Milchwirtschaft verständigt sich auf Forderungspapier
Bereits im August hatten sich die Verbände und Organisationen der Landwirte, die sich insbesondere für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft engagieren, auf ein gemeinsames Positionspapier zu notwendigen Handlungsschritten im Milch- und Fleischbereich verständigt, das sich an Politikerinnen und Politiker richtete. Angesichts der katastrophalen Situation, in der sich die tierhaltenden Betriebe aktuell befinden, haben sich die Teilnehmer des Milchdialogs nun auf ein gemeinsames Forderungspapier an die Verarbeiter – im Milchbereich also an die Molkereien – verständigt, das diesen in einem gemeinsamen Aktionsauftakt am 11. November öffentlich überbracht wird.
In diversen Gesprächsrunden wird derzeit darüber diskutiert, wie eine zukunftsfähige, umwelt-tier- und klimafreundliche Landwirtschaft aussehen soll. Doch noch während diese Diskussionen laufen, nimmt die
gesellschaftlich gewünschte, vielfältig strukturierte und regional verankerte Landwirtschaft massiven Schaden. Insbesondere die Situation der tierhaltenden Betriebe erreicht angesichts niedrigster Erlöse und davon galoppierender Kosten längst wieder existenzbedrohende Ausmaße. Beispielsweise im Milchbereich bleiben derzeit – ähnlich wie im extremen Krisenjahr 2016 – rund ein Drittel der derzeitigen Kosten ungedeckt, während die Anforderungen an die Betriebe und damit auch die Kosten weiter steigen.
Mit dem Besuch bei Zentrallagern des Lebensmitteleinzelhandels haben Bäuerinnen und Bauern bereits einen ersten Vorstoß gemacht, um auf diese Situation aufmerksam zu machen. Dabei kann es allerdings aus Sicht der hier zeichnenden Teilnehmer des Milchdialogs nicht bleiben. Sie werden mit aller Deutlichkeit bei ihren unmittelbaren Marktpartnern – den Verarbeitern - nachlegen.
Den Teilnehmern des Milchdialogs ist bewusst, dass es mehr als eine Forderung an die Verarbeiter/die Molkereien braucht, um längerfristig wirklich gewinnbringende Preise über den Markt zu erreichen. Dafür braucht es entsprechende Rahmenbedingungen von der Politik und Initiative von allen Beteiligten der Wertschöpfungskette – vom Handel bis zu den Landwirten selbst.
Auf politische Lösungen aber können die Bäuerinnen und Bauern in der aktuellen Situation nicht warten. Schnelle und kurzfristige Preiserhöhungen, die jetzt geboten sind, können und müssen von den Verarbeitern bezahlt und entsprechend beim Handel eingefordert werden.
Die Verarbeiter bezeichnen sich selbst als Partner der Landwirte – an dieser Selbstwahrnehmung müssen sie jetzt gemessen werden. Sie sind gefordert, die notwendigen Mehrerlöse für die Erzeuger zu realisieren, um deren Existenz zu sichern.
„Wir brauchen nicht nur für die 37 Prozent unserer Milch, die an den Lebensmitteleinzelhandel gehen, deutlich höhere Erlöse, sondern für 100 % unserer Milch. Deshalb werden wir am 11. November bei unseren unmittelbaren Marktpartnern, den Molkereien, vorstellig“, erklären die teilnehmenden Organisationen der Landwirte. „Wir kommen in Frieden, aber mit Deutlichkeit!“
Unterzeichnet wird das Forderungspapier von BDM, AbL, der LsV-Milchgruppe, EMB, den Freien Bauern und der MEG Milch Board. Unterstützt wird es auch von Milchviehhaltern, die anderen oder keinen Organisationen angehören.
Die Teilnehmer des Milchdialogs solidarisieren sich mit ihren Kollegen im Schweine- und Geflügelbereich und haben daher auch für diese Sektoren benannt, wie hoch eine Preissteigerung ausfallen müsste.
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