Diskussion über Klimawandelfolgen in Kempten
Im Rahmen des EU-Alpine-Space-Projekts „GoApply“ trafen sich am Donnerstag rund 30 Experten im Pfarrzentrum St. Lorenz in Kempten, um gemeinsam unter dem Titel „Flächenmanagement und Klimaanpassung“ nachhaltige Zukunftsstrategien für die Stadt zu suchen. Auf Einladung des Umweltbundesamtes und der Stadt Kempten diskutierten erstmals Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Stadt Fragen des Flächenverbrauchs unter dem Gesichtspunkt von Klimawandelfolgen.
Schon als die Einladung im E-Mailpostfach ankam, war so mancher verwundert: „Mit Klima habe ich doch gar nichts zu tun – da habe ich keine Expertise.“ „Diese Reaktion habe ich von verschiedener Seite erhalten“, so Thomas Weiß, Klimaschutzmanager der Stadt Kempten. Spätestens zum Beginn des Workshops am Donnerstagvormittag stellten dann alle Teilnehmenden fest, dass sich eine bunt gemischte Expertenrunde im Pfarrzentrum St. Lorenz eingefunden hatte: Vertreter der Stadtverwaltung, Wirtschaft, Politik, Landwirtschaft, Umweltbehörden, Sozialen Einrichtungen und des Verbands- und Vereinswesens waren anwesend.
Alle Verunsicherung wurde jedoch schnell ausgeräumt. „Die, die da sind, sind genau die Richtigen“, betonte Andrej Lange vom Umweltbundesamt in seinen einleitenden Worten. Klimaveränderungen und deshalb notwendige Anpassungsstrategien betreffen jeden Einzelnen und jede Interessengruppe auf eine andere Weise. „Daher war es uns ein besonderes Anliegen, möglichst viele Blickwinkel auf die Thematik zusammenzubringen“, erklärte Klimaschutzmanager Weiß.
In einem ersten Impulsreferat stellte Sebastian Ebert vom Umweltbundesamt die regionale Betroffenheit gegenüber Folgen des Klimawandels, wie bspw. Zunahme von Hitzetagen und Starkregen dar. Um als Stadtgesellschaft klimaresilient zu werden, braucht es Wissen und Motivation aller Akteure zum gemeinsamen Handeln. Baureferent Tim Koemstedt zeigte in seinem Impuls auf, wie sich der Flächenverbrauch in der Stadt Kempten in den vergangen
Jahren entwickelt hat und welche Möglichkeiten eines sparsamen Flächenverbrauchs bestehen. Auf dieser Basis schlugen die Teilnehmenden selbst Themen für die folgenden Diskussionsrunden vor. So entstand ein interessantes Programm, das verschiedene Aspekte des Flächenmanagements in den Blick nahm. Die wechselnden Gruppen diskutierten von den Kriterien für einen schonenden Flächenverbrauch beim Bau von Gewerbeeinheiten, über Bildungsmaßnahmen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit bis hin zu Auswirkungen auf die Landwirtschaft ein breites Themenspektrum. Erste konkrete Empfehlungen, wie die Durchführung einer Starkregen-Betroffenheitsanalyse für das ganze Stadtgebiet, entstanden noch im Laufe des Vormittags.
Abschließend waren sich alle einig, dass der konstruktive Austausch mit Experten aus verschieden Bereichen den Ideenreichtum fördert. Der Expertenworkshop endete daher mit dem klaren Signal – nicht nur von Seiten der Stadt, sondern von sämtlichen Beteiligten –, den Dialog über Fachgrenzen und Zuständigkeitsgebiete hinweg fortzuführen. Die zukünftigen Ergebnisse sollen langfristig in den „Masterplan 100 % Klimaschutz bis 2050“ der Stadt Kempten einfließen.
Hintergrundinformation:
Mit dem Interreg-Projekt „GoApply“ sollen Strategien zur Klimaanpassung im Alpenraum ausgebaut und besser in den politischen Prozess eingebaut werden. Die Arbeit soll Verantwortliche für Klimaanpassungsstrategien auf lokaler und regionaler Ebene dabei unterstützen, konkrete Aktivitäten umzusetzen und andere Akteure hierbei mitzunehmen. Zudem möchte das Projekt den grenzüberschreitenden Austausch im Alpenraum verbessern. In einem Netzwerk aus nationalen Umweltbehörden und regionalen Partnern lernen und profitieren alle Beteiligten von der Vielfalt an Handlungsansätzen in den Regionen.
Die Stadt Kempten nimmt als sog. „Observer“ (Beobachter) am Projekt teil und arbeitet eng mit dem Umweltbundesamt - Fachgebiet Klimafolgen und Anpassung (KomPass) zusammen. (pm)
Das Projekt GoApply wird ko-finanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) durch das Interreg-Alpenraumprogramm. Weitere Informationen finden Sie in englischer Sprache unter: http://www.alpine-space.eu/projects/goapply/en/home
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