Moderator: Isabelle Tausend
Sendung: AllgäuHIT-Drivetime
mit Isabelle Tausend
 
 
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(Bildquelle: AllgäuHIT)
 
Bodensee - Lindau
Mittwoch, 11. März 2020

Stegmann: Wir können eine Ausbreitung nur verlangsamen!

Der Lindauer Landrat Elmar Stegmann hat sich in einem Schreiben an seinen Landkreis gewandt. Darin beschreibt er die aktuelle Situation hinsichtlich des Coronavirus. Außerdem geht er auf die derzeit am häufigsten gestellten Fragen ein.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

momentan sind im Landkreis Lindau (Bodensee) bis einschließlich Mittwoch, 11.03. drei Schulen geschlossen, eine Klasse vom Unterricht befreit und insgesamt etwa 90 Personen unter Quarantäne, davon knapp 60 Schülerinnen und Schüler. Im Zuge dessen erreichen uns viele Anfragen. Die zwei häufigsten Fragen sind: - Warum werden diese Schulen geschlossen und nicht auch andere oder Kindertagesstätten, die sich in der Nähe befinden? Sind die Kinder dort nicht gefährdet? - Warum sind die Maßnahmen so drastisch? Diese beiden Fragen zeigen, wie unterschiedlich die Menschen im Landkreis die Situation bewerten. Das Landratsamt hat eine Koordinierungsgruppe eingerichtet, die an 7 Tagen die Woche die Situation genau bewertet. Ich versichere Ihnen: Wir nehmen die Lage sehr ernst. Wir können eine Ausbreitung nur verlangsamen!

Das Robert Koch-Institut erfasst kontinuierlich die aktuelle Lage, bewertet alle Informationen und schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland ein. Die Gefährdung für die Gesundheit wird derzeit insgesamt als mäßig eingeschätzt. Diese Gefährdung variiert aber von Region zu Region. Die Wahrscheinlichkeit für schwere Krankheitsverläufe nimmt mit zunehmendem Alter und bestehenden Vorerkrankungen zu. Wir werden also nicht verhindern können, dass die Fallzahlen steigen und wir werden uns auch auf schwere Verläufe einstellen müssen. Unser Ziel ist es Infektionen so früh wie möglich zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen die weitere Ausbreitung des Virus soweit wie möglich zu verzögern. Sie sollten durch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen, wie die Reduzierung von sozialen Kontakten mit dem Ziel der Vermeidung von Infektionen im privaten, beruflichen und öffentlichen Bereich sowie eine Reduzierung der Reisetätigkeit ergänzt werden. Dadurch soll die Zahl der gleichzeitig Erkrankten so gering wie möglich gehalten und Zeit gewonnen werden, um weitere Vorbereitungen zu treffen, wie Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Gruppen, Behandlungskapazitäten in Kliniken zu erhöhen, Belastungsspitzen im Gesundheitssystem zu vermeiden und die Entwicklung antiviraler Medikamente und von Impfstoffen zu ermöglichen. Nicht jeder Kontakt ist ansteckend. Momentan herrscht große Sorge, dass man selbst oder ein liebes Familienmitglied einer Gesundheitsgefahr ausgesetzt ist. Dies ist eine besondere Situation. Von unserer Seite bitten wir um Besonnenheit. Nicht jeder beliebige Kontakt zu einer vermeintlich infizierten Person führt auch zu einer Übertragung des Virus.

Eine vorrübergehende Schulschließung beispielsweise ist ausdrücklich nicht gleichzusetzen mit einer konkreten Gefahr für die Kinder. Diese Maßnahme dient dazu, Zeit zu gewinnen und notwendige Erkenntnisse einzuholen und zu prüfen. Besonnenes Vorgehen ist wichtig! Jede Entscheidung hat große Auswirkungen. Bei einer generellen Schließung von Schulen und Einrichtungen gilt es abzuwägen. Durch die Schließung wird ein mögliches Restrisiko möglicherweise weiter reduziert. Eine Schließung ist nur dann sinnvoll, wenn es in der Schule einen Fall oder einen begründeten Verdachtsfall (Person hat Symptome und war in einem Risikogebiet oder Person war in engem Kontakt mit einer Person, bei der das Coronavirus nachgewiesen wurde) gibt und Zeit gebraucht wird, um Untersuchungsergebnisse abzuwarten oder Maßnahmen umzusetzen. Von einer Schulschließung ist eine hohe Anzahl von Personen betroffen. Je nachdem, ob die Eltern erwerbstätig sind, kann dies große Auswirkungen haben, zum Beispiel dann, wenn die Eltern im medizinischen oder pflegerischen Bereich tätig sind. Da wir das Coronavirus nicht aufhalten, sondern nur die Ausbreitung verlangsamen können, müssen wir diese Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Leben und die Versorgung hilfsbedürftiger Menschen bei unseren Entscheidungen mitberücksichtigen. So verhalte ich mich, wenn meine Schule oder Einrichtung geschlossen wurde: Auch wenn keine Quarantäne angeordnet, sondern nur freiwillig empfohlen wurde, sollten die Betroffenen die Regeln der häuslichen Quarantäne beachten, das heißt zuhause bleiben, enge Kontakte vermeiden und Hygienemaßnahmen beachten. Laut Gesetz dürfen diese Kinder zwar „draußen herumspringen“ allerdings bitten wir die Eltern/Erziehungsberechtigten im eigenen Interesse dafür zu sorgen, dass die Kinder freiwillig auf möglichst alle sozialen Kontakte verzichten. Dazu gehören auch private Termine, wie der private Musikunterricht oder das Treffen mit Freunden. Hier sind wir auf die aktive Mithilfe der Eltern angewiesen.

Neue Entwicklungen werden von uns immer an die Presse weitergegeben, auf unserer Internetseite www.landkreis-lindau.de online gestellt und über Facebook verbreitet. Auch auf meiner persönlichen Facebookseite „Landrat Elmar Stegmann“ informiere ich regelmäßig über die neuesten Entwicklungen im Landkreis Lindau (Bodensee).

Es grüßt Sie Ihr Elmar Stegmann Landrat 


Tags:
Corona Landrat Schreiben Landkreis


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