Epilepsie ist die häufigste neurologische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Ca. 1 Prozent aller Kinder in Industrieländern erkranken daran.
Ziel der Behandlung ist die Reduktion der Anfallshäufigkeit und im Idealfall das Erreichen von Anfallsfreiheit. „Ein Anfall ist immer ein Notfall“, erläutert Priv. Doz. Dr. med. Markus Rauchenzauner, Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Kaufbeuren. „Dauert ein Anfall zu lange, sterben Nervenzellen unwiderruflich ab.“, so der Neuropädiater. Weil die Behandlung der Epilepsien im Kindes- und Jugendalter seit vielen Jahren eines seiner medizinischen Steckenpferde ist, hat sich der Universitätsmediziner neben der medikamentösen Behandlung intensiv mit der sog. Ketogenen Ernährungstherapie auseinandergesetzt und hervorragende Behandlungserfolge erzielt. Es handelt sich hierbei um eine Ernährungsform, bei der die Patienten viel Fett und möglichst wenig Kohlenhydrate zu sich nehmen sollen, etwa im Verhältnis 4:1 oder 3:1, Fett: Kohlenhydrat.
„Die Ketogene Diät und die Modifizierte Atkins Diät sind Therapieoptionen vor allem für Patienten, die nicht operiert werden können und bei denen die medikamentöse Therapie nicht greift“, erklärt Rauchenzauner. „Mit Hilfe der Ketogenen Ernährungstherapie wird der Körperstoffwechsel komplett umgestellt“, erläutert der Chefarzt. Was genau zur Besserung oder Heilung der Epilepsie führe, sei noch nicht klar erforscht. Fakt sei jedoch, dass er vielen Kindern damit helfen konnte. Allerdings setze dies eine nicht ganz leicht einzuhaltende Konsequenz in der Ernährung voraus. Um Eltern zu ermutigen, zu informieren und zu unterstützen, hat Rauchenzauner jetzt in Zusammenarbeit mit einer Ernährungstherapeutin und betroffenen Eltern den Ratgeber „Ketogene Ernährungstherapie“ herausgegeben. Dieser soll mögliche auftauchende Fragen, Probleme, Umstände – positiver wie negativer Art – beantworten und Mut machen, sich auf eine Umstellung der Ernährung, die ja auch Einfluss auf das Familienleben haben kann, einzulassen.
Der Ratgeber erläutert die Ernährungsform aus Sicht des Arztes, der Diätologin und betroffenen Eltern. „Obwohl es eine stetig wachsende Anzahl an wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Ketogenen Ernährungstherapie gibt, bleiben viele alltagsrelevante Fragen unbeantwortet“, weiß Rauchenzauner aus Erfahrung. Mit dem von ihm herausgegebenen Ratgeber sollen Betroffene und ihre Angehörigen Hilfestellung erhalten, aber auch Tipps und Tricks zur einfacheren Anwendung bekommen. Seit 2007 beschäftigt sich Rauchenzauner mit der Ketogenen Ernährungstherapie. Seither unterbreitet er diese Behandlungsoption den Eltern erkrankter Kinder. „Wenn kein Medikament greift und der ohnehin hohe Leidensdruck steigt, begegnen die Eltern dem Vorschlag einer Ernährungsumstellung meist mit großer Aufgeschlossenheit.“, so Rauchenzauner aus Erfahrung. Die Behandlungserfolge, die damit erzielt würden, seien enorm und unterstützten die Eltern, aber auch die Kinder im Weitermachen. Der Ratgeber „Ketogene Ernährungstherapie“ ist zu beziehen über die Kinderklinik Kaufbeuren oder über die ISBN-Nr. 978-3-200-04099-1.