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Anrufbetrüger haben an einem Tag Geld und Wertsachen im Wert von über 200.000 Euro erbeutet. Um solche Fälle vorzubeugen, ist für die Allgäuer Polizei das soziale Umfeld der potentiellen Opfer gefragt. Beide Allgäuer hätten von dieser Masche noch nichts gehört.
Am vergangenen Freitag waren Callcenterbetrüger in gleich zwei schadensträchtigen Fällen überaus erfolgreich.
Was ist passiert?
Ein in Kempten wohnhafter 67-jähriger Senior hatte zur Mittagszeit einen Anruf einer jungen weinenden Frau erhalten. "Papa, es ist was Schlimmes passiert, ich hab eine Frau totgefahren und bin jetzt in U-Haft". Kurz darauf wurde der 67-Jährige von einem angeblichen Anwalt der Staatsanwaltschaft Kaufbeuren angerufen. Unter geschickter Gesprächsführung gelang es dem Betrüger, den 67-Jährigen dazu zu bringen, bei einer Bank eingelagerte Goldmünzen zu holen und diese wenig später einem Mann in Kaufbeuren auszuhändigen. Im Anschluss erzählte ihm der Betrüger, dass die angeblich bei dem Unfall ums Leben gekommene Frau schwanger gewesen sei und sich die Kaution deswegen erhöhe. Daraufhin fuhr der Senior ein weiteres Mal nach Kaufbeuren und übergab Schmuck und weitere Wertgegenstände an einem vereinbarten Treffpunkt an einen weiteren Abholer. Während der gesamten Zeit, circa acht Stunden, hielten die Betrüger den 67-Jährigen durchgehend am Telefon.
Mit der gleichen Masche erbeuteten sie bei einer aus Rottach-Egern stammenden 79-jährigen Seniorin Bargeld, Goldschmuck und Münzen. Die Tochter habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, nun sei Kaution zu hinterlegen. In diesem Fall meldeten sich eine angebliche Polizeibeamtin und ein angeblicher Rechtsanwalt am Telefon. Die Betrüger lotsten die 79-Jährige nach Kaufbeuren, wo sie Geld, Schmuck und Münzen an einen Abholer übergab. Als die Frau im Anschluss stutzig wurde, fuhr sie zur Polizei Kaufbeuren.
Beiden Fällen ist gemein, dass die Betrüger nun offenbar auf eine neue Masche setzen und das Geld oder die Wertgegenstände nun nicht mehr zu Hause abholen, sondern die Opfer gezielt an Übergabeorte lotsen. Insgesamt entstand in beiden Betrugsfällen ein enorm hoher Beuteschaden von über 200.000 Euro.
Die Geschädigten hatten mit mehreren Personen telefonischen Kontakt, die ihre Opfer zur Übergabe des Geldes und der Wertsachen zum Amtsgericht Kaufbeuren beorderten. Im Fall der 79-Jährigen wurde dies zum mutmaßlichen Standort in Kaufbeuren-Neugablonz angegeben. Dort erfolgte dann auch am Freitagnachmittag in unmittelbarer Nähe zur Herz-Jesu-Kirche die Übergabe des Schmucks und des Bargeldes an einen unbekannten, etwa 30 Jahre alten und ca. 170 cm großen Mann mit dunklem, kurzen Haar.
Kurze Zeit später wurde auf einem Parkplatz nahe des tatsächlichen Amtsgerichts Kaufbeuren von einem ebenfalls etwa 30-jährigen Mann Schmuck und Goldmünzen aus den Händen des Geschädigten aus Kempten entgegengenommen. Zwei Stunden später wurden an der gleichen Örtlichkeit einem weiteren, in diesem Fall etwa 50-jährigen Abholer, nochmals Schmuck und Goldmünzen von dem 67-jährigen Kemptener ausgehändigt.
Die Kriminalpolizei Kaufbeuren bittet um Hinweise zu verdächtigen Personen und Fahrzeugen, die sich zum fraglichen Zeitpunkt am vergangenen Freitag, 19.08.2022, zwischen 15.00 Uhr und 19.00 Uhr, an den Tatörtlichkeiten in Kaufbeuren-Neugablonz und Kaufbeuren aufhielten oder dort festgestellt wurden. Hinweise werden unter der Rufnummer 08341/933-0 entgegen genommen.
Wie hoch ist der Schaden?
Im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West erlangten die Betrüger mit dieser Masche bis jetzt Beute im Wert von fast 200.000 Euro. Der Polizei wurden mehr als 800 Fälle gemeldet, von denen mehr als 30 für die Betrüger erfolgreich verliefen.
Im Landkreis Oberallgäu mit Kempten: Über 80 Fälle gemeldet, rund 105.000 Euro Beute. Im Landkreis Ostallgäu: Knapp 80 Fälle gemeldet, rund 25.000 Euro Beute.
Was können die Angehörigen potentieller Opfer tun?
Da beide Geschädigte offenbar bislang nichts von der Betrugsmasche gehört hatten, wendet sich die Polizei nun gezielt an die Nachkommen von Seniorinnen und Senioren, die auf der potentiellen Anruferliste der Betrüger stehen.
Im Glauben, ihren Kinder oder Enkel zu helfen, geben Seniorinnen und Senioren nicht selten das ganze Ersparte an die Betrüger heraus. Sprechen Sie daher mit ihren Eltern oder Großeltern über die Maschen der Anrufbetrüger, ganz unter dem Aspekt: „Es könnte auch mein Erbe sein!“
Echte Polizeibeamte, Staats- oder Rechtsanwälte werden Sie niemals auffordern, Geld oder Wertgegenstände an der Haustüre oder vereinbarten Treffpunkten auszuhändigen.
Geschrieben von: Redaktion