Wohnungsnot für Geringverdiener im Allgäu
Wohnungsnot ist kein neues Phänomen, doch in den letzten Jahren wird sie immer brisanter und große Wohnungsgesellschaften nutzen diese Situation gnadenlos aus. Wir sprechen mit Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts, sie haben gerade erst eine Analyse der Wohnungssituation im Allgäu durchgeführt.
Radio AllgäuHIT: Herr Günther, wo liegt das Problem?
Matthias Günther: Das Problem liegt darin, dass der Staat über die Kosten der Unterkunft die er trägt, über die Jobcenter, jede Miete akzeptieren muss bei der Wohnungsknappheit die wir heute haben und er hat selber keine Wohnungen mehr. Das ist eben ein Problem was die Mieten im unteren Bereich doch deutlich nach oben getrieben hat in den letzten Jahren.
Radio AllgäuHIT: Können sie ein paar Zahlen vom Allgäu nennen?
Matthias Günther: Wenn wir zum Beispiel solche Regionen nehmen wie zum Beispiel den Kreis Oberallgäu, dort lag die Steigung der Unterkunftskosten in den letzten 6 Jahren bei 26% während die allgemeinen Verbraucherpreise, also die Lebenshaltungskosten nur um 6,5% gestiegen sind. Das sind schon Werte die sehr stark nach oben gehen und der Kreis Oberallgäu ist da eher einer mit niedrigen Werten. Im Unterallgäu da sind wir schon bei 38,2%, im Ostallgäukreis bei 31,7%, also es ist schon ziemlich dramatisch wie die Kostensteigerungen in diesem Bereich sind.
Radio AllgäuHIT: Wer ist denn auf diese Wohnungen angewiesen?
Matthias Günther: Das fatale dabei ist ja, die Jobcenter finanzieren Wohnungen einfachen Standarts. Es sind nicht nur Harz4 Bezieher die um diese Wohnungen konkurieren sondern auch eine Menge anderer Haushalte mit niedrigem Einkommen die dringend auf einfache Wohnungen angewiesen sind und für die verteuert sich jetzt natürlich das Wohnen auch. Denn es handelt sich ja hier nicht um Wiedervermietungs-Mieten sondern das sind im Grunde genommen die Mieten über den gesamten Bestand der Kosten der Unterkunftswohnung die die Jobcenter hier übernehmen.
Radio AllgäuHIT: Wie könnte man einen weiteren Anstieg verhindern?
Matthias Günther: Naja gut es ist ja nicht neu, dass schon seit Jahren gefordert wird mehr sozialen Wohnungsbau zu betreiben, dass man endlich damit aufhört öffentliche Wohnungen zu privatisieren was ja im großen Stil dazu beigetragen hat, dass der Staat eben selber nicht mehr über Wohnungen verfügt. Die Wohnungsgroßunternehmen wie "Wohnovia"oder die "Deutsche Wohnen" konnten ja nur entstehen weil im großen Stil Wohnungen privatisiert wurden die ehemals öffentliches Eigentum waren. Und wir sehen das eigentlich ganz deutlich auch dort wo wir sehr viele Genossenschaften haben und starke öffentliche Wohnungsgesellschaften, dort sind die Anstiege in der Regel dann deutlich niedriger.
Radio AllgäuHIT: Was hat es mit dem Gütesiegel "Mein Fairmieter" auf sich?
Matthias Günther: Ja das ist so ein Punkt wo wir in den letzten Jahren immer stärker gemerkt haben, dass sich viele öffentliche Wohnungsunternehmen, kirchliche Wohnungsunternehmen und auch Genossenschaften, nicht mehr so richtig in der Öffentlichkeit wiedergegeben sehen weil sie einfach in den Großen Topf der "gierigen Vermietern" geworfen wurden, wobei die meisten tatsächlich nach wie vor zu ihrer sozialen Verantwortung stehen, es fehlt aber in der Öffentlichkeit die Unterscheidbarkeit. Und um das wieder herzustellen haben wir dieses Mietergütesiegel "Mein Fairmieter" ins Leben gerufen.
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