Zwei Fälle von "Love Scamming" im Allgäu gemeldet
Zwei Fälle von „Love Scamming“ oder „Romance Scamming“ beschäftigen die Ermittler in Günzburg und Oberallgäu. Beiden Fällen ist gemein, dass unbekannte Täter sich das Vertrauen von Geschädigten über einen längeren Zeitraum erschleichen, um diese dann zu einer Überweisung zu drängen.
Der Günzburger Fall
Im März 2020 nahm ein Mann über ein Datingportal Kontakt zu einer angeblichen Französin auf. Nach mehreren Monaten der Kommunikation schilderte die Frau, finanzielle Probleme zu haben. Der Mann überwies kleinere Beträge auf ausländische Konten. Die Frau gab wiederum einige Wochen später an, ein Erbe antreten zu können, allerdings nur, wenn sie genug Geld habe, um die Gebühren zu bezahlen. Auch hier überwies der Mann Geld.
Perfide wurde die Masche dadurch, dass sich ein angeblich französischer Polizist meldete, der angab, dass der Mann einer Betrügerbande aufgesessen sei. Allerdings sei ein Teil seines Geldes von der französischen Polizei sichergestellt worden und er könne dieses zurückbekommen. Dazu müsse für ihn ein Konto in Frankreich eingerichtet werden. Um das erfolgreich zu tun, müsse der Mann noch einmal eine letzte Summe überweisen.
Nachdem der Mann die Anweisungen bei der richtigen französischen Polizei überprüfte, wiesen ihn die Beamten dort darauf hin, dass auch der letzte Kontakt von einem Betrüger stammte.
Der Oberallgäuer Fall
Bereits im Februar hatte eine Frau einen angeblichen Ingenieur aus Kalifornien über soziale Medien im Internet kennengelernt. Der Mann gab im Laufe der mehrere Wochen dauernden Konversationen mit der Frau an, demnächst eine Festanstellung im Raum Bayern zu erhalten. Hierfür solle die Geschädigte zur Vorbereitung der Ankunft des Mannes schon einmal ein Paket in Empfang nehmen, das persönliche Gegenstände und Geld enthalte. Das Geld solle die Frau dann für den Mann auf ein Konto einzahlen.
Wenig später meldete sich angeblich der Zoll bei der Geschädigten, die für die erfolgreiche Zustellung der Sendung einen vierstelligen Betrag an Zollgebühren überweisen sollte. Dieser Aufforderung kam die Geschädigte nach und wurde hierauf erneut aus gleichem Anlass von dem unbekannten Täter kontaktiert. Die Frau durchschaute den Betrug und sah von einer weiteren Zahlung ab.
Die Masche
Das Phänomen ist bei der Polizei als „Love Scamming“ oder „Romance Scamming“ bekannt und beschäftigte die Ermittler vor allem Mitte des letzten Jahrzehnts. Danach ebbte die Welle ab und wurde von neueren Phänomenen wie beispielsweise den „Falschen Polizeibeamten“ abgelöst. Mittlerweile erlebt die Geschichte der falschen Liebschaften wieder eine Art Comeback - das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West verzeichnete im Jahr 2019 zehn Ermittlungsverfahren, 2020 sind es bereits weit über 100. In vielen Fällen entstand dabei ein finanzieller Schaden bei den Geschädigten, 2019 erbeuteten die Täter aus sieben Fällen über 50.000 Euro, 2020 aus mehr als 80 Fällen bereits mehr als 1.050.000 Euro!
Die Opfer trauen sich aufgrund der intimen Details aus der Kommunikation oft nicht, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten.
Der Hintergrund
Die Angesprochenen werden mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft. Es entsteht im Verlauf der Zeit eine emotionale Abhängigkeit beziehungsweise eine Beziehung zum Unbekannten – auf einmal kommt ein vermeintlicher Notfall oder eine finanzielle Notlage in das Leben der neuen Liebe. Helfen kann nur das Opfer – mit dem eigenen Geld.
Die Empfehlungen
Grundsätzlich sollte man Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen. Gerade im Internet tummeln sich viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen viel Geld verdienen wollen. Seien Sie also immer misstrauisch bei unglaublichen Angeboten.
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