Methusaleme im Staatswald: Bewahrung alter Bäume
In unseren Allgäuer Wäldern leben echte Methusaleme. Hat allerdings nichts mit Methusalem aus der Bibel zu tun, der bekanntlich 969 Jahre alt wurde. Damit gemeint sind sehr alte Bäume, die wichtige Eigenschaften in unseren Wäldern haben. Alte, knorrige Bäume sind oft nicht nur ein Hingucker für Wanderer, sondern häufig auch wichtige „Hotspots“. Förster Sebastian Neubauer pflegt den Staatswald im Kemptner Wald.
Was hat es mit diesen Methusalemen genau auf sich?
Sebastian Neubauer: "Dieses Methusalem-Konzept ist jetzt einige Jahre im Staatswald vorhanden. Es dient speziell dem Schutz von starken alten Bäumen. Und wann ist ein Baum ein Methusalem-Baum? Wir haben das definiert über den Brusthöhendurchmesser. Das ist der Durchmesser des Stamms in 1,30 m Höhe und da spricht man dann bei Fichte, Tanne und Eiche ab einem Meter von einem Methusalem und bei anderen Baumarten, wie z. B. Buche oder Bergahorn, bei 80 cm. Das ist ein freiwillig auferlegtes Naturschutzkonzept und eins unserer vielen Werkzeuge, die wir aktiv im Waldnaturschutz einsetzen."
Haben wir sehr viele von diesen Methusalemen hier bei uns?
Sebastian Neubauer: "Ich kann das jetzt in Zahlen nicht festmachen, ich kann das mal für mein Revier so grob überschlagen. Ich denke in meinem Revier sind es sicherlich 50-80 Bäume, die bekannt sind und sicherlich genauso viele unbekannte, die man nicht explizit gemessen hat, aber es ist eher ein kleiner Teil des Waldbestandes, der tatsächlich diese Dimensionen erreicht. Die Bäume sind in der Regel auch relativ alt. In der Regel deutlich über 100 Jahre alt."
Was ist das Besondere an den Bäumen? Warum sind die so wichtig und schützenswert?
Sebastian Neubauer: "Wichtig ist, alte Bäume zu haben. Man muss sich vorstellen, z. B. eine Tanne oder eine Fichte werden locker 400-600 Jahre alt, eine Buche auch problemlos 230-250 Jahre, bis sie anfängt deutlich zu zerfallen. Wichtig ist es, die Bäume zu schützen, weil die einfach selten in unseren Waldbildern sind, wirklich diese starken, komplett ausgewachsenen Bäume. Und das sind in der Regel auch Bäume, die in der Vitalität zurückgehen, Krankheiten erleiden, Pilzbefall, verschiedene Flechten wachsen auf ihnen und das ist ein richtiger Hotspot für die Artenvielfalt. Da können sich Vögel einstellen, verschiedenste Insekten, die die Nahrungsgrundlage bilden, aber auch seltene, am Holz lebende Pilze oder Käferarten."
Wenn man so durch den Wald läuft, fällt einem das wahrscheinlich gar nicht so richtig auf, oder?
Sebastian Neubauer: "Ja, es fällt gar nicht so ins Auge, vor allem wenn's nicht markiert ist oder man erkennt halt schöne, alte Bäume. Häufig fällt mir auf, wenn die Leute durch den Wald gehen, denen kommt unser Wald häufig unaufgeräumt vor. Da liegen tote Bäume rum, da sterben Eschen ab, da liegen Kronenteile. Das ist alles beabsichtigt und man muss sich vorstellen, viele Arten brauchen dieses Totholz über Jahrzente und es gibt ganz viele Arten, die wirklich auf Holz angewiesen sind, was schon 50 Jahre tot im Wald liegt."
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