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Sonnenalp im Oberallgäu
(Bildquelle: AllgäuHIT | Christian Veit)
 
Oberallgäu - Ofterschwang
Donnerstag, 3. Dezember 2020
Ein Bericht von Maren Bestehorn

Sonnenalp im Oberallgäu im Lockdown

Je länger der aktuelle Lockdown andauert, desto schwieriger wird die Situation für die Firmen in unserer Region. Vor allem sind es harte Zeiten für die Gastronomie und die Hotelbranche, bei der die Einnahmen komplett wegfallen. Eines der größten und prestigeträchtigsten Hotels im Oberallgäu ist die Sonnenalp und wir haben bei Michael Fäßler nachgefragt, wie die Situation für ihn ist.

Radio AllgäuHIT: Herr Fäßler, wie sieht es denn aktuell in der Sonnenalp aus?

Michael Fäßler: Die Sonnenalp ist ein Geisterschloss. Meine Frau und ich konnten in den ersten Tagen nicht hinein gehen, denn es drückte uns die Tränen in die Augen. Gerade weil wir wirklich alles getan haben, um auch für die Mitarbeiter offen zu bleiben, fällt es uns sehr schwer. Wir haben mit allen Firmen 700 Mitarbeiter und da hängen Familien, Erfolge und andere Firmen dran, die Umsätze verlieren. Das gilt zum Beispiel auch für die Handwerker und Lieferanten. Das ist eine ganz schreckliche psychische Situation für uns, die wir kaum bewältigen können. Daher ist das auch ein Grund warum ich meine politischen Ämter abgegeben habe, denn ich muss mich jetzt um Familie und Mitarbeiter kümmern, damit wir das mit vereinten Kräften überhaupt noch verkraften können. 


Radio AllgäuHIT: Haben Sie für den Lockdown über Essen to-go oder einen Lieferservice nachgedacht?

Michael Fäßler: Das Konzept Essen-to-go funktioniert in Ballungszentren. Für uns ist das schwierig, denn wir müssten die Ausrüstung dazu kaufen und die Menschen müssten viele Kilometer fahren, um sich das Essen aus der Sonnenalp zu holen, da wir mitten auf dem Land sind. Dieses Geschäft muss man denen lassen, die an der richtigen Stelle sind, bereits ausgerüstet sind und das Geschäft verstehen, aber das ist kein Businessgeschäft mit dem man 700 Mitarbeiter beschäftigen kann.


Radio AllgäuHIT: Haben Sie staatliche Unterstützungen bekommen?

Michael Fäßler: Die Staatshilfen sind bis jetzt noch nicht angekommen, weil wir eine gewisse Größe haben, die ins EU-Recht fällt. Dadurch sind wir für diese Hilfen erstmal ausgeschlossen und das tut uns sehr weh, weil wir uns dahingehend benachteiligt fühlen.


Radio AllgäuHIT: Was würden Sie den mit staatlichen Unterstützungen machen?

Michael Fäßler: Wenn Hilfen bei uns ankommen, werden wir damit zunächst die Kosten decken, die auch angefallen sind. Ein Hotel ohne Gäste und Mitarbeiter in Betrieb zu halten, kostet sehr viel Geld. Aktuell haben wir beispielsweise einen Wasserrohrbruch, obwohl wir alle drei Tage versucht haben, die Leitungen durchzuspülen und zu lüften. Nun haben wir einen Wasserschaden über vier Etagen, der viel zu spät entdeckt worden ist. Wir müssen das Gebäude Tag und Nacht bewachen, die Maschinen am Laufen halten und die Schwimmbäder auf niedriger Temperatur halten, damit uns diese nicht einfrieren. Das ist ein fünfstelliger Betrag, der jeden Tag anfällt und den wir nicht vermeiden können. Das sind Kosten die ohne einen Cent Umsatz enstehen und daher gibt es vieles zum Ausgleichen.


Radio AllgäuHIT: Machen sie sich Sorgen um die Zukunft?

Michael Fäßler: Man braucht sich keine Sorgen zu machen, wenn der Lockdown nicht all zu lange dauert. Wir sind ein grundsolides Unternehmen, das seit 100 Jahren in Familienhand ist und unsere Mitarbeiter konnten sich immer auf uns verlassen. Wir werden dafür Sorgen, dass alle ihren Arbeitsplatz behalten können, wenn wir wieder aufmachen dürfen. Wir wissen von unseren Gästen, die seit Jahrzehnten zu uns kommen, dass sie nur darauf warten wieder zu uns kommen zu dürfen und dass sie mit uns leiden. Wir haben auch Briefe erhalten, die bestätigen, dass sich unsere Gäste im Sommer bei uns sicher gefühlt haben und dass sie nirgendwo anders hingehen würden, weil sie wissen, dass das Konzept hier funktioniert. Daher mache ich mir für die Zukunft weniger Sorgen, wenn der Lockdown nicht zu lange dauert.


Radio AllgäuHIT: Was wünschen sie sich für die nächste Zeit?

Michael Fäßler: Ich wünsche mir vor allem für alle Zuhörer und Menschen, die gerne gearbeitet haben, denen ihre Arbeit fehlt und denen der Kontakt zu Freunden fehlt, dass sie die Politiker darauf aufmerksam machen. Ich wünsche mir, dass sie den Politikern verdeutlichen, dass es auch noch etwas anderes als Lockdown und wirtschaftliche Fragen gibt. Es geht um Menschen, die ihr Leben und ihre Freiheit zurück haben wollen.Wichtig ist, dass wenn wir ein Stück zurück gewinnen, dass wir vorsichtig bleiben und nicht über die Stränge schlagen. Schließlich wollen wir nie wieder soetwas ertragen müssen, was wir die letzten Monate ertragen haben.


Tags:
allgäu oberallgäu sonnenalp michael fäßler


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