Im Bergwald ist bereits zwölf Uhr
„Vom Fichten- zum Bergmischwald“. Unter diesem Motto fand ein Waldbegang bei Martinszell im Oberdorfer Wald des Forstbetriebes Sonthofen statt. Eingeladen waren der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Bund Naturschutzes (BN) der Kreisgruppen Kempten-Oberallgäu. Gekommen sind 20 Naturliebhaberinnen und –liebhaber, die von Förster Hubert Heinl von den Bayerischen Staatsforsten und von Andreas Fisel, Förster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten geführt wurden. Die beiden Förster schilderten den Teilnehmern die unterschiedlichen Wege und auch Schwierigkeiten, die es im Staatswald und Privatwald gibt, um aus Fichtenreinbeständen Bergmischwälder zu formen.
Im vergangenen Jahr waren die Umweltbedingungen für den Wald in ganz Deutschland ausgesprochen schwierig. Die Schäden im Wald waren so groß wie nie. Stürme, Dürre, Waldbrände und Borkenkäfer haben fast 30 Millionen Festmeter Schadholz verursacht. Revierleiter Hubert Heinl, der den Oberdorfer Wald pflegt, beschreibt die dramatische Situation: „Nach bisherigen Schätzungen sind fast 300 Millionen Jungpflanzen vertrocknet. Ca. 50 Prozent der in den vergangenen drei Jahren gepflanzten Bäume sind in Deutschland abgestorben. Der Borkenkäfer hat zudem 300.000 Hektar Wald geschädigt. Große Kahlflächen von mehreren 1.000 ha am Stück verändern die Bilder von Landschaften.“
Dagegen zeigt sich das Allgäu noch wie eine grüne Insel. Die Herausforderungen sind bewältigbar – wenn sie konsequent angegangen werden. Hubert Heinl zeigt stolz auf die Tannennaturverjüngung und erklärt ihre wichtige Funktion: „Die Tanne ist eine sehr stabile Baumart, die mit ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel auch dann noch an Wasser kommt, wenn die Fichte schon am Verdursten ist! Deshalb muss die Tanne in der kommenden Waldgeneration spürbar vertreten sein“. Die Exkursionsteilnehmerinnen und –teilnehmer zeigten sich sichtlich beeindruckt von der vielfältigen Naturverjüngung im Oberdorfer Wald.
Alle waren sich einig, dass die Aufgaben, welche auf die Waldbesitzer im Allgäu warten, riesig sind und sofort angegangen werden müssen. „Für den Waldumbau zu klimastabilen Wäldern ist es nicht fünf vor zwölf, sondern es ist zwölf Uhr“, so die Einschätzung der Förster Hubert Heinl und Andreas Fisel.
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