Aufstiegsrunde der Eishockey-Bayernliga
Darf man ein Heimspiel mit 1:6 verlieren und anschließend nicht am Boden zerstört sein? Man darf, wenn man sich so wehrt, wie der EV Lindau gegen den absoluten Topfavoriten auf den Aufstieg, den ERC Sonthofen.
"Natürlich rennt hier nach so einer Klatsche keiner lachend durch die Gegend, aber wir müssen uns auch nicht verkriechen: Wir haben gegen einen überragenden Gegner gespielt und uns dabei nie aufgegeben", sagt der sportliche Leiter der Islanders, Bernd Wucher. "Wenn sich kurz vor Schluss noch Spieler bei doppelter Unterzahl in Schüsse werfen um das 0:7 zu verhindern, spricht das eher für als gegen die Mannschaft."
Weh tat die deutliche Derby- Niederlage vor 985 Zuschauern dennoch, "weil wir nicht so gut wie am Freitag in Sonthofen gespielt haben", sagte Team-Manager Sebastian Schwarzbart. "Wir wollten etwas aktiver sein und unsere Chance auf einen Überraschung suchen, aber dafür sind wir läuferisch am Anfang nicht ins Spiel gekommen." Das mag einerseits daran gelegen haben, dass drei Spieler aufliefen, die den Samstag krank im Bett verbrachten, aber auch daran, dass Sonthofen im Vergleich zum Freitag noch einmal einen Gang zulegte und der EVL eben keine zweimal hintereinander eine Topleistung wie im Hinspiel abliefern kann.
Die Bulls nutzten gleich die erste Überzahlchance nach vier Minuten durch zum 0:1 durch Ryan Martens, was bei den Islanders für viel Respekt sorgte. Dazu nutzten die Gäste konsequent die Räume, die der EVL diesmal im Willen, zum Derby vor den eigenen Fans offensiv etwas beizutragen, zu sehr überließ. Der ERC, der sich mit dem Sieg schon frühzeitig für das Play-Off Halbfinale qualifizierte, entschied die Partie dann innerhalb von drei Minuten. Nicht nur, dass die Bulls mit einem Doppelschlag in der 18. und 19. Minute Ende des ersten Drittels durch Christian Tarrach und Marc Sill auf 0:3 stellten - nur 36 Sekunden nach Wiederbeginn erhöhte Florian Bindl auf 0:4. "Die waren eiskalt - Minus 20 Grad würde ich sagen", beurteilte Bernd Wucher die Chancenverwertung des Gegners.
Spätestens hier war klar, dass es für die Islanders nur noch um Schadensbegrenzung ging. "Das war das Gute, was wir mitnehmen. Wir haben nie aufgehört zu kämpfen und in der zweiten Hälfte der Partie noch ganz ordentlich mitgespielt", sagte Schwarzbart. Was nichts daran änderte, dass die Gäste bei ihrem wahrscheinlich letzten Auftritt für längere Zeit am Bodensee, noch zwei Treffer drauf setzten. Für den Aufsteiger in Spe trafen Christian Krötz und Ryan Martens.
Aber auch die Lindauer Fans durften wenigstens einmal jubeln. Selten hatte der Begriff "Ehrentreffer" so sehr seine Berechtigung wie beim 1:6 von Zdenek Cech zwei Minuten vor dem Ende. Ein deutliches Resultat, dass die Welten aufzeigt, die zwischen dem Ersten und dem Fünften der Bayernliga liegen. Die ohnehin nur noch theoretischen Chancen der Islanders auf das Halbfinale sind damit dahin. Auch das konnte aber niemand enttäuschen, denn bei der erstmaligen Teilnahme an der Aufstiegsrunde ging es für den EVL in erster Linie ums Lernen. Und der ERC Sonthofen war dabei ein guter, aber auch strenger Lehrer.
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