Moderator: Isabelle Tausend
Sendung: Der AllgäuWECKER
mit Isabelle Tausend
 
 
Zusammenkunft auf dem Nebelhorn
(Bildquelle: Fuchs PR & Consulting)
 
Oberallgäu - Oberstdorf
Dienstag, 30. Juli 2019

Nachbericht OBADOBA: Gipfeltreffen der Weltreligionen

„Mitten in den Allgäuer Alpen, auf dem Gipfel des Fellhorns formiert sich zwei Tage lang eine Gemeinschaft, bei der vor allem der interreligiöse Austausch mit dem Ziel neuer Perspektiven im Mittelpunkt steht. Namhafte Vertreter der unterschiedlichen Glaubensrichtungen, anregende Podiumsdiskussionen und kreative Workshops stehen auf dem Programm“, so die Ausschreibung des ersten Gipfeltreffens der Weltreligionen.

Für geladene Gäste der Religionen, Vertreter der Organisatoren und Sponsoren begann der Gipfeldialog mit der Auffahrt zur Bergstation des Fellhorns am Freitag den 12. Juli 2019. Nach einer eindrucksvollen Begrüßung durch Alphornbläser begann das „Gipfelgespräch“ im Glasraum der Bergstation mit der Begrüßung durch Michael Lucke und klassischer Musik. Prof. Dr. Martin Rötting (OCCURSO und Universität Salzburg) führte in das Thema mit dem Verweis auf die Lebenserfahrungen der Referenten ein, die sich beide als Mönche ja ganz dem spirituellen Pfad verpflichtet haben, eben in unterschiedlichen Religionen. „Mit Erleuchtung am Boden bleiben“ brachte Erzabt Notker Wolf OSB und Bhante Nyanabodhi (Buddha Haus Allgäu und Waldkloster) vor allem durch ihre Schilderungen konkreter Erfahrungen auf den Punkt. Manchmal seien es gerade die kleinen Schritte, die einen auf den Boden bringen und auch näher dem, was in Richtung Erleuchtung weise. Am Samstag den 13. Juli 2019 fand das Symposium im Evangelischen Gemeindehaus in Oberstdorf statt. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Martin Rötting, der vor allem die Notwendigkeit von konkreter Begegnung als Anknüpfungspunkte in Prozessen interreligiösen Lernens herausstellte, eröffnete Marion Küstenmacher die Reihe der Vorträge mit ihrem Beitrag „Religion und Spiritualität: Kitt oder Keil der Gesellschaft?“, in dem sie besonders auf die Evolution der Spiritualität (Gott 9.0) und dem integralen Stufenmodell einging. Die lebhafte und kritische aber auch beipflichtende Debatte zeigte, dass ihr Modell eine Referenz bot, auf die sich auch nachfolgende Referentinnen und Referenten bezogen. „Der Islam in Deutschland – Herausforderungen und Chancen“ lautete der Vortrag von Gönül Yerli (MFI München), die neben dem Umgang der muslimischen Community mit den Herausforderungen besonders auch eigene persönliche Erfahrungen zu verbinden verstand, wovon die Zuhörer profitieren konnten. Es partizipativ weiter, da Bernhard König sein Thema „Bach und Trialog: Integration – Mit Musik neu heimkommen“ vor allem mit praktischen Beispielen aus dem TRIMUM-Projekt vorstellte. In der gemeinsamen Mittagspause genossen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die durch Mitglieder der Yunus Imre Camii Moschee Immenstadt bereiteten Speisen. Die Gespräche an den Tischen waren ein echter Dialog des Lebens. Am Nachmittag konnte zwischen verschiedenen Workshops gewählt werden: Dem „Musikprojekt Trimum“ (Bernhard König), Meditation im Freien (Prof. Dr. M. Rötting), QiGong Workshop (Uwe Reichenbach), Yoga Workshop (Shivakami Renate Bretz und Sukadev Volker Bretz), eine Diskussion der Vorträge des Vormittages (Dr. Stefan Topp) und Heilsames Singen (Pfr. Daniela Ditz-Sievers). Danach schloss sich die Podiumsdiskussion mit Landrat a.D. Gebhard Kaiser, Marion Küstenmacher und Herrn Karakas (Moscheegemeinde Immenstadt) zum Thema „Religion und Politik“ an. Hier brachten die Teilnehmer am Podium ihre konkreten realpolitischen Erfahrungen zum Dialog ein, in denen deutlich wurde, dass der