Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind viele Baufirmen im Allgäu vergeblich auf der Suche nach Azubis. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur hin. Demnach bleiben je nach Landkreis bis zu 78% der vorhandenen Ausbildungsstellen unbesetzt.
Michael Jäger von der IG BAU Schwaben spricht von einem „Alarmsignal“. Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer, Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen Branche ins Wanken. „Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen“, ist der Gewerkschafter überzeugt.
Laut den aktuellen Zahlen der IG BAU ist der Landkreis Oberallgäu Spitzenreiter bei den unbesetzten Plätzen. Mit insgesamt 78% liegt es allerdings nur knapp vor Kempten mit 73%. Das Ostallgäu ist da schon etwas besser aufgestellt. In Kaufbeuren fehlen 69% Azubis, während im restlichen Landkreis 46% der Stellen unbesetzt sind. Von 117 ausgeschriebenen Plätzen sind im Unterallgäu noch 72 zu vergeben, das entspricht einer Quote von 62% und in der Lindau-Bodenseeregion sind insgesamt 69% unbesetzt.
In der laufenden Tarifrunde fordert die IG BAU deshalb ein monatliches Einkommensplus von 100 Euro für alle Azubis. Außerdem soll die lange, meist unbezahlte Fahrerei zur Baustelle entschädigt werden, um die Arbeit attraktiv zu halten – auch gegenüber anderen Branchen, in denen weit weniger gependelt wird. „Wer sich bei der Berufswahl für den Bau entscheidet, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseinsteiger nur sehr selten“, so Jäger. Diese Unzufriedenheit spiegele sich auch in einer hohen Abbrecherquote wider. Laut aktuellem Ausbildungs- und Fachkräftereport der Sozialkassen des Baugewerbes (SOKA-BAU) bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende.