Serien-"Postkartenerpresser" nach über 30 Jahren gefasst
Die Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Kempten haben nach mehr als 30 Jahren intensiver Ermittlungen einen mutmaßlichen Serien-"Postkartenerpresser" aufgespürt und identifiziert. Seit 1992 wurden bundesweit über 360 Taten bekannt, bei denen der Täter auf postalisch versandten Postkarten mit der Ankündigung drohte, eine Briefbombe zu detonieren, sollte kein Geld bezahlt werden.
Der Durchbruch erfolgte Anfang April dieses Jahres, als eine Bombendrohung mit einer Geldforderung von 500.000 Euro bei einem Lebensmittelhersteller im Ostallgäu einging. Zwei Tage später erhielt auch ein Hotel im Oberallgäu eine identische Postkarte. Beide Vorfälle wurden von der Kriminalpolizeiinspektion Kempten übernommen, die einen Zusammenhang zu der seit über dreißig Jahren andauernden Serie herstellte.
Im Zuge der Ermittlungen gelang es den Beamten, einen 70-jährigen Mann als Tatverdächtigen zu identifizieren. Ein DNA-Abgleich ergab, dass dem Mann derzeit rund 70 Taten zur Last gelegt werden, wenngleich die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Der Tatverdächtige wurde durch weitere Postkarten mit identischer Handschrift enttarnt.
Die Staatsanwaltschaft Kempten erwirkte Durchsuchungs- und DNA-Entnahmebeschlüsse, die Mitte September 2023 in enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei in Hannover am Wohnort des Beschuldigten vollzogen wurden. Die entnommene DNA des Tatverdächtigen stimmte mit den Taten im Landkreis Oberallgäu und Ostallgäu überein. Weitere Treffer erlauben den Ermittlern, dem 70-Jährigen auch weitere Taten aus dem Kreis der bislang über 360 Fälle zuzuordnen, wobei die älteste DNA-Spur aus dem Jahr 2004 stammt.
Die Durchsuchung in Hannover wurde von einer eindringlichen Gefährderansprache begleitet, und seitdem wurden keine weiteren Fälle bekannt. Allerdings stellt sich die Frage nach der Ernsthaftigkeit der Forderungen, da keine klaren Angaben zur Geldübergabe vorlagen und der Täter keinen weiteren Kontakt mit den angeschriebenen Unternehmen aufnahm. Der 70-jährige Beschuldigte äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Die weiteren Ermittlungen werden derzeit unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Kempten in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion Kempten und den zuständigen Polizei- und Justizbehörden in Hannover fortgeführt.
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