Lage der ukrainischen Flüchtlingskinder in Allgäuer Schulen
Immer mehr ukrainische Flüchtlinge kommen mit ihren Kindern im Allgäu an und stellen die Schulen vor gewaltige Herausforderungen. Sei es die Sprachbarriere, Lehrermangel oder unsere unzureichende digitale Bildung, es gibt alle Hände voll zu tun. AllgäuHIT Radio war im Gespräch mit Nicoletta Schelldorf. Sie ist Lehrerin an der Mittelschule in Füssen und Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes in der Stadt Füssen. Außerdem ist sie mobil in anderen Schulen unterwegs.
Seit wann sind denn Schüler im Unterricht und wie funktioniert die Integration?
Nicoletta Schelldorf: "Schüler sind schon eine Woche nach Kriegsbeginn eingetroffen an einzelnen Schulen, die wurden sogleich aufgenommen und versucht unterzubringen und unterrichtet zu werden. Manche Schulen haben nur einen Schüler, manche haben bis dato weit über 20 Schüler und es ist momentan nicht abzuschätzen, wieviele noch kommen werden, aber es ist allen klar, dass noch viele kommen werden. Die Integration verläuft komplett unterschiedlich, das kommt auf dei Gegebenheiten der einzelnen Schulen an. Manche versuchen die Schüler sofort in die "normalen" Klassen zu integrieren, weil sie vielleicht auch gar keine anderen Kapazitäten haben. Wir haben auch das Sprachproblem, wobei man sagen muss, dass viele ukrainische Kinder Englisch- oder sogar auch Deutschkenntnisse mitbringen. Andere versuchen separate Gruppen aufzustellen, aber das benötigt auch extra Lehrkräfte. Da kommen echt mitgeflüchtete ukrainische Lehrerinnen zum Tragen oder andere angestellte Mütter, die russsiche Sprachkenntnisse haben und sich den Kindern widmen oder man versucht jemanden mit Kenntnissen aufzutreiben. Oft ist es auch so, dass die DAZ (Deutsch als Zweitsprache) Unterrichtsgruppen aufgelöst werden und für die ukrainischen Kinder verwendet werden, was natürlich anderen Kindern zum Nachteil wird, die diesen Unterricht auch benötigen. Die Optimallösung sind Wilkommensklassen, das kann man aber hier im Allgäu noch nicht vorweisen, weil wir einfach nicht die Kapazitäten, wir haben nichtmal genug Personal um den Regelunterricht abzudecken."
Wie sieht es bei den Lehrern aus, kommen z.B teilweise Angestellte aus dem Ruhestand zurück?
Nicoletta Schelldorf: "Man versucht die Lehrkräfte zu aquierieren, einige Lehrkräfte trauen sich das auch zu, die vielleicht auch Russisch können oder einfach gerne pädagogisch mit Kindern arbeiten. Einige stellen sich da echt zur Verfügung und lassen sich nochmal in den Dienst versetzen und versuchen da mitzuhelfen. Viele fühlen sich jedoch auch der Sache nicht gewachsen machen es dann nicht."
Die Ukraine ist uns in Sachen digitaler Bildung ja deutlich voraus, wie treffen denn da die beiden Seiten aufeinander?
Nicoletta Schelldorf: "Das ist ein spannendes Thema. Es gibt tatsächlich ukrainische Kinder, die hier an deutschen Schulen sitzen mit ihrem eigenen Tablet oder einem, das ihnen zu Verfügung gestellt wird und haben Live-Unterricht mit ukrainischen Lehrern. Andere sind im Unterricht mit dabei, können aber auch dort ihre Geräte nutzen. Wir schlagen uns mit Übersetzungsapps durch den Vormittag. Man muss echt sagen, dass die ukrainischen Kindern uns da um einiges vorraus sind."
Wir haben ja eine allgemeine Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft gegenüber den Geflüchteten verspürt, wie sieht es da an den Schulen aus?
Nicoletta Schelldorf: "Da finde ich, dass die Wilkommenskultur sehr groß und sehr hoch ist. Die ganze Schulfamilie bemüht sich sehr die ukrainischen Kinder wilkommen zu heißen und ihnen auch das Gefühl zu geben, dass sie wilkommen sind. Ich weiß von Sachspendenaufrufen, dass die innerhalb kürzester Zeit sämtliches Schulmaterial zur Verfügung bekommen, sofern es nicht eh schon vorhanden ist. Wir haben auch das Klassenzimmer schön gestaltet. Rein gesetzlich müssten die Kinder erst nach drei Monaten zur Schule kommen. Wenn wir aber Meldung bekommen, dass sich Kinder im Ort befinden, versuchen wir die Kinder in die Schulen zu bringen, damit sie so schnell wie möglich wieder in einen geordneten Alltag hineinfinden und sich dort auch gut aufgehoben und Wilkommen fühlen"
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