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Das VOITH-Werk in Sonthofen
(Bildquelle: AllgäuHIT | Christoph Fiebig)
 
Oberallgäu - Sonthofen
Freitag, 17. April 2020

VOITH Sonthofen: Die Zeichen stehen auf Arbeitskampf

Die IG Metall-Mitglieder beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen haben sich mit überwältigender Mehrheit für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Bei der Urabstimmung stimmten 98 Prozent der Mitglieder für einen Streik, bei einer Wahlbeteiligung von 100 Prozent. Die IG Metall und die Beschäftigten kämpfen für den Erhalt des Standortes mit 500 Arbeitsplätzen und einen Sozialtarifvertrag.

Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagt: „Wir haben es geschafft, in Zeiten der Pandemie eine Urabstimmung mit solch einem überzeugenden Ergebnis durchzuführen. Ich glaube, es wird deutlich, dass wir als IG Metall – egal zu welcher Zeit – unsere Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen.“ Und weiter: „Sechs Monate Gespräche mit dem Management haben zu nichts geführt. Das Unternehmen hat ein Alternativkonzept der IG Metall abgelehnt, das Einsparungen bringen und den Standort sichern würde. Die IG Metall und die Beschäftigten lassen sich das nicht gefallen. Wir können auch in Corona-Zeiten einen Arbeitskampf organisieren. Wir lassen uns dieses Grundrecht nicht nehmen und kämpfen für die Existenzen der Beschäftigten. Dem Management sollte klar sein, dass wir mit der gleichen Disziplin und der hohen Beteiligung der Urabstimmung in den Arbeitskampf gehen werden.“

Carlos Gil, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu, sagt: „Dieses Werk mit 500-jähriger Tradition schreibt weiterhin schwarze Zahlen und produziert auch in Corona-Zeiten voll. Es darf nicht den irrsinnigen Schließungsplänen des Voith Konzerns zum Opfer fallen. Diese Schließung ist betriebswirtschaftlich nicht notwendig und menschlicher Wahnsinn. Wir werden diesem Irrsinn nicht tatenlos zusehen.“ Gil betont allerdings auch, dass die Türen für Gespräche weiterhin offenstehen: „Wenn das Management einlenken will, dann sind allerdings nur noch wenige Tage Zeit.“

Bereits im Oktober 2019 hatte Voith seine Schließungspläne für das Werk in Sonthofen bekannt gemacht. Das Werk produziert Spezialgetriebe, erreichte in 2019 seine Umsatzziele und schrieb schwarze Zahlen. Dennoch soll die Produktion an andere Standorte verlagert werden, um Kosten zu sparen. Seitdem kämpfen IG Metall und Beschäftigte für den Erhalt des Werkes und bekommen dabei viel Unterstützung aus der gesamten Region.

 

Statement von VOITH aus Heidenheim im Wortlaut:

Der weltweit agierende Technologiekonzern Voith gab Mitte Oktober 2019 bekannt, umfangreiche Strukturanpassungen an deutschen Standorten seines Konzernbereichs Voith Turbo vornehmen zu wollen, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Bereichs langfristig zu sichern. Hierzu ist unter anderem geplant, die Produktion in Sonthofen bis Ende 2020 einzustellen. Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite haben sich in den vergangenen Wochen intensiv zu den notwendigen Anpassungen der Aufstellung von Voith Turbo in Deutschland ausgetauscht.
 
Trotz des einvernehmlichen, mit dem Voith-Turbo-Gesamtbetriebsrat abgestimmten Vorgehens im Rahmen des Einigungsstellenverfahrens hat die IG Metall Allgäu ihre Mitglieder im Werk Sonthofen vom 16. bis 17. April zu einer Urabstimmung aufgerufen. Die Mehrheit der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter am Voith Standort Sonthofen stimmte für eine unbefristete Arbeitsniederlegung im Werk.
 
Eine Eskalation in Form eines Streiks ist aus Sicht des Unternehmens aufgrund der hiermit verbundenen Schäden gerade für den Standort Sonthofen und seine Mitarbeiter das falsche Mittel. Aktuell prüft das Unternehmen auch, inwieweit ein Arbeitskampf rechtlich überhaupt zulässig ist.
 
Losgelöst von der Corona-Pandemie führen derzeit eine deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Voith Turbo Standorte liegende Abwesenheitsquote sowie Warnstreiks im Sonthofener Werk zu massiven Produktionsrückständen. Während Voith an anderen deutschen Standorten anlässlich der weitreichenden Folgen der COVID-19-Pandemie die Einführung von Kurzarbeit plant, kommt es bereits heute im Werk Sonthofen, bedingt durch diese sehr hohen Fehlzeiten, zu Lieferengpässen. Voith wird trotz dieser Umstände alle Kundenaufträge im vorhergesehenen Zeitraum abwickeln und die Produktion – soweit erforderlich auch unter Einbeziehung anderer Konzernstandorte – aufrechterhalten.
 
Unabhängig von einem Streikaufruf am Standort Sonthofen werden die Konzernbereichsleitung von Voith Turbo und der Gesamtbetriebsrat den in den vergangenen Wochen intensivierten Austausch zu den notwendigen Anpassungen der Aufstellung von Voith Turbo in Deutschland fortsetzen.
 
Hierbei verhandeln die beteiligten Parteien nun wie geplant im Rahmen des Einigungsstellenverfahrens über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan. Gemeinsames Ziel der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite ist es, zeitnah Planungssicherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen und ihnen konkrete Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.


Tags:
voith arbeitskampf gewerkschaft allgäu


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