings weder sinnvoll noch ausreichend“, erklärt Andrea Thoma-Böck, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu. Die Vollversammlung der IHK Schwaben hat sich daher bereits im Dezember 2022 mit einem breit gefächerten Maßnahmenpaket positioniert. So fordert die heimische Wirtschaft mehr Tempo beim Ausbau regenerativer Energieträger und des Stromnetzes sowie den Weiterbetrieb der grundlastfähigen Kernkraftwerke über das Frühjahr 2023 hinaus. Mehr Tempo und weniger bürokratische Hürden erwartet sich die Wirtschaft auch beim Zuzug von Menschen in den heimischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, da der Bedarf aufgrund des demographischen Wandels nicht aus dem Inland alleine gedeckt werden kann. Thoma-Böck abschließend: „Der Wirtschaftsstandort Bayerisch-Schwaben verliert schleichend an Substanz. Nicht in Form einer Insolvenzwelle, sondern indem die Unternehmen ihren Geschäftsbetrieb entweder reduzieren oder Investitionen in wettbewerbsfähigere Standorte im Ausland verlagern müssen. Solange wir hierzulande unsere strukturellen Probleme nicht lösen, nimmt diese unheilvolle Entwicklung ihren Lauf.“
Geschrieben von: Redaktion