Moderator: Hits der 70er bis Heute
Sendung: AllgäuHIT am Wochenende
 
 
Links: Dr. Theo Waigel, Rechts: Dr. Gerd Müller, mittig Moderator
(Bildquelle: AllgäuHIT | Christian Veit)
 
Kempten
Dienstag, 26. März 2019
Ein Bericht von Christian Veit

Europaglaube als neue Religion - CSU in Kempten

Funktioniert ein Europa ohne christliche Werte? Wo sind der Migration Grenzen gesetzt? Nationalismus gegen Vereinigte Staaten von Europa. Dies waren die grundlegenden Hauptthemen der Veranstaltung der Initiative Gebet Allgäu e.V. am Abend im Kemptener Stadttheater. Klar, offen und wahr über Europa sprechen und zwar mit jedem, das war die Devise der beiden Redner, Dr. Gerd Müller und Dr. Theo Waigel. Mit einer klaren Positionierung gegen Nationalismus, hin zu einem gemeinsamen, starken Europa und mit Visionen für die Zukunft.

Die Veranstaltung begann um 19.04 Uhr mit der Begrüßung der über 400 anwesenden Gäste. Namentlich gesondert erwähnt wurden lediglich die Redner, Dr. Gerd Müller und Dr. Theo Waigel, der Bürgermeister von Kempten Thomas Kiechle (CSU) und die Ehefrau von Dr. Müller. Die Gattin wurde zur Begrüßung mit einer Anekdote über ihre Silber-Medaille im Riesenslalom vorgestellt. Es folgte eine knapp zehnminütige Einlage des ortsansässigen Chors. Diese sangen insgesamt vier Lieder, ohne Instrumente, dafür alle mit religiösem Hintergrund.

Danach betrat Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Bühne. In einer exakt 15-minütigen Rede sprach er über die drei Hauptthemen des Abends. Er begann mit Anekdoten über beide Weltkriege und seinem Vater, bzw. Großvater. Dabei ließ Gerd Müller verlauten, dass es ihm sehr viel bedeutete, als er kürzlich einen russischen Botschafter traf, dessen Vater ebenfalls im 2. Weltkrieg kämpfte. Er stand somit seinem russischen Pendant gegenüber. Ein augenöffnendes Ereignis, den Krieg aus der Sicht des Anderen zu sehen. Weiterhin beschrieb er dann, wie in der Nachkriegszeit sämtliche Staatsoberhäuter christlichen Glaubens waren und dieser somit maßgeblichen Einfluss hatte auf den Zusammenschluss der Länder, bis hin zu Europäischen Union, wie wir sie heute kennen. Zudem drückte er ein Lob an den weiteren Redner Dr. Theo Waigel aus für all seine Verdienste für Deutschland und die EU. Gleichzeitig appellierte Müller jedoch auch an die Jugend: Der aktuelle Frieden sei nicht selbstverständlich, als Beispiel führte er dazu den Balkankrieg 1994 an. Außerdem dankte Gerd Müller allen Flüchtlingshelfern. Er sei der Meinung "Keiner flieht ohne Grund aus seiner Heimat" und daher benötigen gerade die Flüchtlinge diese Unterstützung. Für die Zukunft forderte er Europa auf, klare Richtlinien zu schaffen für die zuvor angesprochenen Flüchtlinge. Zusätzlich solle Europa an Souveränität gewinnen und außerdem sei es zwingend notwendig, dass Europa eine Friedenskraft bleibe.

Als Ideen für die Zukunft nannte Dr. Gerd Müller folgende drei Punkte. Erstens, zweisprachige Schulen europaweit. Jedes Land solle seine eigene, nationale Sprache haben und eine einheitliche europäische, damit sich jeder in Europa mit jedem unterhalten, bzw. identifizieren könne. Zweitens, eine Möglichkeit zu schaffen, dass jeder bis zum Alter von 25 Jahren einen Zivildienst- oder Wehrdienst ablegen kann. Drittens, zum 18. Geburtstag solle jeder einen Interrailpass geschenkt bekommen, um Europa zu entdecken, sich gegenseitig kennen und lieben zu lernen. Erfahrungen seien um einiges mehr wert, als stur aus Büchern abzulesen, so der Entwicklungsminister. So endete die Rede von Gerd Müller und es betrat im Anschluss Dr. Theo Waigel die Bühne.

Theo Waigel eröffnete seine Rede locker, mit mehreren Späßen und einem kleinen Päckchen, was er mitgebracht hatte. Schnell kam er darauf auch zu sprechen. Es beinhaltete das Bajonette seines Vaters aus dem ersten Weltkrieg. Waigel erzählte nun von Christopher Clark, ein australischer Autor, der, laut Waigel, das beste Buch über den ersten Weltkrieg schrieb: "Die Schlafwandler". Waigel hatte in der Vergangenheit den Autor gefragt, welche Unterschiede auf der Welt heutzutage zu finden seien im Vergleich der Jahre 1918 und 2018. Die Antwort des Australiers war: die EU. Egal, wie viel über die EU diskutiert werde, so Waigel weiter, sie sei nicht selbstverständlich und sie sei etwas positives. Ein Austritt, wie er teils gefordert werde, sei nach Theo Waigel "Selbstmord". Seines Erachtens macht die EU ein Bajonette unnötig. Er erzählte weiter, wie 1946 bereits Müller und Bonnhöfer die Vision einer europaweiten Währung gehabt hätten, in der Annahme, dass niemand einen Staat angreift, welcher dieselbe Währung hat, wie man selbst.

Als Ausblick für die Zukunft appellierte er daran, eine Antwort auf die Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu finden. Obgleich diese in Deutschland geringst sei, gäbe es andere Länder, die schwer unter dieser Problematik leiden würden. Im Zuge dieses Ausblicks räumte er auch einen Fehler seinerseits aus der Vergangenheit ein, nämlich, dass die Afrikapolitik schon sehr viel früher hätte ein Thema von höherem Stellenwert sein sollen, was nun aber durch die Arbeit von Dr. Gerd Müller aufgeholt werden soll. Außerdem mahnte er, dass Europa eine junge Elite für die Zukunft benötige und führte mit den jungen Franzosen und deren Aktionen gegen Marine Le Pen als Beispiel auf. Mit den Worten "Europa ist keine Religion, Europa kommt jedoch ohne Religion nicht aus." verließ Dr. Theo Waigel dann die Bühne.

Inzwischen zeigte die Uhr 19:54 Uhr an und die beiden Politiker fanden sich beide erneut auf der Bühne ein. Nun nahmen sie für etwa eine Stunde Fragen aus dem Publikum entgegen. Diese waren teils zuvor online eingereicht worden und teils direkt vom anwesenden Publikum per Mikrofon im Saal gestellt worden. Abwechselnd gaben jeweils Dr. Gerd Müller, als auch Dr. Theo Waigel zu jeder Frage ein Statement ab. Die abschließenden Worte der beiden gingen klar in eine Pro-Europa-Richtung. Waigel meinte, man müsse mit allen über Europa sprechen und gleichzeitig Vertretern von Europaaustretern widersprechen. Während Müller die Worte "Klarheit, Wahrheit und eine offene Aussprache pro Europa" in den Raum warf. 

Es folgte noch eine abschließende christliche Überleitung zum Gebet. Hierzu wurden Renate Deniffel, Bernhard Hesse, David Zorn und Martin Langenmaier auf die Bühne gerufen. Diese sprachen nacheinander ein Gebet, ehe der Abend mit einem Vater Unser geschlossen wurde.


Tags:
Politik Glaube Religion Europa


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