„Memminger Disputation“ im Rathaus
Ein runder Tisch für Religionen in Memmingen wäre zukünftig eine gewinnbringende Kommunikationsplattform, lautete der Tenor der „Memminger Disputation 4.0“, einer Podiumsdiskussion von Cityseelsorge, Evangelischem Bildungswerk, Katholischem und Evangelischem Dekanat, die nach historischem Vorbild im Rathaus stattfand. In der Reformationszeit, im Januar 1525, hatte es eine mehrtägige Disputation im Rathaus gegeben, um den damaligen Streit zwischen Alt- und Neugläubigen zu beenden. Zugunsten einer stabilen Gesellschaft sei es wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben und gute Kontakte unter den Religionen und Konfessionen zu pflegen, betonte Oberbürgermeister Manfred Schilder in seiner Begrüßung.
Welchen Beitrag Religionen heute für die Gesellschaft leisten, erörterten Anne Verena Freybott, Dramaturgin am Landestheater Schwaben, der katholische Dekan Ludwig Waldmüller und der evangelische Dekan Christoph Schieder miteinander und auch mit dem zahlreichen Publikum. Moderiert wurde das Gespräch von Pfarrer Christoph Breit von der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Bayern.
Der persönliche Glaube trage immer auch eine politische Dimension in sich, erläuterte Schieder, denn er präge die Sicht auf den Menschen. „Alle sind von Gott gewollt. Wenn aggressiv gegen Menschen vorgegangen wird, kann ich nicht gleichgültig bleiben.“ Der Beitrag von Religion für die Gesellschaft sei unter anderem in Werten wie Toleranz, Gleichberechtigung oder Freiheit zu sehen, die über die Jahrhunderte zunehmend in unsere Gesellschaft aufgenommen worden seien, führte Schieder aus. „Die Kraft, die in unseren Religionen steckt, gilt es nutzbar zu machen.“
Religion stelle für sie ein positives Sinnstiftungsangebot dar, erläuterte Freybott. Das Theater stellte sie als einen politischen und sozialen Kommunikationsort vor. Sie könne sich gut einen großen runden Tisch der Religionen vorstellen.
Der Glaube bringe den Menschen Zufriedenheit, Sinn und Liebe, erklärte Waldmüller. „Wir begleiten von der Wiege bis zu Bahre.“ Auch mit praktischer Hilfe in Notlagen. Die Caritas der katholischen Kirche und die Diakonie der evangelischen Kirche bringen sich in vielen sozialen Bereichen der Gesellschaft ein.
Das Publikum brachte sich mit Fragen und Kommentaren ein. Eine junge Frau etwa forderte mehr politisches Engagement der Gläubigen, christliche Werte müssten in politischen Statements formuliert werden. Moderator Christoph Breit empfahl, über den Schatten von Streitigkeiten der Vergangenheit zu springen. „Wir sollten nicht mehr nur ökumenisch denken, sondern menschlich.“(pm)
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