Als Herr S.am 18. November vergangenen Jahres, genau zwei Monate vor seinem 66. Geburtstag bewusstlos und mit einer schweren Hirnblutung ins Klinikum Kaufbeuren eingeliefert worden war, stand es schlecht um ihn, sehr schlecht. Die Wahrscheinlichkeit überhaupt zu überleben, war sehr gering. Sie aber ohne Schäden zu überstehen, ging bei der ungeheuren Ausdehnung der Blutung nahezu gegen Null.
Gerade eben erst war Herr S. von einer Rehamaßnahme nach Hause gekommen, die nach einer Herzoperation wenige Wochen vorher notwendig geworden war. Aufgrund dieser Operation, aber auch weil Herr S. an Vorhofflimmern litt, stand der gebürtige Kaufbeuerer unter Marcumartherapie. Eine notwendige Maßnahme, die ihm an jenem Tag, an dem er mit heftigsten Kopfschmerzen erwachte, zum Verhängnis geworden war. Ein kleines Gefäß war geplatzt und blutete unaufhörlich ins Gehirn. Als seine Ehefrau von der Apotheke zurückkam, wo sie ihrem Mann die bei einem Telefonat mit dem Hausarzt empfohlenen Medikamente besorgt hatte, war Herr S. bereits bewusstlos.
Ihrer schnellen Reaktion, dem ebenso schnellen Eintreffen des Notarztes, der die Brisanz der Situation sofort erkannte und der Tatsache, dass im Klinikum Kaufbeuren rund um die Uhr erfahrene Neurochirurgen operieren, ist der gute Ausgang dieser schwerwiegenden Komplikation zu verdanken. „Den Weg nach Augsburg oder München hätte Herr S. nicht überlebt“, ist Dr. Rolf-Peter Kreuzer, neurochirurgischer Oberarzt am Klinikum Ravensburg und einer der vier neurochirurgischen Konsiliarärzte im Klinikum Kaufbeuren überzeugt.
Im Klinikum Kaufbeuren angekommen, zeigte sich im unmittelbar durchgeführten CCT ein massiv raumfordernde Blutung die das Gehirn massiv zusammendrückte. Es erfolgte die sofortige Entlastungskraniektomie (operative Druckentlastung durch Entnahme eines Teils des Schädelknochens) und gleichzeitige Hämatomausräumung. „Den Angehörigen konnten wir trotz erfolgreicher Operation keine großen Hoffnungen machen“, erzählt Operateur Oberarzt Dr. Dik Fijen. Würde Herr S. überleben, so sei mit hoher Wahrscheinlichkeit mit schweren Schäden zu rechnen. Doch es kam alles anders, als befürchtet. Schon in der Nacht nach der Operation konnte Herr S. extubiert werden. In der CCT-Kontrolle zeigte sich ein deutlich rückläufiger Befund und die neurologische Überwachung war unauffällig, so dass der Patient bereits drei Tage nach OP von der Intensivstation auf die Überwachungsstation verlegt werden konnte.
„Unserem Patienten ging es unglaublich schnell wieder gut“, freut sich Kreuzer über den ungewöhnlich guten Verlauf. Schäden sind keine zurückgeblieben. „Nur das Laufen musste ich mithilfe von Physiotherapeuten und eines Rollators wieder erlernen“, so Herr S. Aber auch das sei innerhalb kürzester Zeit möglich gewesen.
Noch im Krankenhaus konnte sich der ehemalige Büroangestellte bereits wieder selbstständig fortbewegen. Nach nur neun Tagen Krankenhausaufenthalt wurde Herr S. entlassen. Nach ziemlich genau vier Monaten konnte dem Patienten schließlich der zur Druckentlastung entfernte Schädeldeckel wieder eingesetzt werden. „Um das Risiko einer Infektion so gering wie möglich zu halten, wurde bei Herrn S. nicht der eigene Knochendeckel verwendet, sondern ein computerassistiert millimetergenau vorgefertigtes Kunststoffimplantat eingepasst“, erläutert Kreuzer.
Heute zwei Monate danach, ist bei Herrn S. nahezu nichts mehr zu sehen. Nicht einmal die Narbe fällt auf. „Bis auf eine winzig kleine Schwäche, die ich ab und zu im Fuß verspüre, geht es mir sehr gut und es ist eigentlich alles wie zuvor“; freut sich Herr S. Nur ein wenig sensibler sei er geworden. „Arztserien kann ich gar nicht mehr sehen und auch bei berührenden Themen kommen schnell einmal die Tränen“, verrät der sympathische Allgäuer.
„Zum Glück kann ich mich, im Gegensatz zu meiner Familie, die sich sehr um mich gesorgt hat, an nichts mehr erinnern“, ist der gebürtige Kaufbeurer froh. Wie viel Glück und Schutzengel er tatsächlich hatte, ist ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst.