Die europäische Wolfspopulation war heute Thema einer öffentlichen Anhörung im Europaparlament. Die Anhörung sollte zu einem besseren Verständnis des derzeitigen Wolfvorkommens in der EU führen, um daraus mögliche Änderungen für das künftige Wolfsmanagement abzuleiten.
Müller: Wolfsfreie Zonen und geregeltes Entnahmemanagement
Ulrike Müller fordert anlässlich dieser Neubewertung eine konkrete Folgenabschätzung bezüglich der Artenvielfalt: “Gerade wenn Weidehaltung aufgrund von Wolfsangriffen in besonders schützenswerten Gebieten aufgegeben wird, müssen wir die Biodiversität im Blick behalten!"
Müller verweist darauf, dass die bestehende Kulturlandschaft nur durch die Beweidung mit Schafen, Ziegen und Rindern so schön ist: "Fällt eine solche Beweidung weg, verbuschen diese Areale und es gehen auch die kräuterreichen Wiesen zurück. Deshalb will ich wolfsfreie Zonen im Alpenraum erreichen. Dafür brauchen wir ein klar geregeltes Entnahmemanangement.”
Interessensausgleich zwischen Tier und Mensch
Der Wolf ist nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union sowie nach dem deutschen Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Müller warnt davor, ihn deshalb als harmlos zu unterschätzen.
Der Schutzstatus des Wolfes müsse mit den Interessen und dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen vor Ort ausgeglichen werden: “Wir sehen ja, wie rasant sich die Population entwickelt. Der Wolf breitet sich beileibe nicht nur auf aufgegebene Agrarflächen aus, und er ist alles andere als harmlos. Wenn hier nicht gegengesteuert wird, brauchen wir bald eine Verordnung mit Schutzstatus für Bergbauern!”
Wolf breitet sich in Deutschland schnell aus
Aktuell gibt es 105 Wolfsrudel in Deutschland. Darüber hinaus sind 25 Wolfspaare sowie 13 sesshafte Einzelwölfe für das Monitoringjahr 2018/19 bestätigt. Das bedeutet eine erhebliche Populationszunahme im Vergleich zum Zeitraum 2017/18, als 77 Rudel, 40 Paare und 3 Einzelwölfe nachgewiesen wurden.
Das Wolfvorkommen konzentriert sich Gebiete von Ostsachsen bis an die Nordsee. Die meisten Wolfsrudel leben in Brandenburg (41), gefolgt von Sachsen (22) und Niedersachsen (21). Erstmals seit ihrer Ausrottung wurden zudem Tiere in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bestätigt. Weitere Vorkommen gab es in Thüringen und Bayern. (Amtlich bestätigte Zahlen der Bundesländer, Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW), Stand vom 2.12.2019)
Gemeinsames Hearing von Umwelt-, Petitions- und Agrarausschuss
Die Anhörung im Europaparlament wurde gemeinschaftlich vom Umwelt- und dem Petitionsausschuss einberufen. Der Agrarausschuss steuerte zusätzlich Expertenwissen bei. Ulrike Müller ist in allen drei Ausschüssen Voll- oder stellvertretendes Mitglied. Themenschwerpunkte des Hearings waren die Analyse des Wolfvorkommens in der EU, legale Rahmenbedingungen und internationale Verpflichtungen sowie die Auswirkung der Wölfe auf die Umwelt und ländliche Gemeindschaften.