Künftig gelangt kein Mikroplastik mehr in den Bodensee
Das Klärwerk in Lindau wird in den kommenden Jahren zukunftsfit gemacht: Klärwerk 2040 heißt das komplexe Großprojekt, das am Mittwoch von den Verantwortlichen offiziell unterzeichnet wurde. Geplant sind innovative neue Reinigungsstufen, damit nur noch vollständig sauberes, keimfreies Wasser in den Bodensee gelangt. Mit der Vertragsunterzeichnung haben die Verantwortlichen von Stadt, GTL und Aqua Consult den Startschuss dafür gegeben.
Der Werkausschuss der GTL hat mit seinen Beschlüssen die Weichen gestellt, dass das Klärwerk in den kommenden Jahren zukunftsfähig gemacht wird. Die Neukonzeption wurde bereits von den zuständigen Behörden genehmigt und soll, nach der nun anstehenden Planungsphase, Schritt für Schritt in den nächsten Jahren umgesetzt werden.
Im europaweit ausgeschriebenen Vergabeverfahren hat sich das erfahrene Ingenieurbüro Aqua Consult aus Hannover gegen starke Konkurrenten durchgesetzt. Das Büro verfügt über zahlreiche Referenzen zum Bau und Umbau von Kläranlagen, sowohl national wie international. Von dieser Expertise soll nun auch das anspruchsvolle und komplexe Großprojekt Klärwerk 2040 profitieren
Immer mehr Mikroschadstoffe im Wasser erfordern neue Technologien
Das Klärwerk Lindau wurde vor 30 Jahren grundlegend erweitert und ertüchtigt. Die Lebensweise unserer Gesellschaft hat dazu geführt, dass heute viel mehr Mikroschadstoffe im Abwasser zu finden sind als noch vor 30 Jahren. Die Omnipräsenz verschiedener Plastik- und Synthetikprodukte, der erhöhte Konsum von Arzneimitteln und nicht zuletzt die zunehmende Verbreitung von resistenten Keimen, sind die Herausforderungen der Wasserwirtschaft im 21. Jahrhundert.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben die Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau schon 2016 mit den ersten Planungen begonnen. 2020 wurde der Bauentwurf beim Landratsamt Lindau zur Genehmigung eingereicht. Nach dem langwierigen Ausschreibungsverfahren kann nun begonnen werden.
Dabei wird das biologisch gereinigte Abwasser durch eine Membran gefiltert. „Dadurch können alle Feststoffe, Viren und Keime komplett entfernt werden. Das gereinigte Abwasser, das dem Bodensee zukünftig zugeführt wird, ist absolut keimfrei und hygienisiert.“, erklärt Dr. Heike Burghard, Leiterin der Abwasserwirtschaft bei den GTL.
Das Wasserwirtschaftsamt begrüßt diese innovativen Maßnahmen in einer Stellungsnahme ausdrücklich.
Kein Überlauf mehr bei Extremwetterlagen
Auch bei Extremwetterlagen wird das Klärwerk in der Lage sein, die großen Abwassermengen zu behandeln. Bisher kam es bei Extremwetter gelegentlich zum Überlauf von stark verdünntem Mischwasser direkt in den Bodensee. Das neue Konzept zur Mischwasserbehandlung unter Ausnutzung vorhandener Becken reduziert den direkten Eintrag von Nährstoffen zum Bodensee aus dem Regenüberlaufbecken beim Hauptpumpwerk in Zech erheblich.
Außerdem soll in diesem Zuge die Planung für die 4. Reinigungsstufe realisiert werden, um auch noch die letzten gelösten Spurenstoffe zurückzuhalten. Die Umsetzung der sogenannten 4. Reinigungsstufe in Lindau wird von der Bayerischen Staatsregierung als prioritär eingestuft und eine finanzielle Unterstützung wurde in Aussicht gestellt.
Die Gesamtkosten für das Projekt werden derzeit auf rund 12 Millionen Euro geschätzt. Die Umsetzung soll in den nächsten drei Jahren erfolgen.
Langfristige Sicherung der Lebensgrundlagen am Bodensee
„Wir sind begeistert, in diesem Projekt verantwortlich mitwirken zu können, weil hier die Zukunftsthemen - d.h. weitestgehende Abwasserreinigung inklusive Keimrückhalt, Mikroplastikentfernung und Starkregenmanagement - komplett abgedeckt werden durch innovative Technologien“, sagt der Geschäftsführer von Aqua Consult Prof. Dr. Peter Hartwig.
„Die Beseitigung von Mikroplastik, Keimen und Viren aus dem Abwasser und dadurch letztlich der Schutz der Trinkwasserressourcen sind mir ganz wichtig“, sagt Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons bei der Vertragsunterzeichnung heute in den Räumlichkeiten der GTL.
Gemeinsam mit dem Team der Abteilung Abwasser der Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau unter Führung von Frau Dr. Burghard freut sich der Werkleiter der GTL Kai Kattau auf die Realisierung dieses großen Umbauprojekts: „Mit diesem Projekt wollen wir einen Beitrag zur Sicherung der Lebensgrundlagen am schönen Bodensee leisten.“
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