Lärmschutz und Stromgewinnung in Kombination im Oberallgäu?
Der Kreisverband der Jungen Union Oberallgäu sieht Vorteile in der Doppelfunktion für Energiewende und Lärmschutz entlang von Bundes- und Kreisstraßen im Landkreis Oberallgäu und kritisiert dabei auch die erfolgte Privilegierung von Freiflächen-PV-Anlagen.
Für die JU Oberallgäu ist der Ausbau der erneuerbaren Energien eine der großen Zukunftsaufgaben. Strom aus Photovoltaik-Anlagen ist für sie dabei ein wichtiger Bestandteil. Allein in Deutschland wird das technische Potenzial an Straßen und Gleisen auf rund 5 GW geschätzt, so das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das in diesem Bereich forscht.
Die Junge Union Oberallgäu fordert in diesem Zusammenhang ein Konzept für integrierte PV-Anlagen entlang der Bundes- und Kreisstraßen im Landkreis Oberallgäu. Darüber hinaus solle auch der Ausbau von PV-Anlagen auf kommunalen und privaten Dachflächen stärker forciert werden, so die JU. „Es darf keine Denkverbote geben und wir müssen die regionale Energiewende deutlich beschleunigen, um die Klimaziele zu erreichen“, sagt JU-Beisitzer und Kreisrat Florian Schwarz.
Entgegen der im Januar von der Bundesregierung beschlossenen Privilegierung von Freiflächen-PV-Anlagen an Autobahnen und Gleisstrecken fordert die JU Oberallgäu ein innovatives Konzept, bei dem Lärmschutz und Stromerzeugung Hand in Hand gehen. „Der Bau von Freiflächen-PV-Anlagen ist ein weitreichender Einschnitt in das Landschaftsbild und sollte daher auch weiterhin umfassend und sorgfältig von den lokalen Gremien und Behörden geprüft werden. Anstatt einer pauschalen Freigabe von enormen landwirtschaftlich genutzten Flächen sollten wir daher auf innovative Konzepte setzen, bei denen Synergien genutzt werden können und die auch den Bürgern zugutekommen – wie z.B. bei Lärmschutzwänden mit integrierten PV-Modulen“, so Christoph Breher, stellvertretender Vorsitzender der JU Oberallgäu.
Ein Pilotprojekt an der A3 bei Aschaffenburg wurde bereits im Herbst 2019 fertiggestellt. Die Anlage ist 890 Meter lang und drei Meter hoch. Die Kosten von 3,25 Millionen Euro übernahmen zu gleichen Anteilen die Stadt Aschaffenburg und das Bundesverkehrsministerium. Laut einem Monitoring des Bundesverkehrsministeriums weist die Lärmschutzwand keine betrieblichen Nachteile gegenüber einer herkömmlichen Wand auf. Wie aus einer Auswertung der Aschaffenburger Versorgungs-GmbH hervorgeht, hat die Anlage im Jahr 2020 ca. 112.000 kWh elektrische Energie produziert, was einem Jahresstromverbrauch von 25 Einfamilienhäusern mit vier Personen entspricht.
Kein zusätzlicher Flächenverbrauch, Synergieeffekte mit Lärm- und Witterungsschutz, Rendite in Infrastrukturprojekten, Stromerzeugung für lokale Verbraucher und eine Akzeptanzsteigerung für den Ausbau von PV-Anlagen haben die Vertreter der JU Oberallgäu überzeugt. „Der Landkreis sollte prüfen, ob und an welchen Stellen solche Lärmschutzwände mit integrierten PV-Anlagen zum Einsatz kommen könnten und entsprechend umsetzen“, sagt JU-Kreisgeschäftsführer Tom Stein abschließend.
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