Umgang mit Vorurteilen gemeinsam leichter zu meistern ist. Dies wurde unter anderem deutlich durch den Bericht von der frühen Phase der Moschee in Immenstadt, in der diese mit Antiislamischen Vorurteilen zu kämpfen hatte. Durch Öffnung und größerer Transparenz und der Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der Stadt und vielen Partnern ermöglichte eine große Akzeptanz, die auch Aykan Inan von der DITIB Südbayern zu würdigen wusste. Eine gemeinsame Vesper in der Evangelischen Kirche von Oberstdorf wurde von Pfarrerin DitzSievers mit einfühlsamen Texten gestaltet. Der Abschließende Höhepunkt des Gipfeldialogs war das Gebet der Religionen am Sonntag den 14. Juli 2019 auf der Mittelstation des Fellhorn bei Oberstdorf. Wieder begrüßten die Alphornbläser, dann begann das Gebet der Religionen, moderiert durch Ingrid Winkler, die durch das Bild des Baumes mit Wurzel und Frucht die Verbundenheit und Offenheit von Religionen darstellte und die sich im Gebet nach dem Vorbild des Friedensgebetes von Assisi 1986 begegneten. Das Christentum vertraten der Evangelische Pfarrer Dekan Jörg Dittmar mit einer Passage aus der Bergpredigt und der Katholische Pfarrer Andreas Beutmüller, der den Sonnengesang des Franz von Assisi vortrug. Imam Ahmed Yilderim (Immenstadt) trug zwei Suren vor, darunter Sura 13, in der es heißt: „Ich habe Euch zu Stämmen und Völkern gemacht, damit ihr einander kennen lernt.“, die von Aykan Inan (DITIB) übersetzt wurden. Das Judentum wurde durch Josef Strzegowski von der Synagoge in Augsburg vertreten. Er las aus dem zweiten Buch Mose dem Propheten Jesaja vor (44,24 - 45,7). Das Exodus-Bild war hier prägend und eindrucksvoll: die Berge die sich im Text in Nebel hüllten – und das im Anblick des Bergpanoramas. Für den Buddhismus rezitierte Abt Bhante Nyanabodhi ein Gebet zur Einladung der geistigen Wesen (Paritta Parikamma), zitierte die Lehrrede von der Liebenden Güte und schloss mit einem Segensgebet ab. Die Hinduistische Tradition wurde durch Renate Shivakami und Volker Sukadev Bretz vertreten, sie rezitierten unter anderem einen Text ihres Lehrers Swami Sivananda. Die „jüngste Weltreligion“ sind die Bahai, vertreten durch Benedikt Poller und Manuela Tänzer, sie trugen Lieder und Gebete vor. Im Anschluss trugen Kinder eine kurze Szene vor, die veranschaulichte, wie sie Menschen zum Dialog der Religionen und ihren Wünschen befragten. Auf bunten Bändern, die von ihnen und den Teilnehmern beschriftet wurden, standen Wünsche und Bitten. Sie wurden nun an ein Seil gebunden und aufgehängt, als Gebetsfahnen flatternden sie im Wind. Dazu gab es einen Musikalischen Gruß der Religionen, die alle auf dem von den Alphörnern geblasenen tiefen „F“ vorgetragen wurden – eine musikalische Einheit in der Vielfalt auf der Initiative und unter Anleitung des Musikers Bernhard König. Ein gesungener Gruß die „Vielfalt ein Stück mitzunehmen“, zu dem König nach den Abschlussworten von Moderatorin Ingrid Winkler noch einlud, wurde von allen ca. 500 Besuchern gut aufgenommen. Die Auftaktveranstaltungen des OBADOBA 2019 waren im wörtlichen Sinne ein Gipfeltreffen, eindrucksvolle Bergpanoramen sind als „Andersorte“ auch gute Dialogorte. Ebenso wichtig war es aber auch den Samstag im Tal, auf dem „Boden der Tatsachen“ zu verbringen und miteinander in Vorträgen und Workshops um Gemeinsames, Trennendes und Herausforderndes zu Ringen. Der Initiatoren Kreis hat mit dieser Veranstaltung nicht nur ein besonders Dialog-Erlebnis ermöglicht, sondern – und das ist viel wichtiger - zu unterschiedlichen und vielfältigen Begegnungen eingeladen, die weiter gehen werden. 


Tags:
Religion Gipfeltreffen Austausch Perspektiven


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