Noch heute Vormittag hatten wir von Eltern berichtet, die versuchen wollten, die Schließung der Zwergschule in Unterjoch zu verhindern. Jetzt ist es amtlich: die Grundschule wird geschlossen.
Nur noch fünf Schülerinnen und Schülern hätten die Grundschule in dem Bad Hindelanger Ortsteil besucht, das war dem Bildungsausschuss des Bayerischen Landtages zu wenig. Lediglich einen "runden Tisch" zur künftigen Unterrichtsversorgung hat das Kultusministerium den betroffenen Eltern und Lehrern angeboten. Bad Hindelangs Bürgermeister, Adalbert Martin, sieht darin allerdings nur mehr eine Abwicklung der Schule. Bis nach München waren die Eltern gereist, um die Sitzung beim Landtag zu verfolgen, das Ergebnis: eine bittere Enttäuschung.
Die Schülerinnen und Schülern sollen nun Schulen in Wertach und Bad Hindelang besuchen. Die Busfahrt nach Bad Hindelang führt allerdings über den Jochpass, der mit zahlreichen Kurven für die Grundschüler gefährlich und auch häufig mit Übelkeit verbunden ist.
Der SPD-Landtags-Abgeordnete Dr. Paul Wengert zeigte in einer Pressemitteilung offen seine Enttäuschung: die CSU zeige einmal mehr ihr wahres Gesicht, so der Politiker. "Die CSU-Ausschussmitglieder haben sich mit der Ablehnung der Petition aus Unterjoch eiskalt über die Tatsache hinweggesetzt, dass diese Schule seitrund 200 Jahren mit ihrem jahrgangsübergreifenden Unterricht prima funktioniert und beste Ergebnisse erzielt hat und der Markt Hindelang hinter dieser Schule steht, die es in dieser Form nur ein einziges Mal in Bayern gibt." Wengert sprach von einem schwarzen Tag für die Bildungspolitik in Bayern, diesen habe allein die CSU zu verantworten.
Laut Eltern-Sprecher Herbert Landerer wären in einigen Jahren wieder deutlich mehr Schüler möglich gewesen, von deutlich über 20 Schülerinnen und Schülern ist die Rede. Die Stellungnahme des Kultusministeriums zeige für ihn nur die "halbe Wahrheit", da sie keinen Ausblick auf die kommenden Jahre böte.
Noch vor der Entscheidung hat sich der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Martin Güll von der SPD, für den Erhalt der Zwergschule ausgesprochen. Die Mehrkosten pro Jahr hätten bei 70.000 Euro gelegen, Geld, was gut investiert gewesen wäre. Die CSU habe im Fall "Zwergschule Unterjoch" unsensibel und rein bürokratisch entschieden, kritisierte Güll.
Der Oberallgäuer Landtagsabgeordnete der Grünen, Thomas Gehring, sieht in der Schule einen Sonderfall, der "gesondert gesehen und behandelt werden müsse". Eventuell hätte man mit einem Ganztagesangebot Schüler aus dem Oberjoch an die Zwergschule locken können.