Die Alpe Schönesreut in Immenstadt am Alpsee ist bei Wanderfreunden äußerst beliebt. Ein echtes Ausflugsziel. Vor einigen Tagen hat das Kleinod in den Allgäuer Bergen klammheimlich den Besitzer gewechselt. Ausgerechnet die finanziell angeschlagene Stadt Immenstadt soll die Alpe samt Grundbesitz von ca. 25 ha für etwa 1,1 Millionen Euro gekauft haben.
Die Verwunderung ist groß und bereits seit Tagen Thema im Städtle. Denn Immenstadt ist derzeit eher dafür bekannt, selbst kleinere Ausgaben (wie Zuschüsse im Hundert-Euro-Bereich für Vereine) auf den Prüfstand zu stellen.
Heute Morgen erreichte die Redaktion dann die Einladung zu einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Armin Schaupp am morgigen Freitag. Nicht ohne Grund: Heute Abend wird der Schönesreut-Kauf im Stadtrat in Immenstadt besprochen. Allerdings in nichtöffentlicher Sitzung: Medienvertreter sind außen vor. Eine nach der Gemeindeordnung übliche Praxis. Schließlich geht es um einen Privatverkauf und entsprechende Summen, die nicht Jedermann wissen muss. Stadträte dürfen über die Inhalte ebenfalls nicht sprechen, daher sind Interviewanfragen an mehrere Fraktionen durch AllgäuHIT, mit Verweis auf die nichtöffentliche Sitzung, abgewiesen worden. Ein ebenfalls üblicher Vorgang, da ansonsten Strafzahlungen angeordnet werden könnten.
Allerdings steht Stunden vor der Sitzung schon fest: Es dürften die Fetzen fliegen. Hintergrund: Einige Stadträte fühlen sich offenbar übergangen. Sie sollen erst durch die Sitzungsvorlage vor einer Woche von dem Kauf erfahren haben. Die Fraktionsvorsitzenden sollen aber schon länger informiert gewesen sein. Sie hätten ihre parteiangehörigen Stadtratsmitglieder durchaus aufklären können, mit dem Hinweis, dass es sich um nichtöffentliche Informationen handelt.
Die Alpe Schönesreut: Genossenschaft wollte verkaufen
Bislang war die Alpe Schönesreut in Besitz einer Genossenschaft. Nachbar ist das "Buddhistische Zentrum". Dieses war am Erwerb der Alpe offenbar ebenfalls interessiert. Die Genossenschaft, die kein Jungvieh zur Beschickung der Alpe mehr hat, wollte allerdings erreichen, dass Schönesreut weiter als Alpe betrieben wird.
Immenstadt hat bereits sechs Alpen in seinem Besitz und sich dabei einen guten Ruf verdient. Zusammen mit den Pächtern sind diese in den vergangenen Jahren entsprechend saniert und gepflegt worden, wie es heißt. Ein Umstand, der den Verkäufern der Flächen um Schönesreut offenbar besonders gut gefiel.
Jetzige Pächterin soll Alpe weiterbetreiben
Auch die jetzige Pächterin der Alpe Schönesreut soll durch den Besitzerwechsel keine Nachteile erfahren. Diese hätte einen bestehenden Vertrag, heißt es. Doch warum will Immenstadt die Alpe überhaupt in seinem Portfolio? Fest steht: Grundbesitz in dieser attraktiven Lage ist ein sehr wertvolles Gut. Die Verkäufer hätten auf dem freien Markt vielleicht sogar noch einen größeren Erlös erzielen hätten können, statt mit der Veräußerung an die Stadt Immenstadt.
Gelder für Alpen-Kauf kommen von anderen Grundstücksverkäufen
Die Stadt soll den Betrag nicht aus dem laufenden Haushalt, sondern durch Grundstücksverkäufe refinanzieren. Damit wäre der Bürgermeister aus dem Schneider. Schließlich heißt es im Nachhaltigkeitskonzept der Stadt, dass Geld aus Grundstücksverkäufen entweder in den Schuldenabbau oder in den Kauf neuer Grundstücke fließen könnte. Letzteres wäre bei Schönesreut der Fall.
Ab 1. Mai hat die Alpe Schönesreut wieder geöffnet
Für die Wanderer und Spaziergänger ist unterdessen vor allem eines wichtig: Sie wollen weiter in herrlicher Lage einkehren und die überaus herzliche Gastfreundschaft genießen können, die Ihnen die Pächterfamilie Jörg seit einigen Jahren bietet. Ab 1. Mai hat die Alpe Schönesreut wieder für Ausflugsgäste geöffnet. Getränke, kalte Speisen, wie Wurstsalat oder Berkäs-Brot und Kuchen sind im Angebot.
Radio AllgäuHIT ist bei der für morgen, neun Uhr, einberufenen Pressekonferenz vor Ort. Wir berichten in der Sendung „AllgäuHIT am Morgen“ bis zu 12 Uhr und auch in der Freitagsausgabe von „Heute im Allgäu“ von 15 bis 18 Uhr im Radioprogramm und auf allgaeuhit.de.