Aufgrund der Einsparungen im Gesundheitswesen fehle es an fast allem: Personal, Ausrüstung, Schutzmittel und Kapazitäten. „Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens rächt sich - die Pandemie zeigt die Verfehlungen der Politik der letzten Jahrzehnte auf wie durch ein Brennglas“, erklärte die für das Allgäuer Gesundheitswesen zuständige Gewerkschaftssekretärin Uschi Zwick. Zum Schutz der Beschäftigten und der Sicherung der Gesundheitsversorgung seien die erforderlichen Schutzmittel bereit zu stellen und die betriebliche Mitbestimmung zu achten.
Die Corona-Krise fordere besonders den Beschäftigten im Gesundheitswesen einiges ab. Die aktuelle Ausnahmesituation bedeut nicht nur ein Arbeiten am Limit, „die Rahmenbedingungen müssen fast täglich neu angepasst werden“, berichtete Uschi Zwick: „Auch die Gefährdung der Beschäftigten selbst nimmt mit der wachsenden Anzahl infizierter Corona-Patient*innen zu.“
Daher sei es unerlässlich, dass Arbeitgeber in einem engen Austausch mit den Betriebs- und Personalräten stehen, um Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten zu regeln und die Beschäftigten mit ins Boot zu holen. Leider ist dies nach Auskunft von Zwick nicht in allen Allgäuer Einrichtungen des Gesundheitswesens gegeben. „Manche Geschäftsführer glauben, nun alles allein entscheiden zu können“, kritisierte Uschi Zwick. „Die Mitbestimmung besteht aber nicht nur fort, sie ist sogar wichtiger und hilfreicher denn je. In den Einrichtungen, in denen Arbeitnehmervertretungen auch in den Krisenstäben integriert sind, läuft nämlich vieles deutlich besser“, konstatierte Zwick.
Ein anhaltendes Thema der Telefonkonferenzen mit Betriebsräten, Personalräten und kirchlichen Mitarbeitervertretungen sei die Vorhaltung von entsprechender Schutzausrüstung, berichtete die Gewerkschafterin. Nach zahlreichen Berichten fehlen Materialien zur Hygiene und zum Schutz komplett oder sind so knapp bemessen, dass die geltenden Hygienevorschriften nicht eingehalten werden können.
Viele Beschäftigte würden unter diesen Umständen in ein Dilemma des Selbstschutzes und der Sorge für andere gedrängt. In den Kliniken müssen aus ver.di-Sicht deshalb nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern auch alle anderen Berufsgruppen und insbesondere die Reinigungskräfte mit der nötigen Schutzausrüstung versorgt werden. Solange die erforderliche Ausrüstung nicht im hinreichenden Maße verfügbar ist, sind besondere Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten vorzusehen.
Ver.di fordert, keine Möglichkeit zu unterlassen, um Beschäftigte im Gesundheitswesen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. "Alle Beschäftigten in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und im Rettungsdienst müssen die Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel erhalten, die sie brauchen, um sich und andere zu schützen", betonte Uschi Zwick. Andernfalls sei ein Kollabieren des Gesundheitswesens absehbar: „Die augenblickliche Krise verdeutlicht, der Markt ist kein guter Ratgeber im Gesundheitswesen. Heute werden mit Schutzmitteln Extraprofite gemacht – auf Kosten der Gesundheit der Allgemeinheit“, so Uschi Zwick.