Die Allgäuer könnten in zwei Jahren beim Empfang von ORF1 und ORF2 nur noch Schwarzbild sehen. Während die Signale des Österreichischen Rundfunks heutzutage bei uns noch per Antenne oder sogar in den Kabelnetzen verbreitet werden, wäre durch die digitale Ausstrahlung der Signale Schluss mit dem Grenzempfang. Auch das Schweizer Fernsehen wäre betroffen. Das wollen die Freien Wähler in Bayern ändern.
Allen voran unser Kaufbeurer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl. Bei einer Pressekonferenz in München sagte er heute: "Das österreichische und das Schweizer Fernsehen sollen auch nach der Umstellung auf den neuen Übertragungsstandard DVB T2 über Antenne sowie in den grenznahen bayerischen Kabelnetzen frei empfangbar bleiben. Denn die Menschen im südlichen Schwaben und Oberbayern würden gerade diese Programme sehr vermissen".
Eine Massenpetition soll genügend Unterstützer für die Idee sammeln, die österreichischen und schweizer Programme in Grenznähe zu retten. Wenn das nicht klappt, können dank Digitaltechnik ab dem Jahr 2017 nur noch Österreicher das Programm empfangen, die über eine entsprechende Smartcard verfügen - Ähnlich dem Modell beim Bezahlsender Sky.
Die Politiker wenden sich auch an die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM). Sie ist im Freistaat unter anderem für die Zulassung und Genehmigung von privaten Radio- und Fernsehkanälen zuständig. Gleichzeitig dient sie als Aufsichtsbehörde, auch für unser Radioprogramm AllgäuHIT. Die BLM soll nun für ein österreichisches und auch ein schweizer Fernsehprogramm einen so genannten „Must-Carry-Status“ verhängen. Programme mit diesem Status müssen von Kabelanbietern in Bayern zwingend eingespeist werden.
Allerdings spricht ein deutlicher Punkt dagegen: ORF und SF erwerben für Spielfilme oder Sportrechte vor allem nationale Rechte. In Deutschland gibt es meist andere Rechteinhaber. Diese haben kein Interesse an einer großflächigen Empfangbarkeit von ORF1, ORF2 oder gar SF1 und SF2. Deutsche Privat- und Pay-TV- Sender waren schon vor Jahren Sturm gelaufen, da der ORF seine Programme weit ins Landesinnere von Bayern und Baden Württemberg übertragen hatte. Viele kamen dadurch in den Genuss von werbefreien Spielfilmen, Serien und Sportereignissen. Noch kann das Allgäu diese Vorteile genießen, vielleicht aber tatsächlich nur noch zwei Jahre.