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Sendung: AllgäuHIT am Wochenende
 
 
Die Geschäftsführer der Sozialbau und der SSW berichten, wie sich die Lieferschwierigkeiten bei ihnen auswirken
(Bildquelle: AllgäuHIT | Christoph Fiebig)
 
Allgäu
Donnerstag, 19. Mai 2022

Regionale Baubranche: wie wirken sich die Lieferengpässe aus?

Zur Zeit lassen sich in sehr vielen Branchen starke Preissteigerungen fest stellen. Insbesondere die Lieferengpässe seit dem Beginn der Ukraine-Krise sind für die hohen Preise verantwortlich. Besonders der Baubranche, die meistens einen strengen Zeitplan für ihre Projekte hat, macht das zu schaffen. AllgäuHIT hat mit zwei Vertretern aus der regionalen Baubranche gesprochen. 

Herbert Singer ist der Geschäftsführer der Sozialbau Kempten.

Herr Singer, welche Projekte stehen denn in diesem Jahr bei der Sozialbau an?

Herbert Singer: „Die Sozialbau hat augenblicklich ein Großprojekt auf der Funkenwiese in der Leutkircher Straße, dort werden derzeit noch rund 100 Wohnungen fertig gestellt. Die Fertigstellung wird 2022 / 2023 erfolgen. Und wir haben unmittelbar in unserer Nachbarschaft in der Allgäuer Straße 23 Mietwohnungen im Bau und sanieren dort eine Villa.

Bereiten Ihnen in diesem Zusammenhang die Lieferschwierigkeiten Probleme?

Herbert Singer: „Gut, die Lieferschwierigkeiten sind natürlich bei uns auch angekommen, wir kommen damit aber wohl verhältnismäßig gut bis sehr gut zurecht. Das liegt insbesondere daran, dass wir jahrzehntelange Erfahrung, gepaart mit den ebenso langen guten Kontakten zur Handwerkerschaft haben. Wichtig ist zudem, dass wir in unseren Projekten sehr früh Planungs- und Entscheidungssicherheiten haben. Je früher klar ist, was gebaut wird, desto früher können die Firmen auch gerade bei längeren Vorläufen, durch große Unsicherheiten bestellen und ordern. Dazu kommen unsere sehr guten, erfahrenen Bauleiter, die das auch auf der Baustelle mit den Handwerksfirmen optimal aussteuern. Zuletzt bieten wir den Firmen außerdem noch Vorfinanzierungsmöglichkeiten an, falls diese, durch die lange Vorhaltung, die jetzt zwischenzeitlich mal doppelt oder dreifach so lang war wie früher, liquide Mittel benötigen. Natürlich gibt es die eine oder andere knappe Situation, aber, und das ist das Entscheidende, wir haben bisher alles punktgenau und termingerecht fertig gestellt, auch schon während der Lieferschwierigkeiten unter Corona-Bedingungen. Ob Bezugsfertigstellung und Verkauf unserer Wohnungen oder der Modernisierung unserer 4.000 Wohnungen in unseren Wohnanlagen. Das momentan termingerecht zu schaffen ist schon eine Leistung, auf die wir auch ein bisschen stolz sind."

Welche Materialien sind denn von den Lieferschwierigkeitenbetroffen?

Herbert Singer: „Bei den Materialien ist es sehr unterschiedlich, das kann man wie eine Fieberkurve betrachten. Es gab in den letzten Wochen und Monaten Aufgeregtheiten um z.B. Parkettböden, die wohl sehr viel in der Ukraine oder in Russland produziert werden. Also auch Baustoffe rund um das Holz sind teilweise betroffen. Es ist aber z.B. auch Dachabdichtungsmaterial betroffen oder aber es kommt wiederum zu der Verteuerung der Baumaterialien. Augenblicklich ein wesentliches Gewerk sind z.B. Fenster. Bei der Glasherstellung sind natürlich durch die Energiekosten enorm in die Höhe geschnellt und das schlägt sich dann in den entsprechenden Preiserhöhungen nieder.

