Moderator: Hits der 70er bis Heute
Sendung: AllgäuHIT am Wochenende
 
 
Das Notfallsymposium des Klinikums Memmingen in der Stadthalle
(Bildquelle: Eva Maria Häfele)
 
Memmingen
Montag, 23. September 2013

Notfallgäu ein voller Erfolg

Ein Massenanfall von Verletzten nach einem Zugunglück - Wen versorge ich als Sanitäter als erstes? Ein Kind droht vor mir zu ersticken - Was ist zu tun? Amokalarm an einer Memminger Schule - Wie regiert das Krankenhaus? Diese und weitere Themen wurden beim zweiten Notfallsymposium des Klinikums Memmingen in der Stadthalle behandelt, wo Experten aus Süddeutschland und dem angrenzenden Ausland unter dem Slogan „Notfallgäu“ Rettungskräfte, Ärzte und Krankenpflegemitarbeiter über die neuesten Standards in der Versorgung und Therapie von Notfallpatienten informierten.

In den ersten Minuten nach einem schweren Zugunglück sind meist weder die Manpower noch die erforderlichen Materialien zum Versorgen der vielen Patienten vor Ort. Wie gehe ich also vor, wenn ich als Sanitäter als einer der Ersten am Einsatzort eintreffe und Dutzende auf meine Hilfe warten? Wen versorge ich als erstes? Und wie gründlich tue ich das? Referent Daniel Kalff vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn präsentiert den Teilnehmern beim Memminger Notfallsymposium ein Schulungssystem, mit dem solche Krisensituationen geübt werden können, um im Notfall professionell handeln zu können. „Einen Verletzten in die stabile Seitenlage zu legen, kann lebensrettend
sein und dauert nur wenige Sekunden“, erklärt Kalff, „Fange ich aber an, seinen Blutdruck zu messen, kostet mich das eine ganze Minute.“ Kalff ermuntert, solche speziellen Entscheidungsfindungen zu trainieren, um im Ernstfall gut gerüstet zu sein.

Um gut gerüstet zu sein, wenn ein Patient zu ersticken droht, üben die Symposiumsbesucher aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz in verschiedenen Workshops. Mit Hilfe von rohem Fleisch aus der Metzgerei lernen sie, wie ein Luftröhrenschnitt am Hals eines Verletzten korrekt durchgeführt wird, an Schweinebrustkörben üben sie, wie man im Notfall Drainagen (Schläuche) in die Lunge legt, um angestautes Blut abzusaugen. An Demonstrationspuppen trainieren die Teilnehmer, mit welcher Schlagund Drücktechnik auf Rücken und Lunge es zu schaffen ist, Fremdkörper wie Nüsse oder Karottenstücke aus der Luftröhre von Kindern zu
bekommen.

Kommt ein stark übergewichtiger Patient zur Untersuchung in die Klinik, stellt auch das die Verantwortlichen vor große Herausforderungen - nicht nur, weil der Patient meist „Scham empfindet, wenn er sich auszuziehen muss“, wie Dr. Rainer Brydniak vom Schwarzwald-Baar-Klinkum in Villingen-Schwenningen erläutert. „Durch die dicken Handgelenke ist der
Puls schwieriger zu ertasten und eine normale Blutdruckmanschette reicht bei einem großen Oberarmumfang nicht aus“, erklärt der Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. „Auch den Lungenstatus zu erheben ist beim Abhören des adipösen Patienten aufgrund der Fettschicht schwieriger als bei Normalgewichtigen.“ Selbst Medikamente können in einem stark übergewichtigen Körper eine andere Wirkung zeigen, wie Symposiumsorganisator und Chefarzt der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie am Klinikum Memmingen, Professor Dr. Christian Schinkel, erklärt. Dennoch solle man sich dadurch nicht entmutigen lassen und versuchen, dem Patienten Scham und Angst zu nehmen.

Eine große Angst spielte beim Amokalarm an einer Memminger Schule mit, als ein 14-Jähriger im Mai vergangenen Jahres in der Mittelschule einen Schuss abgab und anschließend auf den Steinheimer Sportplatz flüchtete. Im Aufwachraum des Klinikums Memmingen wurden an diesem Tag vorsorglich vier Beatmungsplätze eingerichtet, um für eventuelle Schussopfer gerüstet zu sein. Außerdem wurden sicherheitshalber zwei Operationssäle für mögliche Verletzte frei gehalten und die personellen Kapazitäten erhöht, wie der Operationskoordinator und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie,
Professor Dr. Lars Fischer, Mitorganisator des Symposiums, erklärte. Nicht nur für das Fachpersonal, auch für Laien war beim zweiten Memminger Notfallsymposium etwas geboten: Im Foyer der Stadthalle fand für die Bevölkerung ein kostenloses Reanimationstraining im Rahmen der „Woche der Wiederbelebung“, einer Initiative der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie, statt. „Mit nur wenigen, einfachen Schritten kann ein Herzstillstand festgestellt, der Notruf gewählt und die Herzdruckmassage begonnen werden“, erklärt Anästhesist und Symposiumsorganisator Dr. Rupert Grashey. „Ein Großteil aller Herzstillstände findet im persönlichen Umfeld statt - zu Hause, beim Sport, bei der Arbeit. Durch die Übung wollen wir Ängste und Unsicherheiten bei der wichtigen Aufgabe von Ersthelfern abbauen“, betont Grashey.


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