Betrüger sehen es auf Allgäuer Tankstellen ab
Mehr als zehn Anzeigen wegen Betrugs erstatteten Betroffene alleine letztes Jahr, weil Betrüger bei Tankstellen anriefen und die Herausgabe von Codes verlangten. Dabei entstand insgesamt ein Schaden in hoher vierstelliger Summe. In Kempten registrierte die Polizei nun einen weiteren Fall.
Wie gehen die Täter vor?
Die Täter rufen organisiert aus Callcentern – meist aus dem Ausland – an. Sie täuschen vor, ein Mitarbeiter eines Dienstleisters zu sein oder rufen unter der Nummer des Chefs der Tankstelle an, die sie vorher erlangt haben.
Unter der Legende, dass es ein technisches Problem gebe, beispielsweise sei ein Drucker defekt oder ein Guthabenkarten-Lesegerät müsse getauscht werden, oder dem Vorwand, die Guthabenkarten seien abgelaufen und müssen entwertet werden, verwickeln sie Angestellte rhetorisch gewandt in ein Gespräch und nutzen den Umstand aus, dass die Kassiererinnen und Kassier oft unter Zeitdruck stehen.
So verlangen sie zur Behebung der vorgetäuschten Probleme dann telefonisch die Übermittlung der Codes auf den Guthabenkarten. Einmal durchgegeben, sind die Codes in Sekundenschnelle eingelöst und die Guthabenkarten damit wertlos.
Pro erfolgreichem Fall registrierte das Polizeipräsidium einen Schaden von meist etwa 500 bis 1.500 Euro. So kam alleine 2020 ein hoher vierstelliger Betrag als Schadenssumme zusammen.
Was ereignete sich aktuell?
Am Sonntagmittag, gegen 12:30 Uhr, erhielt die Mitarbeiterin einer Tankstelle in Kempten einen Anruf einer unbekannten Person. Diese gab sich als Service-Mitarbeiter einer Firma aus und behauptete, dass die 100-Euro-Guthabenkarten eines bestimmten Anbieters durch eine spontane Aktualisierung aus dem Sortiment genommen worden seien.
Die Tankstellenangestellte solle aus diesem Grund die Codes der Karten telefonisch durchgeben und an ihrem Terminal eine Storno-Meldung bzw. Fehlermeldung für die Karten vermerken. Als die gewünschte Fehlermeldung erschien, beendete der unbekannte Täter das Telefonat. Die Tankstellenangestellte nahm daraufhin Kontakt zu der namhaften Firma des angeblichen Service-Mitarbeiters auf. Dort wurde ihr mitgeteilt, dass es keine Aktualisierung der Karten gab und der angebliche Service-Mitarbeiter nicht in ihrem Auftrag gehandelt hat. Der Tankstelle entstand so ein Schaden von mehreren hundert Euro.
Die Polizei rät Betreibern:
• Weisen Sie Ihr Personal auf die Betrugsmasche hin
• Schulen Sie das Personal im Umgang mit den Geräten
• Hinterlegen Sie eine Liste mit den Telefonnummern der Dienstleister/Anbieter für Rückrufe
• Erstatten Sie bei einem erfolgten Betrug Anzeige bei der Polizei
Die Polizei rät Mitarbeitern:
• Seien Sie vorsichtig bei angeblichen Defekten von Geräten oder ungültigen Wertkarten
• Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
• Wird von Ihnen eine Übermittlung von Codes gefordert, legen Sie auf und wählen selbst die Nummer des Dienstleisters oder Anbieters. Dieser soll Ihnen die Richtigkeit des Anliegens bestätigen
• Haben Sie Codes übermittelt: Kontaktieren Sie unverzüglich den Dienstleister oder Anbieter zur Stornierung der übermittelten Codes
(PP Schwaben Süd/West)
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