Interview mit Pfarrer Andy Gatz zum Buß- und Bettag
Morgen am Mittwoch ist der Buß- und Bettag. Der evangelische Feiertag sorgt in der Allgäu-Bodensee-Region für Probleme, weil die Schüler frei haben, aber die meisten Erwachsenen zum arbeiten müssen. Was also tun in der aktuellen Zeit? Hat die evangelische Kirche einen Vorschlag? Wir haben mit Pfarrer Andy Gatz von der evangelischen Christuskirche Kempten darüber gesprochen.
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Radio AllgäuHit: Herr Gatz, wie kommt es zu der Problematik, dass die Schüler frei haben und die Eltern aber arbeiten müssen?
Pfarrer Andy Gatz: Bis 1995 war der Buß- und Bettag ein gesetzlicher Feiertag, der leider von der Politik zur Finanzierung der Pflegeversicherung geopfert wurde. Davor gab es dieses Problem nicht. Gerade in diesem Jahr kann ich die Nötigung der Eltern aber sehr gut verstehen. Sämtliche Überstunden und Urlaubstage sind schon aufgebraucht. Aufgrund der derzeitigen Beschränkung können auch wir -seitens der Kirche dieses Jahr leider nicht viel anbieten. Ich hoffe aber, dass sich die Familien untereinander aushelfen können. Allerdings fände ich in dieser speziellen Situation auch das Angebot einer Notbetreuung seitens der Schule sinnvoll.
Radio AllgäuHit: Warum ist der Buß- und Bettag dann auch noch heute relevant?
Pfarrer Andy Gatz: Der Buß- und Bettag ist noch relevant, weil kein Mensch vollkommen ist, weil jeder Fehler macht. Wir bekommen hier einen Denkanstoß, um unsere Fehler zu reflektieren. Der Buß- und Bettag erinnert daran, dass ich an jedem Tag umkehren kann und muss. Buße betrifft nicht nur den einzelnen, auch der Gemeinschaft tut Besinnung gut. Als evangelischer Feiertag bietet der Buß- und Bettag der Gesellschaft die Gelegenheit inne zu halten, den eingeschlagenen Kurs zu überprüfen und wenn nötig zu korrigieren.
Radio AllgäuHit: Was bietet die Christuskirche für den Buß- und Bettag an?
Pfarrer Andy Gatz: In der Christuskirche in Kempten St. Mang feiern wir um 19.00 Uhr einen Gottesdienst zum Buß- und Bettag. Ein zentraler Text in diesem Gottesdienst stammt von Diedrich Bonhoeffer. Es ist ein Glaubensbekenntnis, das für mich in diesem Jahr nochmal einmal ganz neu an Aktualität gewonnen hat. Ich glaube das Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will wie wir brauchen. Aber er gibt sie uns nicht im Vorraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf ihn verlassen. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
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