Handwerk mit Tradition beim Pfrontener Trachtenmarkt
Der Pfrontener Trachtenmarkt zeigt nicht nur einen Einblick in die vielfältige Welt der Trachten, er zeigt auch die Verbindungen zwischen Brauchtum, Traditionen und altem, bäuerlichem Handwerk. In dieser Woche stellen wir Ihnen hier bei Radio AllgäuHIT das umfangreiche Programm zum Pfrontener Trachtenmarkt, der am kommenden Wochenende bereits zum neunten mal stattfindet, genauer vor. Dabei werfen wir heute einen Blick in eine örtliche Trachtenschneiderei und schauen bei einem echten Haferlschuhmacher vorbei.
Noch vor gut 50 bis 60 Jahren waren im Ort 13 Schuhmacher ansässig, also genauso viele wie es Ortsteile in Pfronten gibt. Der einzige Betrieb, der sich bis in die heutige Zeit gehalten hat, ist der von Schuhmachermeister Markus Nöß in Pfronten Steinach.
"Das ist ein ganz altes Handwerk, das heute kaum noch betrieben wird. Handgemachte Schuhe, zwiegenähte Schuhe, das ist ein Handwerk, das schon vom Aussterben bedroht ist, weil es einfach sehr zeitaufwendig ist, sehr zeitintensiv. Unseren Betrieb gibt es seit 150 Jahren, wir sind in der vierten Generation, in der wir immer noch handgemachte Schuhe machen."
Gute 20 bis 25 Stunden Arbeit stecken in einem solchen paar Haferlschuh, alles eben noch echte Handarbeit. Aber genau das scheint vielen Menschen in Zeiten der Wegwerfgesellschaft wieder wichtig zu werden, sagt Markus Nöß:
"Wir machen jetzt wesentlich mehr Schuhe als noch vor gut zehn Jahren. Die Nachfrage wird größer, nach etwas individuellem oder nach einer Maßarbeit, die dann extra für jemanden hergestellt wird. Wir haben viele Schuhe, die sogar 30 oder 40 Jahre alt sind und die wir immer noch reparieren. Die haben zum Teil schon die dritte Sohle, manche sind auch vererbt worden, vom Opa oder vom Vater, es ist einfach ein kultiger Schuh."
Den Trend wieder hin zur Maßarbeit merkt auch Andrea Geiger, die eine Trachtenschneiderei in Pfronten betreibt. Schliesslich ist es vielen Kunden gerade beim Thema Trachten wichtig, etwas besonderes und einzigartiges zu besitzen.
"Das gibt es immer mehr, wenn man etwas von der Stange hat, muss man eben auch damit rechnen, dass jemand auf einer Veranstaltung eventuell das gleiche Dirndl an hat. Das ist natürlich auch eine Preisfrage, ein konfektioniertes Dirndl hat immer einen anderen Preis als ein handgeschneidertes. Aber es gibt immer mehr Menschen mit dem Bewusstsein "Mehr Qualität statt Quantität"."
Bis zu 40 Stunden Arbeit sind für die Herstellung eines vernünftigen Dirndls notwendig. In Andrea Geiger`s Trachtenschneiderei werden aber neben Dirndl auch noch viele andere Sachen gefertigt, die Palette ist groß:
"Das heisst nicht nur Dirndl, das heisst natürlich auch Röcke, seit dem Frühling haben wir da ja auch einen Trend zu Röcken, die auch im Trachtenstil gefertigt werden, mit verschiedenen Kombinationen von gemusterten Stoffen. Also Trachtenscheidern heisst nicht nur Dirndl."
Von der Genauigkeit der Arbeiten kann man sich beim Trachtenmarkt selbst überzeugen. Über 50 Händler, Handwerker und Aussteller sind am Wochenende dabei, mittendrin dann natürlich auch Schneiderin Andrea Geiger und Schuhmacher Markus Nöß:
"Es ist eine schäne Möglichkeit, vielen Menschen unser Handwerk nahe zu bringen und einfach zeigen, wie ein Haferlschuh gemacht wird, die einzelnen Arbeitsschritte darzustellen, man hat einfach einen sehr hohen Durchlauf von sehr interessierten Kunden, die einem über die Schulter schauen. Man macht einfach das Handwerk wieder ein bißchen publiker und man zeigt den Menschen dessen Bedeutung."
Neben Schuhmacher und Scheiderei kann man beim Trachtenmarkt auch viele andere, alte Handwerke live erleben. Morgen früh erfahren Sie bei Radio AllgäuHIT, wie die Arbeit von Federkielsticker Karl Kerschbaum aussieht, dazu werfen wir morgen auch einen Blick in die Werkstatt von Filigrandrechsler Reinhard Beck in Pfronten.
Alle Infos zum Pfrontener Trachtenmarkt bekommen Sie unter pfronten.de.
Der Radio-Programmbeitrag zum Nachhören:
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