Das Eintrittsgeld ist bei den Heimspielen des Fußball-Regionalligisten FC Memmingen in dieser Saison wahrlich gut angelegt. Hoher Unterhaltungswert ist in der Arena momentan garantiert, wenngleich nicht immer mit garantiertem Happy-End. Einigen Gesprächsstoff liefern die Spiele aber allemal: Zum Auftakt gab es das Torfestival mit drei Treffern in der Anfangsphase binnen fünf Minuten gegen den FC Augsburg II (3:1), dann das Elfmeter-Drama gegen den SV Heimstetten (0:2) mit zwei vergebenen Strafstößen und nun das packende 3:3 (1:0) Unentschieden gegen den TSV 1860 München II.
Viel mehr Dramatik geht eigentlich nicht. Hinterher schwelgten alle in Superlativen, selbst FCM-Trainer Esad Kahric: „Die letzte halbe Stunde war sicher das Beste, was wir hier seit einiger Zeit gesehen haben“.. Pragmatischer sah es Löwen-Trainer Torsten Fröhling: „Wir haben schlecht angefangen und schlecht aufgehört“. Der schlechte Gäste-Beginn war wiederum ein guter Auftakt der Memminger. Nach einer Viertelstunde schoss Jannik Froschauer die Führung heraus, mustergültig aufgelegt von Sebastian Bonfert. Sebastian Schmeiser (18.) und Daniel Eisenmann (24.) hätten sogar gleich darauf erhöhen können. Allerdings hatte auch der technisch starke Mike Ott eine gute Ausgleichsmöglichkeit, die FCM-Torhüter Martin Gruber parierte.
Blenden wir gleich in die zweite Halbzeit: Binnen weniger Minuten kippte das Spiel. Memmingen war nach Gegentreffern durch zweimal Ivan Knezevic (53./57.) und Ott (59.) völlig von der Rolle, sogar das 1:4 der Junglöwen war möglich. Was dann folgte war eine unglaubliche Energieleistung, vor allem von Ümüt Sönmez. Der Mittelfeldmann ließ sich von fast nichts und niemandem stoppen. Nach einem Steilpass des gerade eingewechselten Raffael Friedrich lief er auf und davon und machte den 2:3 Anschlusstreffer (67.). Jetzt war richtig Stimmung in der Bude und die Memminger setzten zu einem wahren Sturmlauf an. Als Sönmez in der 89. Minute mit einem sehenswerten Freistoßhammer den Ausgleich erzielte, gab es schier kein Halten mehr. Der ebenfalls ins Spiel gekommene Jannik Keller hatte sogar noch den Siegtreffer in der Nachspielzeit auf dem Fuß. Dann aber wäre Sechzig-Torhüter Vitus Eicher noch vollends ausgetickt. Besonnener sah es einige Minuten nach dem Abpfiff sein Trainer, der einräumte, bei den Auswechslungen nicht glücklich agiert zu haben. „Bei aller Kampfeslust von Memmingen, aber das darf nicht passieren“, analysierte Nordlicht Fröhling trotz aller vorhergehenden Aufreger schon wieder hanseatisch kühl, dass seine Mannschaft drei Punkte verspielt hat. Kahric, sonst eigentlich immer mit sicherem Gespür für Spielverläufe, hatte diesmal selbst nicht mehr geglaubt, dass seine Mannschaft nach dem 1:3 Rückstand noch einmal zurückkommt: „Meine Jungs haben mich die letzte halbe Stunde überzeugt. Es war ein toller Fußballabend, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte“. Immerhin waren 1.179 Fans gekommen (darunter übrigens genau 60 abgezählte Sechzig-Anhänger im Gästeblock). Während es ringsherum aus Eimern schüttete, ging der Abend in der Memminger Arena trocken und mit einem Teil-Happy-End über die Bühne.
Für den FC Memmingen geht es mit einer englischen Woche weiter. Am Dienstag (18.30 Uhr) tritt die Kahric-Truppe in Passau beim Aufsteiger SV Schalding-Heining an, ehe am nächsten Samstag (14 Uhr) der 1. FC Nürnberg kommt.
FC Memmingen: Gruber - Ernemann, Meichelböck, Bader, Holzapfel (69. Jocham) - Sönmez, Thönnessen, Bonfert, Eisenmann (89. Keller) - Schmeiser (66. R. Friedrich), Froschauer. – Trainer: Kahric.
TSV 1860 München II: Eicher - Vocaj, Bühler, Rech, Steinhart - Weigl, Geipl (78. Kovac), Knezevic (84. Kurzweg), Ott - Neumeyer, Mulic (74. Mvibidulu). Trainer: Fröhling.
Tore: 1:0 Froschauer (16.), 1:1 Knezevic (53.), 1:2 Knezevic (57.), 1:3 Ott (59.), 2:3 Sönmez (67.), 3:3 Sönmez (89.) - Schiedsrichter: Pflaum (Dörfleins) – Gelbe Karten: Holzapfel, Ernemann / Bühler, Knezevi, Eicher. - Zuschauer: 1179.