Müssen denn Projekte oder Arbeiten verschoben werden oder neu kalkuliert werden?

Herbert Singer: „Also wir haben es bisher geschafft, dass wir nichts verschieben und wir setzen langfristig darauf, dass wir das auch weiterhin nicht tun müssen. Wir müssen natürlich mit der einen oder anderen Verteuerung kalkulieren, sind aber auch bereit flexible Materialpreise einzugehen, weil wir Verständnis dafür haben, dass die Handwerker nicht fix kalkulieren. Sie müssen im Grunde fast Tagespreise für das Material bezahlen. Durch unsere große Erfahrung haben wir aber zum einen noch Zugang zu Kanälen, über die wir Materialien noch ein bisschen günstiger besorgen können und zum anderen, das Wissen, wie man so was auch zeitlich etwas ausjonglieren kann, dass man nicht gerade zu Tages- oder Wochenhöchstpreisen einkaufen muss.

Langfristig geh ich schon davon aus, dass es in der Bauwirtschaft gewisse, vielleicht auch erhebliche Verwerfungen geben. Vor allem auch das nächste halbe Jahr bis Ende 23, bis sich hoffentlich wieder eine Beruhigung und Normalisierung ergibt. Wir als Sozialbau haben nicht die Absicht weniger zu bauen. Wir gehen davon aus, dass die Delle oder der Einbruch im Baugewerbe insbesondere durch Industrieaufträge ausgelöst wird, die nicht realisiert werden, weil die Unternehmen wirtschaftliche Rückgänge erwarten und dann nicht investieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Kommunen nicht in gleicher Weise ihre Baumaßnahmen umsetzen werden oder können, weil die Belastung der Haushalte und die Kostenunsicherheit zu groß ist. Wir versuchen ganz bewusst Spur und Linie zu halten, um nicht vielleicht doch einen noch größeren Einbruch in der Bauwirtschaft zu erleiden.

AllgäuHIT hat zu dem Thema der Lieferengpässe darüber hinaus noch ein weiteres Unternehmen in der Baubranche beleuchtet: Die Sozialwirtschaftswerke in Sonthofen. Hierzu hatte AllgäuHIT Martin Kaiser, den Geschäftsführer der SWW in Sonthofen im Gespräch.

Laut Kaiser würden dort aktuell Projekte, wie beispielsweise das Projekt Göthe Plus laufen. Die Lieferengpässe würden sich bei ihnen insbesondere im Bereich der Vergaben von Bauaufträgen bemerkbar machen. Denn mit den, aus den Krisen resultierenden Schwierigkeiten, seien sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht konfrontiert worden. Das habe auch seine Folgen, wie Martin Kaiser erklärt: „Das hat zur Folge, dass die Firmen jetzt natürlich das Thema bei sich haben, wie bekomme ich denn meine Dämmstoffe, wie bekomme ich mein Stahl, mein Beton oder beim Glas, bei den Fenstern, wie funktioniert das“.

Zudem bedeuten weniger Materialien auch höhere Preise. Im Normalfall sind Bauprojekte über einen längeren Zeitraum geplant. Dabei macht Kaiser auf die Verträge aufmerksam, die üblicherweise bereits seit Längerem mit Fixpreisen abgeschlossen wurden. Hier würden die SWW Sonthofen mit den einzelnen Firmen Einzelverhandlungen führen und die Preissteigerungen fair untereinander aufteilen. Diese würden sich bei allen Materialien bemerkbar machen, sei es Aluminium, Holz, Stahl bis hin zum Tank für den Bagger. Das Unternehmen reagiert darauf nun wie folgt: „Wir beauftragen aktuell keine neuen Projekte. Die Laufenden machen wir auf jeden Fall weiter und wir haben gerade das Glück, dass wir bei den Neubeauftragungen noch Beschlüsse vom Aufsichtsrat brauchen und Bauanträge auch dementsprechend noch durchgehen müssen, wo wir auf jeden Fall zurückhaltend sind schnell zu beauftragen“.

 

 


Tags:
Lieferengpässe Baubranche Sozialbau SSW


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