Vom Nashorn zum Rothirsch
Agnes Hussek ist neue Wildbiologische Fachkraft am Landratsamt Sonthofen
Am 1. Februar 2019 hat die österreichische Wildökologin Agnes Hussek (28) die Nachfolge von Christoph Hieke angetreten, der nach sechsjähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet wurde. Sie setzte sich gegen 40 Mitbewerber für die einzige Stelle eines hauptamtlichen Wildbiologen an einem Landratsamt in Bayern durch; gegen Bewerber aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Kamerun. Finanziert wird die Stelle zu gleichen Anteilen vom Landkreis und dem Landwirtschaftsministerium, aus Mitteln der Bergwaldoffensive.
Befähigt hat sich die in Hamburg geborene und in Salzburg aufgewachsene Fachfrau durch das Masterstudium „Wildökologie und Wildtiermanagement“ an der Universität Wien. Zur Masterarbeit war sie in Südafrika, wo sie im Krüger Nationalpark am Monitoring der Breitmaul- und Spitzmaulnashörner arbeitete. Ihre Aufgabe war, herauszufinden, ob das Einkerben der Ohren ein geeignetes Mittel zur Wiedererkennung der von Wilderern bedrohten Tiere ist.
Zum Grundstudium studierte Agnes Hussek an der Universität Göttingen in Niedersachsen Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Nutztiere. Ihre Diplomarbeit hatte das Thema: „Der Kugelschuss auf der Weide zur Schlachtung von Rindern“. Das Interesse an Viehwirtschaft führte die Studentin auch nach Namibia, wo sie die Rinderzucht unter anderen klimatischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen kennenlernte.
Praktische Erfahrungen mit heimischen Wildtieren sammelte die angehende Wildökologin durch die Kartierung von Mauerseglern in Wien, die Habitatforschung bei Auer- und Birkhuhn, das Fotofallenmonitoring von Wildkatzen, die Lebensraumkartierung des europäischen Bibers oder die Betreuung von Seehunden und Besuchern in einer Station im Nationalpark Wattenmeer an der Nordsee.
Für ihre neue Aufgabe am Landratsamt Oberallgäu ist ein Verständnis des Wald - und Wildthemas wichtig. Das Rüstzeug dazu bringt Wildökologin Hussek durch Vorlesungen über Forstwirtschaft und Konfliktmanagement an der Universität für Bodenkultur mit, sowie durch Exkursionen in österreichische Forstbetriebe.
Die Unterstützung der Jagdbehörde im Oberallgäu durch eine wildbiologische Fachfrau ist deshalb so wichtig, weil es viele Jagdreviere mit teils unterschiedlichen jagdlichen Zielsetzungen gibt. Hinzu kommt, dass hier für den Alpenraum der Waldanteil gering, die Bedeutung der Schutzwälder jedoch hoch ist.