Holz als knappes Gut: Das Holzforum Allgäu zur aktuellen Lage
Wer gerade ein Haus im Allgäu baut, kriegt es deutlich zu spüren: Es fehlt an Holz. Die explodierenden Holzpreise haben direkte Auswirkungen in Altusried gezeigt. Der Baubeginn der Postresidenz wurde verschoben, das Gebäude für betreute Wohnungen kann erst später realisiert werden - wenn sich die Lage wieder beruhigt. Der 1. Vorsitzende des Holzforums Allgäu, Hugo Wirthensohn, schildert die aktuelle Lage im Gespräch mit AllgäuHIT.
Das Holzforum Allgäu ist ein Querschnittsverein aus Waldbesitzern, Sägern, Zimmerern, Architekten und Bauingenieuren. In ganz Bayern gab es solche regionalen Zusammenschlüsse mal an sechs Stellen. „Das Allgäu ist als einziges übriggeblieben, deshalb werden wir gerade auch heimgesucht“, lacht der 1. Vorsitzende Hugo Wirthensohn. „Ich war schon im Chiemgau, in der Oberpfalz und fahre noch nach Niederbayern. Dort wollen sie wieder solche Verbände aufziehen.“
In Sachen Holz kennt sich Hugo Wirthensohn aus. Er war vor allem in den letzten Monaten intensiv mit seinen Vereinsmitgliedern im Gespräch, da das Holz eine knappe Ressource geworden ist.
Viele Gründe für rasante Entwicklung
Die Schnittholzpreise sind innerhalb kürzester Zeit explodiert. „So eine Geschichte haben wir noch nicht erlebt“, stellt Hugo Wirthensohn fest. Er nennt international mehrere Gründe:
- Die „Trumpzölle“ gegenüber Kanada wurden von Biden nicht zurückgenommen. Die Amerikaner haben also in Deutschland Holz eingekauft.
- China hat im letzten Jahr in Deutschland Käferholz gekauft. Weil es dieses Jahr noch keins gab, haben sie anderes Holz eingekauft.
- Russland hat die Rundholzexporte für China und Westeuropa gesperrt, weil sie nur noch Schnittholz exportieren wollen. Die benötigten Sägewerke sind aber gerade erst am Entstehen.
Neben den internationalen Einflüssen haben weitere Gründe zur rasanten Entwicklung auf dem heimischen Markt beigetragen:
- Die Holzschnitthändler haben im Frühjahr den Zimmerern, geraten mehr Holz einzukaufen, weil die Entwicklung schon in Richtung Preisanstieg ging. „Das haben sie auch gemacht und so kam der sogenannte „Klopapier-Effekt“ zustande, weil die Betriebe mehr Holz, als sie gebraucht haben, eingekauft haben“, so Wirthensohn.
- Außerdem sind viele Allgäuer unter die Bastler gegangen. „Die Baumärkte boomen wie die Sau!“, lacht Hugo Wirthensohn. „Die große Nachfrage hat zu dieser Entwicklung natürlich dann auch beigetragen.“
Langsame Entspannung auf dem Holzmarkt
Der Spatenstich für die Postresidenz Altusried musste verschoben werden, weil die Holzpreise den Baubeginn verzögern. Die Kreisspitalstiftung hat diesen Schnitt gezogen, weil die Kostensetzung nicht mehr übereingestimmt hat mit den Ergebnissen der Ausschreibung. „Das war natürlich der ungünstigste Zeitpunkt, aber so etwas weiß man vorher ja nicht“, erklärt Hugo Wirthensohn.
Allerdings sind bereits die ersten Entspannungen spürbar. Auf dem amerikanischen Markt sind die Holzpreise beispielsweise bereits um 40 Prozent gefallen. „Die ersten Stimmen aus der Branche sprechen auch bereits über eine 3-wöchige Wartezeit. Davor mussten Händler 6 Wochen oder mehr warten.“
Netzwerk für eine regionale Wertschöpfungskette
Das Holzforum Allgäu plant derzeit ein Netzwerk innerhalb der Region. „Gerade wegen diesem Vorfall sind wir gerade dabei Waldbesitzer, Sägewerke und Zimmerer zusammen zu bekommen, um eine regionale Wertschöpfungskette aufzubauen“, sagt der 1. Vorsitzende Hugo Wirthensohn. „Aus der Pandemie wissen wir, dass regionale Ketten funktionieren. Dadurch hätten wir eine längerfristige Sicherung, wenn so ein Fall noch einmal auftreten sollte.“
Die ersten Absichtserklärungen sind schon unterzeichnet, so Wirthensohn. „Die Zimmerer machen sehr fleißig mit, für die regionalen Säger funktioniert es jetzt auch, weil sie endlich eine Chance für die Zukunft sehen.“
Der Radio-Programmbeitrag zum Nachhören:
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