In den meisten Städten und Gemeinden im bayerischen Allgäu war am Samstag eine komische Stimmung. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass ein stiller Feiertag ist. Ampeln an Hauptverbindungsstraßen teilweise ausgeschaltet, nur wenige Menschen waren unterwegs und auch die Autos konnte man vielerorts ohne Mühe zählen. Tag eins der Ausgangsbeschränkung im Freistaat machte sich bemerkbar. Auch im württembergischen Allgäu, in Wangen. Dort allerdings negativ: Denn viele Autos mit Lindauer Kennzeichen wurden dort auf den Parkplätzen der Einkaufs- und Baumärkte gesehen. Dem Föderalismus in Deutschland sei Dank.
Vielleicht lag es aber auch tatsächlich an dieser Feiertagsstimmung, denn sonst kennen die Bewohner des Westallgäus und des bayerischen Bodenseeufers den Einkaufstourismus durchaus bei unterschiedlicher Feiertagsauslegung in Deutschland und Österreich. Da im Nachbarland die Beschränkungen aber noch drastischer ausfallen, jetzt sogar wieder Grenzkontrollen nach Bregenz stattfinden und eh sämtliche Geschäfte geschlossen sind, war diesmal das württembergische Allgäu und der Bodenseeraum beliebt.
Auch hier muss noch einmal betont werden: Sowohl von bayerischer als auch von baden-württembergischer Seite hatten die Ministerpräsidenten Söder und Kretschmann an die Vernunft der Menschen appelliert. Gebracht hat es offenbar wenig, wie die Bilder unseres Westallgäu-Reporters zeigen.
Ein Vorwurf von bayerischer Seite an Baden-Württemberg kann allerdings durchaus gemacht werden. Es war absehbar, dass die Bewohner am Samstag ausströmen würden. Wenn das Wetter schön gewesen wäre in noch größerem Maße als es nun stattgefunden hat. Dutzende Ansteckungsmöglichkeiten wurden so geschaffen. Hätten Bayern und Baden-Württemberg im Einklang zueinander die Ausgangsbeschränkungen ab Mitternacht zusammen umgesetzt, wäre das nicht passiert.
Das Warten auf eine Absprache aller Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin im Laufe des Sonntags kostet Deutschland eineinhalb bis zwei wichtige Tage im Kampf gegen Corona. Können wir uns das leisten? Wir werden es wohl erst in einigen Wochen erfahren…
Ein Bericht von Thomas Häuslinger.