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Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder und der Stimmkreisabgeordnete Bernhard Pohl (beide Freie Wähler) haben in einem Gespräch in München mit Staatsminister Christian Bernreiter (CSU) die Möglichkeiten der Reaktivierung der Staudenbahn ausgelotet. Ziel ist es, eine durchgängige Schienenverbindung zwischen Bad Wörishofen und Augsburg zu schaffen.
Das Vorhaben beschäftigt die Politik seit geraumer Zeit und immer wieder. Bereits aus den 1990er Jahren bestehen Gesprächsnotizen im Landratsamt, auch Bernhard Pohl hat sich jahrelang für das Projekt verwendet, und zuletzt stellte die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Sommer dieses Jahres einen Antrag hierzu.
Nachdem jahrelang nichts entscheidend vorangegangen ist, keimt nun neue Hoffnung auf: Im Staatshaushalt sind für die Reaktivierung von Bahnstrecken Gelder vorhanden, außerdem soll der Teilabschnitt von Augsburg bis Langenneufnach ertüchtigt werden.
Es gibt allerdings nach wie vor große Hürden. Der Freistaat Bayern wird über die Bayerische Eisenbahngesellschaft erst dann Züge bestellen, wenn die Strecke ertüchtigt ist und der Betrieb dauerhaft rentabel erscheint. Dabei geht es insbesondere um eine positive Prognose, dass auf der Strecke täglich mindestens 1.000 Reisenden-Kilometer pro Kilometer betriebener Strecke erreicht werden. Außerdem muss der Nutzen die Kosten übersteigen.
„Das Kriterium mit 1.000 Fahrgästen täglich ist eine Prognoseentscheidung. Dabei muss man allerdings schon auch ins Kalkül ziehen, dass zukünftig wesentlich mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen sollen und auch werden. Dabei spielt neben einer positiven Bevölkerungsprognose auch das Thema der Energiekosten eine Rolle“, betont Bernhard Pohl, stellvertretender Vorsitzender der Freie Wähler-Landtagsfraktion. „Auch die Ertüchtigung des Teilabschnitts von Augsburg nach Langenneufnach wird uns hier in die Karten spielen. Es ist aber wie im Sport: Die Wahrheit liegt auf dem Platz oder, wie hier, bei den nackten Zahlen.“
Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder richtet seinen Blick auf die Nutzen-Kosten-Untersuchung. Als Bauingenieur kennt er diese Materie aus seiner früheren beruflichen Praxis. „Wir benötigen zunächst eine Grobeinschätzung, ob es für das Vorhaben eine realistische Chance gibt. Erst danach macht es Sinn, über die Beauftragung einer Detailanalyse zu entscheiden, die zwischen 200.000 und 300.000 Euro kosten wird. Sollte es dazu kommen, sehe ich aber finanziell auch den Staat in der Pflicht, der schließlich der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs ist.“
Der Landrat sieht auch weitere Herausforderungen auf den Landkreis zukommen, wenn das Projekt Gestalt annimmt: „Ich halte eine Bahnverbindung über die Landkreisgrenze nach Augsburg für einen echten Gewinn. Allerdings müssen wir dann auch unser ÖPNV-Konzept entsprechend anpassen. Es muss am Ende eine Win-Win-Situation entstehen, wo sich Bahn und Bus ergänzen“, betont der Unterallgäuer Kreischef.
Verkehrsminister Bernreiter wies in dem Gespräch darauf hin, dass unter anderem durch die gestiegenen Stromkosten beim Bahnbetrieb ein erheblicher Mehrbedarf entsteht. Er benötige zusätzliche Haushaltsmittel in erheblicher Höhe, um die jetzigen Strukturen des Schienenverkehrs in Bayern aufrecht zu erhalten. Bernhard Pohl nimmt diese Sorge als Haushaltpolitiker sehr ernst, meint aber auch: „Wir haben nach wie vor ein tendenzielles Ungleichgewicht zwischen der Förderung unserer Metropolen und dem ländlichen Raum.
Daher sind Verkehrsprojekte wie die Staudenbahn, auch wenn sie pro Fahrgast mehr kosten als die Münchner U- und S-Bahn, trotzdem förderungswürdig. Verkehrsinfrastruktur wie die Staudenbahn macht nämlich die ganze Region attraktiver, nicht zuletzt auch für den Zuzug von Menschen aus dem Ballungsraum. Wer beispielsweise von Markt Wald mit der Staudenbahn nach Augsburg zur Arbeit fahren kann, muss nicht in der Bezirkshauptstadt wohnen. Auch dadurch tragen wir zu einer vernünftigen Regionalentwicklung in Bayern bei.“
Pohl hofft auch darauf, dass der Bund stärker in Regionalisierungsmittel investiert. Dies würde Projekten wie der Staudenbahn massiv helfen. „Ich habe jahrelang darum gekämpft, dass die Tausendergrenze fällt. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir auch Verkehrsprojekte mit wenigen Fahrgästen ertüchtigen können. Für mich ist die Staudenbahn ein wichtiges Verkehrsprojekt im nördlichen Landkreis.“
Geschrieben von: Redaktion