Bockbierfest begeistert in Oberstdorf

Schenkelklopfer, hintersinniger Humor und viele Anspielungen zwischen den Zeilen: Das Bockbierfest in der ausverkauften Oybele-Halle in Oberstdorf hat am Samstag das Publikum begeistert. Ob Landes-, Landkreis- oder Gemeindepolitiker - allesamt bekamen von Pfarrer Stützle samt Gehilfen auch in diesem Jahr kräftig die Leviten gelesen. Dazu gab es reichlich Weltmeister-Bock vom Hirschbräu aus Sonthofen, nachdem Bürgermeister Laurent Mies das Faß mit zwei Schlägen angezapft hatte. Traditionell sprach er danach seine eigene Variante von "O`zapft is": "Es ist angezapft!", ertönte es vom Oberstdorfer Bürgermeister, der ursprünglich aus Norddeutschland stammt.

Pfarrer Stützle scheint über das vergangene Jahr eitler geworden zu sein. Unter der in seinen Augen all zu weltlichen Musik des "Bayerischen Defiliermarsches" wollte er nicht in die Halle einziehen, da mussten schon Orgelklänge ertönen. Erst dann ließ er sich - natürlich im Rollwagen - zur Bühne fahren. 
Der neue Oberstdorfer Tourismuschef, Horst Graf, musste gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf den Beichtschemel und bekam vom Pfarrer so einiges zu hören. Wobei es Pfarrer Stützle wohl eher gut mit ihm meinte und ihn gleich vorwarnte, ob er denn wisse, auf welchem Schleudersitz er überhaupt sitze. Aber nach seiner Tätigkeit im Ostsee-Ort Binz auf Rügen dürfte er stürmische Zeiten und kalte Schauer ja gewohnt sein. Daran werde sich in Oberstdorf nicht großartig viel ändern, meinte Pfarrer Stützle.

Zumal der Kutscher alias Franz Bisle schon zuvor festgestellt hatte, dass Horst Graf die Jahre vor seiner Funktion in Bad Wörishofen im Gästehaus Binz in Oberstdorf abgesessen habe. Auch der Lidl-Neubau, der das Ortsbild verschandle, könnte doch aufgepeppt werden. Man müsse von Seiten des Gemeinderats nur die richtigen Auflagen machen, bspw. drei alte Tankstellen aufzustellen. Dies passe viel besser ins Ortsbild - eine Anlehnung an die Tankstellen in der Sonthofer Straße. Zumal Pfarrer Stützle bei der Auswahl seines Gehilfen, dem Kutscher, darauf geachtet hatte, bloß keinen Oberstdorfer zu nehmen. Daher habe er sich für einen absoluten Unterländer entschieden: Einen Langenwanger.

Das Theaterstück stand heuer unter dem Motto "Hochzeit". Bürgermeister Laurent O. Mies musste auf der Bühne auf Brautschau gehen. Freie Wähler-Europaabgeordnete Ulrike Müller passte nicht so recht, schließlich habe sie vor Jahren die Jungfrau Maria gespielt. Sie schied also aus und war auch diesmal Maria - auf ihrem Ehrenplatz neben dem "Brautvater", Landrat Toni Klotz. SPD-Gemeinderätin Bäuerle passte eher ins Brautschema, aber auch sie musste das Feld räumen, schließlich konnte sie nicht genügend Fraktionsstimmen einbringen - die geforderte Mitgift. Die Wahl fiel schließlich auf Rudolf Götzberger, den Vorsitzenden vom Verein der Gartenfreunde in Oberstdorf. Mit blonder Perücke machte er eine, sagen wir, ordentliche Figur. Auch Altpfarrer Guggenberger war aus seinem Alterssitz Murnau angereist und durfte noch einmal mit auf die Bühne neben zahlreichen aktuellen und ehemaligen Gemeinderatsmitgliedern, Bürgermeistern, Kreisräten Landtagsabgeordneten und Staatssekretären. 

Insgesamt haben sich die Verantwortlichen in Oberstdorf wieder einmal selbst übertroffen. Hinzu kommt: Dieses Jahr war das Stück deutlich durchgängiger, die Pause sinnvoller gestaltet. Bis spät in die Nacht wurde gefeiert. Die Uhrumstellung spielte für viele Oberstdorfer kaum eine Rolle.

AllgäuHIT-Bildergalerie
Bockbierfest Oberstdorf 2017